• 23. Juli 2016 · 16:05 Uhr

Formel 1 Ungarn 2016: Polesetter nach Chaos-Quali unbekannt

Nico Rosberg muss nach Bestzeit im Hungaroring-Qualifying mit einer Strafe rechnen, dann würde Lewis Hamilton die Pole erben - Viermal Rot in Q1

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg fuhr in einem dramatischen Qualifying zum Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring (Formel 1 2016 live im Ticker) die Bestzeit. Ob der Mercedes-Fahrer im Rennen am Sonntag aber auch auf Pole-Position stehen wird, das ist noch unklar. Denn die FIA-Rennkommissare untersuchen einen Zwischenfall in der entscheidenden Phase von Q3, bei dem Rosberg unter Gelb eine Zeitenverbesserung erzielt hat.

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Nico Rosberg fuhr Bestzeit, aber darf er morgen auch von der Pole starten? Zoom Download

"Ja, da war Doppel-Gelb, aber ich bin sehr, sehr stark vom Gas gegangen. Ich mache mir keine Sorgen", gibt sich Rosberg unbesorgt. Der Blick auf die Sektorenzeiten sagt etwas anderes aus: Während Hamilton in 36,653 Sekunden gestoppt wurde, benötigte Rosberg für den strittigen Abschnitt nur 28,759 Sekunden. Zum Vergleich: Sogar im völlig trockenen Abschlusstraining am Samstagvormittag hatte er dort eine Bestzeit von 28,858 Sekunden erzielt!

Die Konkurrenz tobt und fordert eine harte Strafe: "Doppelt gelbe Flaggen bedeutet: Er muss zum Anhalten bereit sein", erklärt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko. "Das ist eine Farce! Ich bin gespannt, ob da endlich reagiert wird." Mercedes-Sportchef Toto Wolff hält dagegen: "Nico ist vom Gas gegangen. Sollte in Ordnung sein." Und Niki Lauda ergänzt: "Nach unseren Daten ist er langsamer geworden. Wie viel, das ist die große Frage. Aber hat auf jeden Fall gelupft."

Vielleicht ist die drohende Strafe auch der Grund dafür, dass Hamilton trotz der verlorenen Pole bei der Top-3-PK guter Dinge war. Der viermalige Hungaroring-Sieger sah schon wie der sichere Polesetter aus, als sich Fernando Alonso (7./McLaren/1,323) drehte und Doppel-Gelb im zweiten Sektor auslöste, hatte andererseits aber auch Glück, überhaupt in Q3 dabei zu sein. Denn nach einem Fahrfehler in Q2 war Hamilton nur als Zehnter ins Pole-Finale aufgestiegen.

Erster Verfolger der Silberpfeile waren wie erwartet die beiden Red Bulls, die schon am Samstagmorgen nahe an Mercedes dran waren. Daniel Ricciardos dritter Platz ist aber bittersüß, weil er in der letzten Runde bei der ersten Zwischenzeit sogar schneller war als der spätere Polesetter Rosberg. "Ich bin ein bisschen enttäuscht, denn ich glaube, ich wäre nahe an die Pole rangekommen", seufzt der Australier, dem am Ende 0,315 Sekunden fehlten.

Ebenfalls bitter: Sein Teamkollege Max Verstappen konnte in der Entscheidung gar nicht mehr auf eine schnelle Runde gehen, weil er in der Aufwärmrunde zu lange aufgehalten wurde. Laut Teamchef Christian Horner überquerte er die Ziellinie um 0,8 Sekunden zu spät. Immerhin: Mit 0,592 Sekunden Rückstand blieb er zumindest auf Platz vier, weil sich Sebastian Vettel (Ferrari) aufgrund der gelben Flaggen im zweiten Sektor nicht mehr steigern konnte.

Vettel wiederum fühlt sich als Fünfter mit 0,909 Sekunden Rückstand unter Wert geschlagen. "Wir hätten locker Top 3 sein können", glaubt er und ärgert sich über Kandidaten wie Jenson Button (8./McLaren/+1,632), die es "einfach nicht geschafft haben, dann aus dem Weg zu gehen, wenn sie sich dafür entscheiden, ihre Runde abzubrechen. So konnte ich meine letzte Runde nicht zu Ende fahren. Sonst hätte es viel, viel besser ausgesehen."

Der Verkehr begleitete Vettel heute durch das ganze Qualifying, denn schon in Q1 hatte er mit seinem Team geschimpft, dass es "dumm" sei, ihn im Verkehr auf die Strecke zu schicken. Schlecht auch das Timing bei Teamkollege Kimi Räikkönen: Der Finne schied als 14. schon in Q2 aus, als die Strecke gerade am Abtrocknen war. Auf ständig schneller werdender Strecke war in jener Phase ein glückliches Händchen entscheidend.

Carlos Sainz (Toro Rosso/+1,166) war der Erste, der auf seinen letzten Q3-Run ging, und wurde für diesen Mut mit Platz sechs belohnt. Hinter ihm stehen die McLaren-Stars Fernando Alonso (+1,246) und Button, die die starken Trainingsleistungen wohl auch dank des Regens in das bisher beste Qualifying der modernen McLaren-Honda-Ära umsetzen konnten. Aber die Kirche bleibt im Dorf: "Die Teams vor uns sind viel zu schnell", gibt Button zu.

Abgerundet wurden die Top 10 von Nico Hülkenberg (Force India/+1,858), der im teaminternen Stallduell gegen Sergio Perez (13.) wieder mit 6:5 in Führung geht, und Valtteri Bottas (Williams/+2,217), der in Q2 als Erster den Mut hatte, auf Slicks zu wechseln. Sein Teamkollege Felipe Massa war davor der Erste auf Intermediates gewesen - und rutschte auf einem nassen Randstein in die Barrieren: Platz 18, Aus bereits in Q1.

Q1 musste übrigens gleich viermal unterbrochen werden. Zuerst begann die Session wegen des starken Regens um 20 Minuten verspätet. Schon nach wenigen Minuten war dann zum ersten Mal Schluss, als der Regen zu stark und die Sicht zu schlecht wurde. Rot #2 löste Marcus Ericsson (20./Sauber) aus, der wie vor zwei Wochen in Silverstone crashte. Bei Rot #3 war Massa der Übeltäter, bei Rot #4 Rio Haryanto (22.).

Nach Haryantos Crash wurde die Session nicht mehr neu gestartet. Opfer dieser ständigen Unterbrechungen waren zum Beispiel Jolyon Palmer (17./Renault), der Sensationszehnte des Samstagvormittags, oder auch Pascal Wehrlein (21./Manor), dessen schnellste Runde am Ende auf Top-10-Niveau gewesen wäre. Aber Palmer und Wehrlein fuhren erst über die Ziellinie, als wegen Haryanto schon Rot #4 ausgelöst war.

Für morgen wird übrigens kein Regen erwartet. "Wenn hat nur Red Bull die Chance, Mercedes ein bisschen zu ärgern", prognostiziert 'RTL'-Experte Timo Glock und ergänzt, dass selbst Ricciardo und Verstappen den Silberpfeilen "natürlich nur über die Strategie und über die Distanz" gefährlich werden können. Die Grundlage dafür sei am Freitag sichtbar geworden: "Wir haben gesehen, dass die Lonrun-Pace von Nico überragend gut war."

Mercedes-intern sei hingegen alles möglich: "Überholen ist hier nicht einfach", analysiert Glock. "Der Nachteil der Pole hier ist, dass der Weg zur ersten Kurve sehr lang ist. Das heißt, wenn sie beide einen guten Start haben, dann kann Lewis im Windschatten in der ersten Kurve attackieren. Auf der anderen Seite steht Nico auf der etwas saubereren Seite der Strecke. Das ist normalweise auch ein kleiner Vorteil."

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