• 18. Juli 2016 · 15:23 Uhr

Vor Budapest: Warum Mercedes Red Bull am meisten fürchtet

In der WM 2016 hat Mercedes schon jetzt einen komfortablen Vorsprung, doch das Formel-1-Rennen in Budapest und die zweite Saisonhälfte könnten schwierig werden

(Motorsport-Total.com) - Unbändiger Jubel auf der einen, tiefsitzender Frust auf der anderen Seite: Diese Paarung hat man bei Mercedes in der Formel-1-Saison 2016 schon häufiger erlebt. Beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone war es Lokalmatador Lewis Hamilton, der ungefährdet zum Sieg fuhr und weitere wichtige WM-Punkte auf seinen Teamkollegen und ärgsten Konkurrenten im Kampf um den Titel gut machte. Vor dem Rennen auf dem Hungaroring trennt ihn und Nico Rosberg gerade mal ein Pünktchen.

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Red Bull in Lauerstellung: Mercedes weiß um die Chancen der Rivalen in Budapest Zoom Download

Das ist auch der Strafe geschuldet, die Rosberg nach seinem zweiten Platz in Silverstone kassierte. Wegen Missachtung des Funkverbots brummte ihm die Rennleitung eine Zeitstrafe von zehn Sekunden auf, die den (noch) WM-Führenden auf Rang drei zurückwarf. "Silverstone war an sich ein gutes Wochenende - bis auf die Entscheidung der Rennkommissare nach dem Rennen und den damit verbundenen Positionsverlust", blickt Rosberg enttäuscht zurück.

Dennoch bleibt der Deutsche zuversichtlich und hebt das Positive hervor: "Ich führe die Weltmeisterschaft vor der Saisonhalbzeitmarke an, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns. Das Duell mit Lewis ist in vollem Gange. Ich fühle mich selbst und auch im Auto großartig. Auf geht's!" Den nächsten Zweikampf könne er kaum erwarten, beschwichtigt der 31-Jährige. Doch wie es wirklich in ihm aussieht, weiß wohl nur er selbst. Schließlich hatte er mal 43 Punkte Vorsprung auf Hamilton. Davon ist fast nichts übrig.

Hamilton auf dem Hungaroring immer vor Rosberg


Fotostrecke: GP Großbritannien, Highlights 2016

In Budapest hat Rosberg die Gelegenheit, das Momentum nach zwei Siegen des Briten wieder zu drehen. Doch er weiß um die Tücken des Hungaroringes, der sehr eng ist und auf dem oft hochsommerliche Temperaturen herrschen. "Die Strecke ist schwierig und stellt dich als Fahrer vor einige Herausforderungen", beschreibt Rosberg den Kurs. Der Statistik-Vergleich mit Teamkollege Hamilton spricht gegen den Deutschen. Denn seit 2013 war dieser dort immer besser als Rosberg.

Nach seinem Heimtriumph, dem dritten Silverstone-Sieg in Folge, geht Hamilton umso motivierter ins nächste Grand-Prix-Wochenende. "Es ist ein wundervolles Gefühl, vor deinem Heim-Publikum zu gewinnen", schwärmt er von der Unterstützung seiner Fans. "Ich fühle mich noch immer wie im Rausch und möchte diesen Schwung in das kommende Rennwochenende mitnehmen." Vor allem mental sei er in der Form seines Lebens, der Tiefpunkt in Barcelona überwunden.

Dort hatte er Rosberg nach einem gewagten Überholmanöver gerammt und so beide Mercedes aus dem Rennen genommen. Doch die öffentliche Häme und der teaminterne Streit scheinen ihn nur noch stärker gemacht zu haben: "Ich spüre das Feuer gerade in mir lodern. Natürlich habe ich, wie jeder andere auch, gute und schlechte Tage. Aber egal wie, sobald es darauf ankommt, kann ich Negatives in Positives umwandeln. Ich fühle mich vor Ungarn frisch, stark und zuversichtlich."

Budapest für Mercedes "eine harte Nuss"

Die Strecke komme seinem Stil entgegen, glaubt Hamilton, der den Großen Preis von Ungarn zuletzt 2013 gewinnen konnte. "In den vergangenen Jahren lief es für mich in Budapest nicht immer rund. Aber ich weiß, dass ich die Pace habe. Das möchte ich diesmal zeigen", verspricht der Brite. Auch Technikdirektor Paddy Lowe weiß: "Ungarn ist das einzige Rennen, das wir in der V6 Hybrid-Ära der Formel 1 noch nicht gewonnen haben - und der Hungaroring ist eine harte Nuss."

Obwohl Überholen auf der 4,381 Kilometer langen Strecke schwierig sei, wurden nur 13 von 30 Rennen auf dieser Strecke vom Pole-Setter gewonnen, betont Lowe. Nicht zuletzt, weil der Kurs aufgrund der hohen Temperaturen für Fahrer und Autos gleichsam hart sei. "Es ist eine Low-Speed-Strecke, weshalb wir, ähnlich wie in Monaco, mit so viel Abtrieb wie möglich fahren werden", erklärt Lowe weiter. Sehr schnelle Rundenzeiten erwartet er vor allem mit den superweichen Reifen, die hier im Vorjahr noch nicht zur Verfügung standen.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff nimmt indes die Konkurrenz in den Blick, denn die Strecke spiele vor allem "den Stärken unserer Gegner in die Karten". Vor allem Red Bull schätzt er in Ungarn stark ein: "Der Red Bull funktioniert zum Beispiel sehr gut auf Strecken, auf denen ein hoher Luftwiderstand kein so großer Nachteil wie auf anderen Streckentypen ist. Deshalb sind sie im Nassen und auf langsamen Strecken wie dem Hungaroring eine echte Gefahr." Um sie zu schlagen, sei eine fehlerfreie Leistung nötig.

Toto Wolff: Entwicklung für 2017 immer im Blick

Zudem müsse man bereits jetzt zur Saisonmitte an das kommende Jahr denken, weiß Wolff. "Das verkompliziert die Lage zusätzlich. Jede Woche müssen wir analysieren, wie viele Ressourcen wir in Richtung des 2017er Projekts verschieben wollen." Einige Teams hätten ihre Weiterentwicklung für das aktuelle Jahr bereits sehr früh gestoppt. "Dadurch erhielten sie einen Vorteil, da die Lernkurve zu Beginn sehr steil ist", glaubt Wolff, der nicht ins Hintertreffen geraten will.

"Wenn du ein paar Wochen hinten dran bist, findest du dich am Ende möglicherweise viel weiter hinten wieder. Wir mögen die Hälfte dieses Jahres überstanden haben, aber die harte Arbeit fängt gerade erst an", gibt er sich selbstkritisch. Trotz der Unwägbarkeiten freue sich das Team aber auf Budapest. "Zu diesem Rennen kommen immer begeisterungsfähige Fans aus ganz Europa. Wir werden unser Bestes geben, um ihnen eine gute Show zu bieten - hoffentlich aber ohne das Chaos aus dem letzten Jahr!", sagt Lowe.

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