Vom Winde verweht: Hülkenberg fürchtet Böen in Silverstone
Vor den Augen von Force-India-Chef Vijay Mallya wollen Nico Hülkenberg und Sergio Perez wieder in die Punkte - Winde auf Formel-1-Kurs in Silverstone ein Problem
(Motorsport-Total.com) - "Das war das Maximum heute", resümiert Nico Hülkenberg sein Qualifying zum Großen Preis von Großbritannien. Der Force-India-Pilot hatte sich bis in Q3 vorgekämpft und dort zunächst den achten Platz ergattert. Weil er wie viele seiner Formel-1-Kollegen jedoch in einer der drei kritischen Kurven 9, 15 und 18 über die Track Limits hinaus kam, wurde seine eigentlich schnellste Zeit gestrichen. So fiel der Deutsche am Ende mit einer Bestzeit von 1:32.172 Minuten auf Rang neun zurück.
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Nico Hülkenberg startet der Großen Preis von Großbritannien in Silverstone von acht Zoom Download
Im TV-Interview mit RTL war Hülkenberg noch ahnungslos: "Meine letzte Zeit wurde gestrichen? Das wusste ich noch gar nicht. Also bin ich Zehnter?" - "Nein, Neunter." - "Ok." Ursprünglich hatte er sich mit 1:31.920 Minuten qualifiziert, doch weil er in Kurve 9 mit allen vier Rädern außerhalb der Streckenmarkierung fuhr, verlor er diese Bestzeit. So erging es im letzten Qualifying-Abschnitt auch Polesetter Lewis Hamilton (Mercedes), Max Verstappen (Red Bull) und Fernando Alonso (McLaren).
"Die Kurven sind extrem schnell. Da wird um jeden Zentimeter gekämpft, wenn wir am Limit pushen. Und zusätzlich ist der Wind hier einfach sehr unberechenbar", erklärt Hülkenberg die häufige Verletzung der Track Limits. "Wenn man im falschen Moment einen Windstoß abkriegt, rutscht man halt ein bisschen weiter, als man eigentlich geplant hat. Es ist ein bisschen ein Ritt auf der Rasierklinge, macht aber unglaublich viel Spaß hier", schwärmt er dennoch vom Silverstone Circuit.
Nico Hülkenberg hofft auf Regen im Silverstone-Rennen
Für das Rennen peilt der Force-India-Pilot, der wegen der Strafversetzung von Sebastian Vettel (Ferrari) als Achter starten wird, eine ähnliche Position wie im Qualifying an. "Rund um den achten Platz, da sind wir halt im Moment", ordnet Hülkenberg die eigene Pace ein. "Alle, die vor uns stehen, sind zu stark, zu schnell. Bis auf Alonso vielleicht, ich glaube, den können wir knacken. Aber vorne fahren Mercedes, Ferrari und Red Bull in ihrer eigenen Welt. Da haben wir kein Wörtchen mitzureden."
Einzig die Bedingungen könnten das Feld durcheinander wirbeln. "Schauen wir morgen mal. Ein bisschen Regen würde auch ganz gut tun", hofft Hülkenberg auf nasse Bedingungen. Auf den britischen Wind, der den Fahrern bereits am Freitag zu schaffen machte, könnte er jedoch verzichten: "Das ist immer noch eine Schwachstelle vom Auto. Wenn der Wind kommt, vor allem wie hier, dann verlieren wir einfach proportional mehr Performance als die anderen Autos. Das müssen wir verbessern."
Dennoch glaubt Hülkenberg, dass es von neun aus ein paar Plätze nach vorn gehen könnte. "Mal sehen, was über die Strategie und unsere Pace machbar ist", sagt der 28-Jährige. Sein Teamkollege Sergio Perez hat da einen etwas weiteren Weg als er vor sich: Der Mexikaner verbesserte sich im Finale von Q2 zwar auf den letzten Metern noch einmal, wurde dann aber von Carlos Sainz im Toro Rosso aus der Top 10 katapultiert. Mit einer Zeit von 1:31.875 Minuten reichte es nur für Rang elf.
Sergio Perez in der Boxengasse erneut geblitzt - Geldstrafe
Zudem hatte Perez abermals mit seinem Speedlimiter zu kämpfen. Der versagte in der Boxengasse erneut seinen Dienst, sodass der 26-Jährige mit 86.7 km/h geblitzt und zu einer Geldstrafe von 700 Euro verurteilt wurde. Diese muss er, sofern tatsächlich ein technischer Defekt vorliegt, aber nicht selbst zahlen. Bereits im Training der Force-India-Pilot, über dessen Vertragsverlängerung derzeit noch spekuliert wird, zweimal mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden - Kostenpunkt 1.300 Euro.
Abgesehen davon zog Perez nach der Quali jedoch ein positives Fazit. "Die Veränderungen, die wir nach dem letzten Training vorgenommen haben, waren ein Schritt in die richtige Richtung. Nicht in Q3 einzuziehen, ist natürlich nicht ideal, insbesondere wenn es so knapp ist, aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns im Rennen steigern können", glaubt der Mexikaner. Insbesondere die freie Reifenwahl am Start sieht er als Vorteil. Im Zuge der Vettel-Strafe gewinnt auch er einen Platz dazu.
"Wenn ich einen guten Start hinbekomme, sind Punkte drin. Überholen ist hier sehr schwierig. Die ersten paar Runden sind wichtig, um sich in eine gute Position zu bringen", erklärt Perez. Der Abbau der Reifen in Silverstone sei hoch und könne zu einem Problem werden, mutmaßt er, "aber wir verstehen die Reifen gut und daher denke ich, dass wir morgen konkurrenzfähig sein können". In der aktuellen Formel-1-Saison konnte Perez das vor allem in Monaco und Baku beweisen: Hier fuhr er aufs Treppchen.
Force-India-Besitzer Vijay Mallya wieder an der Strecke
In Silverstone dürfte das eher schwer werden, eine ähnliche Pleite wie in Spielberg will man sich jedoch nicht erlauben. Denn Teambesitzer Vijay Mallya, der im Exil in Großbritannien lebt, ist seit langem mal wieder an der Strecke. Ihn will man zufrieden stellen. Am Samstag glückte das offenbar schon: "Es war eine solide Performance", resümiert der Inder. "Beide Autos hatten die Pace für Q3, aber Sergio hat den Zeitpunkt verpasst, dennoch sind wir mit acht und zehn in einer guten Ausgangsposition."
Für Sonntag sehe die Rennpace gut aus, meint Mallya: "Unsere Freitagssimulationen waren vielversprechend und das Auto funktioniert mit den letzten Updates, wie es soll." Wie sehr er es genießt, seinen Fahrern auch endlich wieder vor Ort über die Schulter zu schauen, weiß Hülkenberg nur zu gut: "Er hat ja eine lange Durststrecke hinter sich, was Racing und Formel 1 angeht. Von daher freut er sich, glaube ich, einfach nur da zu sein und saugt hier jede Minute von der Atmosphäre auf."