Massa und Bottas grübeln über fehlende Pace in Silverstone
Nach der Williams-Schmach von Spielberg soll es beim Heimspiel in Silverstone besser werden: Doch schon am Freitag verlieren Bottas und Massa den Anschluss
(Motorsport-Total.com) - Dass Red Bull sich in der Formel 1 als drittstärkste Kraft etabliert hat und nicht Williams, musste man sich beim englischen Traditionsrennstall spätestens nach der mageren Punkteausbeute in Spielberg eingestehen. "Red Bull ist definitiv an uns vorbeigezogen", gab Felipe Massa daraufhin zu. Und dieses Bild scheint sich auch beim Heimspiel von Williams in Silverstone zu bestätigen. In den Freien Trainings am Freitag schafften es beide Fahrer im Gesamtklassement nicht in die Top 10.
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Williams-Pilot Felipe Massa sieht, dass der Abstand zur Spitze weiter wächst Zoom Download
Massa beendete den Freitag mit einer Bestzeit von 1:33.801 Minuten auf dem 15. Rang. Teamkollege Valtteri Bottas kam mit 1:33.493 Minuten nicht über Platz elf hinaus. Auf Lewis Hamilton an der Spitze fehlten am Ende 1,839 beziehungsweise sogar 2,147 Sekunden. Selbst auf die Red Bulls, die Platz drei und vier belegten, waren es immer noch anderthalb Sekunden. Der immense Abstand brachte auch Massa zum Grübeln: "Das Auto hat sich nicht schlecht angefühlt, uns fehlt einfach die Pace."
Eigentlich sollte der Silverstone-Circuit dem FW38 mit Benz-Antrieb liegen. Doch das dachte man auch schon in Spielberg. "Ich hoffe, wir können uns noch steigern. Denn bis jetzt fehlt uns einiges an Pace im Vergleich zu den Topteams. Der Abstand nach vorn ist immens", gibt Massa zu. Wie aussagekräftig die Freitagszeiten sind, wird sich erst noch zeigen. Williams-Chefingenieur Rob Smedley ist sich jedenfalls sicher: "Die Pace ist definitiv im Auto, wir müssen nur daran arbeiten, sie freizusetzen."
Massa und Bottas klagen über zu wenig Tempo
In den Sessions habe man vor allem viel experimentiert. So kam im ersten Freien Training erneut der überarbeitete Frontflügel zum Einsatz. "Außerdem haben wir verschiedene Set-up-Optionen getestet, was das mechanische und das aerodynamische Set-up angeht. Und wir sind die weichen und die Medium-Reifen gefahren", erklärt Smedley. Dabei habe vor allem die härtere Reifenmischung noch Probleme bereitet. Entsprechend unbefriedigend fielen die Longrun-Tests aus.
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Jolyon Palmer (Renault) und Kimi Räikkönen (Ferrari) Galerie
Hinzu kam noch ein Hydraulikproblem bei Massa, das den Brasilianer acht Minuten vor Ende des zweiten Freien Trainings an die Box zwang. "Aber das Problem trat am Ende der Session auf, sodass ich vorher genug Zeit hatte, das Auto auf verschiedenen Reifen und mit mehr Benzin zu testen", beschwichtigt Massa, der dennoch ein ernüchterndes Fazit zieht: "Es war kein wirklich fantastischer Freitag. Ich habe definitiv Besseres erwartet." Auch Teamkollege Bottas rätselt über das fehlende Tempo.
"Wir verstehen unsere Performance noch immer nicht zu 100 Prozent", sagt er. Es sei weiter im Unklaren, warum andere Teams wie Manor mit Pascal Wehrlein und McLaren mit Jenson Button die wechselhaften Bedingungen beim Großen Preis von Österreich zu ihrem Vorteil nutzen konnten und Williams derart zu kämpfen hatte. Als einen Teil der Erklärung sieht der Finne den neuen Asphalt in Spielberg: "Hier haben wir normalen Asphalt, zumindest keinen neuen, der ist hoffentlich besser für uns."
Williams-Technikchef: "Silverstone ist gut für uns"
Anders als Smedley sieht Bottas vor allem die weichen Reifen kritisch. "Graining ist immer noch ein Problem bei den Soft-Reifen, nicht aber bei den Medium-Reifen", sagt er. Beide Mischungen sei man schon eine Weile nicht mehr gefahren, umso tiefer müsse man nun in die Analyse gehen. Gleiches gelte für den Frontflügel, den Bottas in Silverstone erstmals testete, nachdem er bei Massa bereits in Spielberg im Einsatz war. "Wir haben auch noch einige Update für die nächsten Rennen in Aussicht", verspricht er.
Der Kampf um Platz drei in der Team-Rangfolge sei daher noch nicht aufgegeben. "Red Bull ist definitiv stark und sie werden immer stärker", gibt Bottas zu, "aber wenn wir die Dinge besser verstehen und Strecken, die uns liegen, auch wirklich nutzen, ist es noch immer möglich." Das Ziel müsse es sein, sie unter Druck zu setzen, und jede Chance zu nutzen, sie zu schlagen. "Und wenn uns das nicht gelingt, sollten wir zumindest vor Force India ins Ziel kommen", stellt der Williams-Pilot klar.
Aktuell liegt Red Bull mit 168 Zählern deutlich vor Williams mit 92 WM-Punkten. Auch in Silverstone sieht es bisher nicht danach aus, als könnte sich dieses Verhältnis zumindest für ein Rennen drehen. Technikchef Pat Symonds glaubt jedoch: "Silverstone ist eine gute Strecke für uns." Beim Heimspiel könnten aber erneut schwierige Bedingungen mit Wind und Regen dazwischen funken - oder doch helfen? Im Vorjahr erreichten Massa und Bottas bei Regen Rang vier und fünf.