Von wegen Lieblingskurs: Williams in Spielberg im freien Fall
Vor zwei Jahren noch auf Siegkurs, dieses Jahr enttäuschter Neunter: Wo die Gründe für das Williams-Debakel in Spielberg liegen und wieso die nächste Ohrfeige droht
(Motorsport-Total.com) - Was für eine Ohrfeige für das Williams-Team: Vor zwei Jahren kämpfte man in Spielberg nach der Pole-Position noch um den Sieg, nun kommt auf der einstigen Paradestrecke gerade noch in die Punkte: Valtteri Bottas wird auf dem Red-Bull-Ring mit einer Runde Rückstand Neunter - eine Sekunde vor Manor-Pilot Pascal Wehrlein. Felipe Massa muss auf Platz 14 wegen Bremsproblemen aufgeben.
Während man am Freitag noch bei der Musik war, haben die niedrigen Temperaturen Williams im Rennen geschadet. "Das ist ein weiteres Zeichen, dass wir die Reifen nicht richtig ins Temperaturfenster bringen", erklärt Teamberater Alex Wurz gegenüber dem 'ORF'. "Das liegt daran, dass uns der Grip fehlt. Und wir fallen zurück, dass ist ganz klar und offensichtlich", sieht der Österreicher davon ab, die Lage schönzureden.
Auch bei den Piloten regiert der Frust. Dass man in Monaco unter die Räder kommen kann, wusste man. Wenn man aber nicht einmal mehr in Spielberg mithalten kann, dann deutet das auf ein gröberes Problem hin. "Ich bin überhaupt nicht zufrieden, denn wir liegen meilenweit zurück", sagt Bottas mit finsterer Miene. "Wir waren langsam, und auch die Reifen haben schnell abgebaut. Das Graining war extrem, und wir wissen nicht warum."
Droht auch beim Silverstone-Heimspiel ein Debakel?
Das Timing ist denkbar ungünstig, denn nun steht das Heimrennen in Silverstone auf dem Programm: "Dort könnten die Temperaturen ähnlich sein wie hier", schwant dem Finnen Böses. "Wir müssen also unbedingt unsere Lehren ziehen."
Chefingenieur Rob Smedley klammert sich an den Strohhalm, dass der neue, etwas rauere Spielberg-Asphalt am Debakel schuld sein könnte: "Eigentlich ist Valtteri einer der besten Piloten, was das Reifenmanagement angeht. Ich denke also, dass wir als Team diese Kombination aus Asphalt und Gummi nicht verstanden haben, und das müssen wir dringend ändern."
Bei Massa ging der Sonntag schon mit einem Rückschlag los: Der Zehntplatzierte musste aus der Box starten, weil im Parc Ferme ein Problem mit dem neuen Frontflügel erkannt wurde. Als Auslöser ortet man die neuen Randsteine auf dem Red-Bull-Ring. "Wir wussten, dass sein Rennen nicht einfach werden würde", sagt Smedley. Doch nach dem Start gelang es dem Brasilianer, auf der Supersoft-Mischung Plätze gutzumachen.
Massa gibt wegen Bremsproblemen auf
"Als er Graining bekam, wechselten wir auf die härtesten Reifen, und es sah gut aus, aber dann hatte er einen schleichenden Plattfuß, weil sein Reifen aufgeschnitten war", schildert Smedley den nächsten Rückschlag für den Williams-Piloten. Als er dann hinter Haas-Pilot Esteban Gutierrez feststeckte, kletterten die Temperaturen der Bremsen in den Himmel. "Wir mussten sein Auto aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen zurückziehen", beschreibt der Chefingenieur den Ausfallsgrund.
Hatte Massa in seinem turbulenten Rennen darauf vergessen, die Bremsen zu schonen? "Ich habe das ganze Rennen lang auf sie aufgepasst", verneint der Mann aus Sao Paulo. "Am Ende war ich aber so knapp hinter Gutierrez, also stiegen die Temperaturen noch weiter an."