Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Nach dem Crash: Hamilton schweigt, Rosberg wehrt sich
Während der Sieger den Journalisten "nichts zu sagen hat", pocht Nico Rosberg auf seine Unschuld: Er habe genügend Platz gelassen, Hamilton hätte eingelenkt
(Motorsport-Total.com) - Als Lewis Hamilton und Nico Rosberg die Mercedes-Hospitality nach dem Österreich-Grand-Prix am Sonntag für ihre Presserunden betraten - wie gewohnt nacheinander und ohne die Chance auf Blickkontakt -, knisterte es. Klar, dass sich das komplette Medienzentrum in dem kleinen, edlen Raum versammelt hatte. Alle Journalisten wollten von den Fahrern und von Sportchef Toto Wolff wissen, was passiert war in Kurve 2 der ominösen letzten Runde von Spielberg. Rosberg antworte. Hamilton schwieg.
Nicht nur Pressevertreter strafte der Weltmeister mit Schmallippigkeit. Auch hinter verschlossenen Türen gab er sich offenbar wortkarg. "Wir haben darüber nicht gesprochen", antwortet er auf die Frage, ob es eine Aussprache mit Rosberg gegeben hätte und schießt einen Satz in Richtung der Journalisten hinterher, um Nachfragen rund um den Teamcrash zu unterbinden: "Ich habe dazu auch nichts zu sagen." Hamilton wirkte nicht schnippisch, wie man es teilweise von ihm kennt. Sondern betont cool.
Ganz anders trat Rosberg auf. Kein Witz, kein Lächeln. Eher aggressiv. Wie ein Löwe, der in die Enge gedrängt wird, und sich gegen die Meute verteidigen will. "Ich bin auf der Innenseite", meint er, ohne eine Sekunde zu zögern. Er geht weiter in medias res und seziert die Kollision: "Ich habe das Recht, mich zu verteidigen und muss nicht die Ideallinie nehmen. Ich kann Lewis außen halten - klar, wenn ich ihm Raum zum Überleben lasse." Nicht jeder ist der Meinung, Rosberg hätte das getan.
Einer mit Ellenbogen: der neue Nico Rosberg?
"Fakt ist: Er hatte da noch Platz. Das sieht man aus der Onboard-Kamera, das sieht man aus anderen Kameraperspektiven", faucht Rosberg, der mit einem Bremsproblem zu kämpfen hatte und deshalb nicht optimal verzögerte. "Natürlich sieht es vielleicht so aus, weil meine Räder in die Luft gehen, ich Grip verliere und es mich nach außen trägt. Aber das ist irrelevant. Es war zu jedem Zeitpunkt genug Platz." Trotzdem hatte der WM-Führende in der Szene nicht nachgeben und Hamilton die Stirn wollen.
Anders als im vergangenen Jahr in den USA, anders als in der laufenden Saison in Kanada. Und das sind nur die zwei prominentesten Beispiele. "Ich hatte den Sieg schon in der Tasche und war mir sicher, dass ich in guter Ausgangsposition war, um mich zu verteidigen", demonstriert Rosberg eine breite Brust und schiebt die Schuld zwischen den Zeilen Hamilton in die Schuhe, um sich davon sofort wieder zu distanzieren. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Lewis einlenkt -ich war total überrascht."
Also: Hamilton trägt die Schuld, obwohl die Rennkommissare ihm eine 10-Sekunden-Zeitstrafe für die Havarie aufbrummten? "Das habe ich nicht gesagt", wehrt sich Rosberg. "Ich kann nur sagen, dass ich niemandem reingefahren bin, weil ich das Auto immer unter Kontrolle hatte. Meine Reifen haben auch nicht blockiert." Und Hamilton? Der schüttelt sich einmal wie seine drei Nummern zu groß gewählten Hosen und erklärt: "Ihr könnt sehen, was passiert ist. Wie das Manöver aussah und wie es sich entwickelt hat."
Fotostrecke: GP Österreich, Highlights 2016
Lewis Hamilton gewinnt 2016 endlich den Grand Prix von Österreich, wird auf dem Podium aber gnadenlos ausgebuht. Im Gegensatz zu 2001 (Schumacher vor Barrichello) ist diesmal keine Stallorder daran schuld. Vielmehr nehmen ihm die Fans die Kollision mit Teamkollege Nico Rosberg in der letzten Runde übel. Fotostrecke
Er betont, seinen Blick nach vorne zu richten. 25 Punkte sind im Sack, der Rückstand auf Rosberg in der WM-Tabelle von 24 auf elf Punkte verkürzt. "Ich will hier gar nicht in irgendetwas Negatives verfallen, sondern mich auf den Fakt konzentrieren, dass ich gewonnen habe. Das will ich genießen. Von so einem Zeug lasse ich mich nicht runterziehen." Da zog sein Teamkollege noch immer eine Schnute wie sieben Tage Regenwetter.