• 03. Juli 2016 · 22:54 Uhr

Mit Barcelona-Formel: Verstappen bringt Red Bull Heimerfolg

Max Verstappen gelingt beim Grand Prix von Österreich eine Einstoppstrategie, die ihm den zweiten Platz und erneut viel Lob einbringt - Daniel Ricciardo "nur" Fünfter

(Motorsport-Total.com) - Wenn man bei Red Bull davon ausgegangen wäre, beim Heim-Grand-Prix in Österreich auf dem Podium zu landen, ob sich die Piloten dann auch noch freiwillig in den Lederhosen-Overall hätten stecken lassen? Max Verstappen hat die Peinlichkeit offensichtlich nichts ausgemacht. Der Teenager strahlte in Spielberg von Platz zwei herunter, wie bei seinem Sieg in Barcelona. Und ganz ähnlich wie vor sieben Wochen hat er sich den Platz an der Sonne auch erkämpft. Teamkollege Daniel Ricciardo rätselt derweil, warum sein Speed nur für Rang fünf reichte.

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Glücks-Lederhosen? Max Verstappen sorgt für einen Heimerfolg für Red Bull Zoom Download

Zeichnete sich Verstappen im vergangen Jahr bei Toro Rosso noch als Überholkönig aus, so liegt seine Stärke vor allem nach seinem Blitzaufstieg zu Red Bull in dieser Saison im Reifenmanagement. Als einer der Wenigen brauchte er in den 71 Runden von Spielberg nur einmal an die Box zu kommen und konnte 56 Runden auf den weichen Reifen ausharren. Weitere Barcelona-Parallelen: Er wurde dabei von Kimi Räikkönen gejagt und profitierte am Ende von einer Mercedes-Kollision.

"Es ist großartig, schon das zweite Podium in meiner Formel-1-Karriere bekommen zu haben", jubelt Verstappen. "Es war ein gutes Rennen. Das Auto hat sich gut verhalten, genauso wie die Reifen. Kimi konnte noch aufholen, aber ich konnte ihn hinter mir halten. Ich habe mit Platz drei gerechnet und jetzt ist es Platz zwei geworden." In seinem Freudentaumel wirkte sogar der Champagner schneller, wie er zugab.

Der 18-Jähriger war nach nicht allzu zufriedenstellendem Qualifying von Platz acht ins Rennen gegangen, konnte aber bereits früh Plätze gut machen. Den Vorteil, dass er einer der vier Piloten unter den Top 10 war, der auf der superweichen, statt der ultraweichen Reifenmischung gestartet ist, konnte er umsetzten. Als es in Runde 27 zu einer Safety-Car-Phase kam, ließ er sich nicht zu einem weiteren Wechsel hinreißen, war dafür hinterher aber in einer guten Position.

"Das Safety-Car hat uns heute geholfen, das Beste aus unserer Strategie herauszuholen", erklärt er. "Ich bin einfach weiter gefahren, um zu sehen, wie lange der Reifen hält. Ich habe dem Team gesagt, dass alles in Ordnung ist und dass wir einfach weiter machen sollen. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass es nicht mehr gegangen wäre, wäre ich sicherlich noch einmal an die Box gekommen. Die Autos vor mir konnten sich absetzen, sie waren einfach zu schnell. Aber ich konnte mich dafür von den Autos hinter mir absetzen. Es gab also keinen Grund, noch einmal zu stoppen."

Als Lewis Hamilton und Nico Rosberg noch einmal zum Reifenwechsel reinkamen, konnte Verstappen sogar zwischenzeitlich das Feld anführen. Auf viel älteren Reifen konnte er sich allerdings nicht wehren, als ihn die Silberpfeile wieder einholten. Und auch der der Ferrari von Räikkönen, ebenfalls auf nur einem Stopp, saß ihm im Nacken und kam am Ende nur drei Zehntelsekunden hinter ihm ins Ziel.

"Am Ende gab es noch einmal eine Menge Druck", räumt Verstappen ein, "aber das bedeutete nur, dass man sich keine Fehler leisten durfte. Ich bin ein wenig in den Verkehr geraten, was es ein bisschen schwierige machte, bis zum Ende durchzuhalten. Aber wir sind auf dem Podium gelandet." Weil es zwischen den WM-Führenden noch in der letzten Runde schepperte, wurde aus Platz drei sogar noch die Silbermedaille.

Und darüber jubelt auch das Team von Gastgeber Red Bull, das zu Beginn des Rennwochenendes noch höchstens mit Platz acht gerechnet hat, was der bisher besten Platzierung Zuhause entsprochen hätte. "Max hat ähnlich gute Arbeit wie in Barcelona geleistet", so Helmut Marko. "Er hat den richtigen Speed gefunden, um die andren hinter sich zu halten und gleichzeitig die Reifen durchbringen können. Das ist unglaublich für einen 18-Jährigen. Er wirkt wie einer, der schon zehn Jahre Erfahrung hat."

Der verantwortliche für den Nachwuchsbereich bei den Bullen verrät, dass man die Reifen nach dem Debakel in Baku ständig unter Beobachtung hatte. Teamchef Christian Horner gibt zu, dennoch an der Boxenmauer gezittert zu haben. Verstappen nicht noch ein weiteres Mal reinzuholen, sei ausschließlich aus dem Moment entstanden. Damit hat man unbewusst auch Ferrari überrascht.


Fotostrecke: GP Österreich, Highlights 2016

"Sie waren eher auf einen Stopp ausgelegt und wir mehr auf zwei", so Horner. "Aber so wie sich die Reifen bei den Temperaturen verhalten haben, mussten wir unseren Plan ändern. Dann hat sich das Fenster für die Einstoppstrategie geöffnet."

"Wir haben natürlich wieder von der Mercedes-Kollision profitiert.", räumt der Teamchef ein. "Aber wir haben auch Ferrari im Rennen geschlagen und ihnen 13 Punkte abgenommen. Das ist vor allem für unseren Heim-Grand-Prix klasse, den wir zeitweise sogar anführen konnten."

Nicht ganz so klasse verlief der Sonntagnachmittag für Ricciardo. Der Australier war im Qualifying noch schneller als sein junger Teamkollege gewesen und von Platz fünf ins Rennen gegangen. Er verlor aber im Gegensatz zu Verstappen schon gleich zu Beginn mehrere Plätze.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Österreich


"Ich wurde allein nach Kurve 6 dreimal überhol", berichtet er. "Ich habe über Funk gesagt: 'Ich bin langsam auf den Geraden. Ich weiß nicht, was hier vorgeht'. Man teilt sich ja die Energie über die Runde ein, aber es fühlte sich an, als würde ich an der Stelle viel mehr Energie aufladen. Aus Kurve 6 heraus konnte ich nicht mal zum Verteidigen ansetzen, da waren die Autos anderen schon da."

Ricciardo rätselt noch, was genau ihn so eingebremst hat. "Wir waren einfach nicht schnell genug", hadert er. "Ich habe versucht, alles aus den Reifen herauszuholen, aber als alle anderen schneller und schneller wurden, wurden wir nur langsamer und langsamer. Ich möchte jetzt erst einmal verstehen, warum. Wenn es etwas was gibt, was ich hätte besser machen können, dann möchte ich das wissen."

"Für das Team war es ein guter Tag."Daniel Ricciardo
Dennoch weiß auch der 27-Jährige, der am Freitag seinen Geburtstag an der Strecke feierte, dass sein Team Grund zur Freude hat. "Für das Team war es ein guter Tag. Wir haben nicht erwartet, es aufs Podium zu schaffen. Aber ich habe natürlich gehofft, dass ich da oben neben Max stehen kann."

Verstappen hat indes seine Patzer in Monaco und im Training von Spielberg wieder gutmachen können. Dafür gibt es auch Lob vom Österreich-Experten Gerhard Berger: "Verstappen hat schon einige Male gezeigt, dass er von allen am besten mit den Reifen umgeht. Ricciardo hat er im Team auch besiegt. Der Bursch ist nicht nur schnell, sondern überholt auch gut und schont die Reifen. Das stimmt vieles."

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