• 02. Juli 2016 · 22:46 Uhr

"Blödsinn!": Kwjat schimpft nach Crash über Randsteine

Für Toro Rosso kam es im Qualifying von Spielberg gleich doppelt dick: Daniil Kwjat crashte, Carlos Sainz fiel aus - Bruch der Aufhängung sorgt für Diskussionen

(Motorsport-Total.com) - Motorplatzer bei Carlos Sainz, Crash bei Daniil Kwjat: Schlechter hätte das Qualifying zum Großen Preis von Österreich 2016 für Toro Rosso kaum laufen können. Mit Startplatz 20 für Kwjat und 15 für Sainz blieb das Team, das noch am Freitag deutlich besser unterwegs war, weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. "Was die Rundenzeiten angeht, wäre Q3 möglich gewesen", glaubt Sainz, der es zwar in den zweiten Qualifying-Abschnitt geschafft hatte, dort aber keine Zeit mehr setzen konnte.

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Schwerer Crash in Spielberg: Daniil Kwjat kam den Randsteinen zu nahe Zoom Download

Ihm war knapp zwei Minuten vor Ende der ersten Session der Motor hochgegangen. Ein Problem hatte sich schon auf dem Weg aus der Boxengasse angedeutet: "Der Motor hat nicht auf das Gas reagiert. Dann habe ich im Rückspiegel den Qualm gesehen", schildert Sainz den Moment des Defekts. Dabei war der Motor seines STR11 vor dem Qualifying extra ausgetauscht worden, nachdem es am Morgen elektronische Probleme gegeben hatte. Ein Antriebselement habe nicht richtig funktioniert.

Noch vor dem Qualifying hatte Teamchef Franz Tost erklärt: "Ich erwarte keine weiteren Probleme an diesem Wochenende. Wir haben den Motor ausgetauscht. Es war nichts Schwerwiegendes. Wir mussten eigentlich nur einen Teil des Motors tauschen, haben uns dann aber entschieden, ihn ganz auszutauschen, um für das Rennen kein Risiko einzugehen." Doch dann hielt der neue Motor gerade einmal zehn Runden durch. Offenbar war auch hier ein elektronisches Problem der Auslöser.

Sainz mit Motorschaden, Kwjat mit heftigem Abflug

"Das hat unglücklicherweise zum Ausfall geführt", sagt Renningenieur Phil Charles, gibt aber Entwarnung bezüglich einer möglichen Grid-Strafe für Sainz: "Wir werden zu einem der bereits gebrauchten Motoren zurückkehren, sodass er seine Startposition behält." Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für den Spanier. "Am Freitag haben wir sehr stark ausgesehen, in FP3 hatten wir etwas zu kämpfen. Aber für das Qualifiying sah es eigentlich nicht so schlecht aus", glaubt er.

Neben dem Motorwechsel seien noch einige andere Anpassungen am Auto vorgenommen worden. Doch deren Potenzial kam nicht mehr zum Tragen. "Wir hatten nicht die Chance, auf Intermediates zu fahren. Das hätte uns vielleicht die Möglichkeit gegeben, noch etwas mehr rauszuholen als im komplett Trockenen", trauert der Toro-Rosso-Pilot einer verpassten Chance hinterher. Für ein Comeback im Rennen komme es vor allem auf eine gute Strategie an, weiß er. "Ich werde alles geben, um in die Punkte zu fahren!"

Flucht nach vorn lautet auch die Devise für Teamkollege Kwjat - denn nach hinten ist angesichts von Startplatz 20 ohnehin nicht mehr viel Luft. Für den Russen entwickelten sich am Samstag die Randsteine zum größten Hindernis. In Kurve acht trieb er zu weit nach außen, räuberte über die Abweiser und brach sich dabei seine Aufhängung. Daraufhin geriet Kwjats Bolide außer Kontrolle, touchierte die innere Leitplanke zur Boxeneinfahrt und schleuderte ins Kiesbett, wo er nochmals einschlug.

Aufhängung gebrochen: Toro Rosso rätselt über Ursache


Großer Preis von Österreich - Samstag

"Es war Glück im Unglück", sagt der 22-Jährige rückblickend. "Wenn ich die Mauer zur Boxeneinfahrt schlimmer getroffen hätte, wäre ich wahrscheinlich verletzt worden. Ich habe sie glücklicherweise nur gestreift." Das eigentlich Kuriose an seinem Unfall war aber, dass nicht die äußere Hinterradaufhängung brach, sondern jene auf der Innenseite. "Das ist wirklich seltsam", bemerkt auch Kwjat: "Gestern bin ich genauso drüber gefahren und es ist nichts passiert. Heute hat die Aufhängung versagt."

Ob es tatsächlich an den Randsteinen lag oder der Reifen schon vorher Luft verlor, sei noch unklar. Toro Rossos Renndirektor Phil Charles sagt nur so viel: "Daniil ist mit den gelben Randsteine in Kontakt gekommen und die Daten zeigen eine hohe Belastung auf die Aufhängung als Folge davon." Das hatte bereits bei anderen Teams an diesem Wochenende zu ähnlichen Schäden geführt: So waren auch Max Verstappen (Red Bull), Nico Rosberg (Mercedes) und Sergio Perez (Force India) die Aufhängung gebrochen.

Für Kwjat Grund genug, gegen die Randsteine zu wettern: "Meiner Meinung nach gehören sie weg. Es war ein Fehler und sie müssen zugeben, dass das Blödsinn ist", sagt er in Richtung FIA. Es gebe bessere Wege, um die Strecke zu begrenzen. Als Beispiel nennt er den Kunstrasen, der sich noch im vergangenen Jahr an gleicher Stelle befunden habe. "Der war vollkommen in Ordnung. Natürlich verlierst du damit Zeit. Jetzt fährst du über die Randsteine und verlierst keine Zeit, aber die Aufhängung bricht", ärgert sich der Russe.

FIA plant keine Änderung der Randsteine über Nacht

Teamkollege Sainz glaubt indes, dass es nicht zwangsläufig an den gelben Randsteinen liegen muss. "Es sind vielleicht vielmehr die roten. Die Erschütterungen, die sie produzieren, verursachen möglicherweise eine zu hohe Belastung für den inneren Reifen", mutmaßt er. So könnten die Vibrationen von der Außenseite nach innen wandern, was erklären würde, warum die Radaufhängung bei Kwjat und auch Perez hinten rechts brach, obwohl sie die Randsteine mit der linken Seite überfuhren.

Den Rat, diese komplett zu meiden, um eventuelle Schäden zu verhindern, will Kwjat nicht gelten lassen. "Wir sind Rennfahrer. Wir nutzen jeden Raum, den man uns gibt. Gestern ging das in meinem Fall ja auch noch gut, heute nicht", sagt er. Doch für den Moment wird sich der Toro-Rosso-Fahrer mit den Randsteinen arrangieren müssen. Trotz Einwänden etwa von Mercedes-Teamchef Toto Wolff plant die FIA keine kurzfristigen Anpassungen bezüglich der Abweiser auf dem Red Bull Ring.

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