Haas sucht Abtrieb: "Das ist die 'Krankheit' im Fahrerlager"
Haas-Teamchef Günther Steiner will mit neuer Motorpower an Saisonstart anknüpfen: "Melbourne war ein Traum - darauf hätten Sie vorher keinen Cent gewettet"
(Motorsport-Total.com) - Für das Newcomer-Team Haas begann die Formel-1-Saison 2016 wie ein Märchen. In den ersten beiden Debüt-Rennen konnte der US-Rennstall auf Anhieb punkten. Die letzten Rennwochenenden sahen nicht mehr so rosig aus. In Kanada fuhren die Boliden sogar mit zwei Runden Rückstand ins Ziel. Auch im Baku-Rennen waren keine WM-Punkte mehr drin.
Haas-Teamchef Günther Steiner sieht die aktuelle Lage des Rennstalls gegenüber 'Formula1.com' gelassen: "Natürlich war Melbourne ein Traumergebnis - darauf hätten Sie vorher keinen Cent gewettet", schmunzelt der Südtiroler. "Aber Gene Haas weiß, dass es nicht einfach ist. Er beschäftigt sich schon lange mit dem Motorsport, sodass er keine falschen Vorstellungen hat. Einige Investoren hätten die ersten beiden Rennen als Standard wahrgenommen, sodass alles andere als Scheitern beurteilt worden wäre - nicht so bei Gene. Das hilft uns sehr. Wahrscheinlich muss man manchmal sogar zurückfallen, um wirklich zu erkennen, wie schwierig das Umfeld ist."
Ganz so düster sehe die Formel-1-Realität nicht aus - trotz Rückschlägen beim US-Rennstall: "Wir haben zwei Rennen auf dem elften Platz beendet - das ist nur eine Position außerhalb der Punkte. Natürlich sind die Punkte von Anfang der Saison fantastisch, aber wir sind überzeugt, dass sie nicht die einzigen sein werden. Wir werden in dieser Saison punkten", verspricht der Teamverantwortliche.
Fotostrecke: GP Europa, Highlights 2016
Saisonsieg Nummer fünf für Nico Rosberg bei der Premiere in Aserbaidschan: Der Deutsche setzte sich auf dem neuen Straßenkurs in Baku in einem todlangweiligen Rennen durch, nachdem das Wochenende mit Hochspannung auf allen Ebenen begonnen hatte. Wir werfen einen Blick zurück auf die Highlights des sogenannten "Europa-Grand-Prix". Fotostrecke
Der Südtiroler sehe sein Team weiterhin auf Augenhöhe mit Force India, Williams und Toro Rosso. Laut Reglement sind die Testmöglichkeiten eingeschränkt, was dem Teamchef die größten Bauchschmerzen bereitet: "Wir sind ein neues Team und haben die gleiche Anzahl an Testtagen wie alle anderen etablierten Teams! Wir haben keine Datenbank, auf die wir zurückgreifen können", beklagt sich Steiner.
Nach acht von 21 Rennen im Formel-1-Kalender 2016 steht der Rennstall als Newcomer auf einem beachtlichen achten Platz in der WM-Teamwertung - trotz rückläufiger Leistungskurve. Man habe sich dennoch den Respekt im Fahrerlager erkämpft, was Steiner ein persönliches Anliegen war, wie er gesteht: "Das Schlimmste wäre, wenn wir peinliche Ergebnisse abgeliefert hätten."
Besonders in Russland und China gelang es den Boliden nicht, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. "Wir sind nicht die Letzten", sagt Steiner mit stolzer Brust. "Wir sind immer noch im Mittelfeld, was eine große Leistung für ein neues Team ist. Wenn wir ein super Rennen fahren, können wir direkt punkten - wahrscheinlich nicht gleich auf dem sechsten Platz, aber wir sind in den Punkten."