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Reifendrama bei Red Bull: "An Tagen wie diesen bist du hilflos"
Zur Zweistoppstrategie gezwungen: Weil die weichen Reifen am RB12 nicht funktionierten, musste Red Bull die Hoffnung auf ein Baku-Podium begraben
(Motorsport-Total.com) - Wieder kein Podium, wieder eine nicht genutzte Chance: Eigentlich hatte es nach dem dritten Platz im Qualifying zum Großen Preis von Europa 2016 so ausgesehen, als könnte zumindest Daniel Ricciardo um einen Podestplatz kämpfen. Doch weder er noch sein Teamkollege Max Verstappen kamen am Ende auch nur in die Nähe des Treppchens. Die Red-Bull-Piloten mussten sich mit Rang sieben und acht zufrieden geben. Schuld an der mageren Punkteausbeute in Baku waren die Reifen.
© xpbimages.com
Die weichen Reifen machten das Rennen von Max Verstappen in Baku zunichte Zoom Download
"Wir hatten ein Problem mit den Supersoft- und den Soft-Reifen. Die sind nach wenigen Runden komplett eingebrochen", erklärt Helmut Marko, Motorsportberater bei Red Bull, im 'ORF'. Beide Fahrer waren auf gebrauchten Supersofts ins Rennen gegangen und das noch nicht einmal schlecht. Ricciardo konnte seinen Platz hinter Pole-Setter Nico Rosberg behaupten, Verstappen kämpfte sich um zwei Plätze auf sieben vor. Doch wenig später kam das böse Erwachen: Die Hinterreifen gingen ein.
"Es hat sich so angefühlt, als wären sie einfach zu heiß geworden. Das kam sehr unerwartet", beschreibt Ricciardo das Problem, das auch Kollege Verstappen einbremste. Red Bull reagierte und holte seine Piloten in Runde fünf beziehungsweise sechs an die Box, um auf Softreifen zu wechseln. Doch aus diese entwickelten sich nicht wie gewünscht. "Auf den Softreifen hatten wir das gleiche Problem wie auf den Supersofts. Aber nachher mit den Mediumreifen waren wir schon ganz gut", sagt Verstappen beim britschen Sender 'Sky Sports F1'.
Verstappen auf Medium mit drittschnellster Rennrunde
Auf die härtere Mischung wurde nach weiteren 15 beziehungsweise 16 Runden gewechselt. Damit mussten beide das Feld wieder von weit hinten aufrollen, denn die Gruppe der Topfahrer hatte auf eine Einstoppstrategie gesetzt. "Wenn wir gleich auf den harten Reifen gewechselt hätten, dann wäre Platz drei, vier drin gewesen", mutmaßt Marko im Nachhinein. Warum die weicheren Reifen, auf denen alle Fahrer bis auf Ricciardo, Verstappen und Romain Grosjean (Haas) ihr Rennen beendeten, überraschend nicht funktionierten, sei noch unklar.
Fotostrecke: GP Europa, Highlights 2016
Saisonsieg Nummer fünf für Nico Rosberg bei der Premiere in Aserbaidschan: Der Deutsche setzte sich auf dem neuen Straßenkurs in Baku in einem todlangweiligen Rennen durch, nachdem das Wochenende mit Hochspannung auf allen Ebenen begonnen hatte. Wir werfen einen Blick zurück auf die Highlights des sogenannten "Europa-Grand-Prix". Fotostrecke
"Pirelli hat keine Erklärung, wir auch nicht", ärgert sich Marko über die verlorene Chance und rätselt: "Max Verstappen ist zum Schluss die Zeiten von der Spitze gefahren mit einem Reifen (Medium; Anm. d. R.), der eigentlich mindestens eine halbe Sekunde langsamer ist. Also haben wir im Setup irgendetwas vielleicht zu sehr auf das Qualifying getrimmt, weil beide Softreifen heute nicht funktioniert haben." Wie er grübelt auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner über mögliche Ursachen für den schnellen Reifenabbau.
"Letzte Woche war es zu kalt, diese Woche war es zu heiß. In den letzten Grands Prix ist uns anscheinend irgendetwas nicht aufgefallen", sagt er. "Hier hatten wir ein gutes Qualifying und dann im Rennen versagen plötzlich die Reifen. Bei uns hat sich das dramatischer geäußert als an jedem anderen Auto im Feld." Um verwunderlicher war, das Red Bull auf den vermeintlich langsameren Mediumreifen genauso schnelle oder sogar bessere Rundenzeiten hinlegte als die Konkurrenz. Verstappen fuhr kurz vor Schluss noch die drittschnellste Rennrunde.
Ricciardo ärgert sich über Zweistoppstrategie
"Auf dem Mediumreifen waren wir konkurrenzfähig", bestätigt der Youngster. "Ich wäre fast Siebter geworden - und das von ziemlich weit hinten. Mit dem letzten Stint können wir zufrieden sein." Kurz vor Schluss konnten er und Teamkollege Ricciardo sogar noch Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg einholen - und das ausgerechnet auf der ultralangen Start-und-Ziel-Geraden. Auf dieser waren die Red Bulls zuvor selbst oft genug ein leichtes Opfer für die Mercedes-angetriebene Konkurrenz gewesen.
So hatten Valtteri Bottas (Williams) und Lewis Hamilton (Mercedes) Verstappen ohne große Probleme passieren können, während Ricciardo sich sogar einem gehandicapten Sebastian Vettel (Ferrari) geschlagen geben musste, der ihn trotz Plastiktüte am Auto überholte. Unter normalen Umständen hätte wohl auch Hülkenberg mit Mercedes-Power im Heck die Nase vorn gehabt. Doch weil dessen Reifen am Ende in die Knie gingen, konnten Ricciardo und Verstappen vorbei und sich weitere Punkte sichern.
"Das war das Highlight für mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn einholen können würde. Doch am Ende kam ich ihm immer näher ", stellt Ricciardo fest. Er ärgert sich indes nicht so sehr über seinen siebten Platz ("Das war das Maximum heute"), sondern vielmehr über die Tatsache, dass er sich zu zwei Stopps gezwungen sah. "An Tagen wie diesen bist du hilflos. Wir müssen verstehen warum. Glücklicherweise sind wir ein großes Team, wir haben viele Fachleute und Tools und werden schon dahinterkommen."