• 18. Juni 2016 · 20:10 Uhr

Daniel Ricciardo: Dank Freitags-Crash auf Startplatz zwei?

Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo "kuschelt" mit den Mauern in Baku und kann sich so für Rang drei qualifizieren - Dank Perez-Strafe rückt er in die erste Startreihe auf

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Daniel Ricciardo in den vergangenen drei Rennen nicht gerade mit Glück gesegnet war, im Qualifying zum Grand Prix von Europa macht er einmal mehr deutlich: Samstags ist mit ihm zu rechnen. In einer beeindruckenden letzten Runde schiebt er sich wieder vor beide Ferraris und erkämpft sich Rang drei in Baku. Weil der Zweitplatzierte Sergio Perez eine Strafversetzung bekommt, darf er sogar neben Nico Rosberg aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen. Der Red-Bull-Pilot macht seinen Crash am Freitag für seine Leistung verantwortlich.

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Daniel Ricciardo hat sich in Baku viel getraut - mit Erfolg Zoom Download

"Das Qualifying verlief gut, obwohl Q3 nicht ganz sauber war", erklärt der Australier nach der Qualifikation. "In der ersten Runde habe ich ein paar Fehler gemacht und die zweite wurde von der roten Flagge unterbrochen. Dann hieß es nur noch rausfahren und eine gute Zeit setzen. Die war dann offensichtlich gut genug, dass ich es auf Rang drei geschafft habe. Ob ich daran geglaubt habe, das zu schaffen? Nein. Ob ich daran geglaubt habe, aus der ersten Reihe zu starten? Nein. Aber dank Perez und ein paar glücklichen Umstände sind wir nun in einer sehr guten Position."

Schon vor der Premiere in Aserbaidschan hatte sich Ricciardo darauf gefreut, die teilweise engen Streckenbegrenzungen des Highspeed-Straßenkurses auszureizen. Am Freitag schien es noch, als hätte er es übertrieben. In Kurve 15 krachte er in die Mauer und zerlegte seinen RB12. Auch im Qualifying fuhr er vor allem auf der Start-Ziel-Gerade auffällig nah am Rand - und wurde damit sogar zum Vorbild. Rosberg meint jedenfalls: "Da ist jeder Daniel gefolgt."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Europa


"Es sieht einfach gut aus - aggressiver", lacht auch Ricciardo über seine persönliche Ideallinie. "Wenn wir in der Mitte der Strecke fahren wirkt das weniger spektakulär als wenn wir mit den Wänden kuscheln." Ernsthaft erklärt er dann weiter: "Die Geraden sind holprig. Ich glaube, wir alle haben das Wochenende über probiert, wo es weniger holprig ist. Aber der Schlüssel war heute nicht die Gerade, sondern wie wir Kurve 15 angegangen sind. Ich denke, mein Crash dort hat mich viel gelehrt und ist der Grund, warum ich es geschafft habe. Ich scherze darüber, aber man will einfach die kürzeste Linie finden und die Linie mit dem geringsten Widerstand."

Geschafft hat Ricciardo seinen unerwarteten Startplatz in letzter Sekunde. Nachdem Lewis Hamilton gut zwei Minuten vor Ende des Qualifying in der Mauer landete und für rote Flaggen gesorgt hat, blieb den übrigen neun Teilnehmern von Q3 nicht viel Zeit eine letzte Zeit zu setzten. Und Ricciardo hatte den entscheidenden Vorteil.

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Schlüsselszene: Daniel Ricciardo sichert sich die beste Ausgangslage Zoom Download

"Es war hektisch und intensiv", erklärt er. "Dank der Jungs stand ich ganz vorne in der Schlange und hatte eine freie Runde. Ich wusste, dass nicht alle eine Runde beginnen können und wollte daher zumindest eine Runde fahren, die gut genug ist, um von Platz sieben nach vorne zu kommen. Letztlich hat es dann für Platz drei gereicht. Ich weiß nicht, wie dicht Seb hinter mir war und ob ich ihm einen Windschatten gegeben habe. Es war sehr eng."

Wie eng es zwischen ihm und seinem ehemaligen Teamkollegen Sebastian Vettel war, zeigen die Rundenzeiten: Beide wurden bei einer Zeit von 1:43.966 Minuten gestoppt. Ricciardo erhielt aber das Recht des Ersten, der über die Linie gefahren ist. "Der Schlüssel war, ihn ans Ende der Boxengasse zu bekommen, damit er als Erster auf der Strecke ist", schätzt es auch Teamchef Christian Horner ein. "Er ist eine gute Runde gefahren, die für Platz drei gereicht hat. Das war eine beeindruckende Performance."

Die hatte sich in den Trainingssessions noch nicht abgezeichnet, in denen Red Bull arge Probleme zu haben schien, die Pace der Konkurrenz mitzugehen. "Es war ein ermutigender Schritt im Vergleich zu gestern", so Horner. "Abgesehen von der Lackierung haben wir alles geändert. Wir haben über Nacht viel gearbeitet - Setup-Änderungen, Abtriebslevel und so weiter. Die Ingenieure hatten eine lange Nacht, aber sie haben ein Setup gefunden, mit dem sich die Fahrer anscheinend wohler fühlen."

Ricciardos Teamkollege Max Verstappen landete zwar nur auf Startplatz neun, "aber es wird ein gutes Rennen werden", setzt Horner Vertrauen in den Überholkönig. "Im Windschatten haben wir eine gute Geschwindigkeit, ich bin mir sicher, dass er nicht Neunter werden wird."

Und Ricciardo? Gegen die schwächelnden Ferraris kann sich der aktuelle WM-Vierte wohl realistische Chancen ausrechnen. Doch die Powerstrecke macht Angst vor der silbernen Konkurrenz. "Wenn es eine Strecke gibt, die für Mercedes gebaut ist, dann ist es diese", sagt Horner. "Die Länge der Geraden und die langsamen Kurven vor den langen Geraden spielen definitiv in ihre Hände."

"Wir hängen uns rein", verspricht der Teamchef aber, "denn wir haben im GP2-Rennen gesehen, dass alles passieren kann. In jeder Trainingssitzung gab es Fehler und Autos sind in die Rettungswege gefahren. Es wird Safety-Cars und Virtuelle Safety-Cars geben. Flexibilität wird im Rennen entscheidend sein."

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