• 18. Juni 2016 · 23:46 Uhr

Baku verspricht Safety-Car-Phasen: Fluch oder Segen?

Auf dem anspruchsvollen Straßenkurs in Baku wird fest mit Safety-Car-Phasen gerechnet - Reifentemperaturen und Windschatten werden zum Thema

(Motorsport-Total.com) - Wen erwischt es in Baku als ersten? Wann fällt der erste dem anspruchsvollem Straßenkurs von Aserbeidschan zum Opfer? Und wie oft muss Bernd Mayländer sein Safety-Car beim Grand Prix von Europa zum Einsatz bringen? Die Frage ist nicht "ob". Das Chaos-Rennen der GP2 hat es aufgezeigt: ereignisarm verspricht der Sonntagnachmittag nicht zu werden. Dementsprechend bereiten sich die Teams beim achten Rennen der Saison auch mit Hinterherfahr- und Neustart-Taktiken vor.

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Die Wahrscheinlichkeit für einen Safety-Car-Einsatz in Baku ist hoch Zoom Download

"Das wird ein schwieriges Rennen", sagt Niki Laude bei 'Sky' vorher. "Das Rennen wird vermutlich nach zwei Stunden abgebrochen, weil das Safety-Car dauernd fahren muss. Es gibt hier drei Kräne, die stehen am falschen Platz. Genau dort, wo sie noch nie zum Einsatz kamen. Genau dort, wo man sie gebraucht hätte, stehen keine. Wahrscheinlich wegen den Bäumen oder so. Ich möchte hier keinem einen Vorwurf machen! Aber meine Logik sagt mir, das Safety-Car wird morgen lange fahre."

Beim Rahmenrennen der GP2 kam der Mercedes, der das Feld sicher um den Kurs leiten soll, während Autos oder Trümmerteile von der Strecke geräumt werden, gleich viermal zum Einsatz. Die Nachwuchsserie erlebte auch gleich zu Beginn eine Startkarambolage und sah am Ende nur zehn von 22 Fahrern im Ziel. Geht man von ähnlichen Verhältnissen beim Formel-1-Rennen aus stellt sich die Frage, wer seinen Vorteil aus dem verlangsamten Rennen ziehen kann und wen die Unterbrechungen zurückwerfen.

Thema Reifen aufwärmen: Das vorsichtige Herumschleichen um die 6.003 Meter lange Stecke kühlt die Pirellis gefährlich ab. Kommt es zum Neustart, können sich daher schnell Verbremser und Grip-Nachteile ergeben - ein Problem, dass zuletzt häufig bei Mercedes zu beobachten war. "Das ist nicht eine unserer Stärken", gibt Nico Rosberg die Aufwärm-Problematik zu, "aber wir haben daran gearbeitet. Im Qualifying brauchte jeder zwei Runden dafür, also sollte es okay sein."

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Achtung Abschleppdienst: Die Marshalls dürften am Sonntag viel zu tun bekommen Zoom Download

Das erklärt auch Mercedes-Boss Toto Wolff: "Ich denke nicht, dass wir in ersten schnellen Runden schlechter sind als der Rest. Wir haben versucht es zu optimieren und haben herausgefunden, dass die zweite Runde ein kleines bisschen besser funktioniert. Das sieht man aber bei allen Teams. Ferrari war sich nicht sicher. Sie haben es auf der zweiten und vierten Runde probiert und sind dann auf die erste Runde umgestiegen. Toro Rosso und Force India machen es ähnlich."

Das mag für das Qualifying zumindest in Rosbergs Fall funktioniert haben, aber nach einer Safety-Car-Phase müssen die Temperaturen möglichst schnell hochgehen. "Beim Neustart sind die Reifen kalt", weiß auch Williams-Pilot Felipe Massa. "Da wird es sehr, sehr schwierig werden. Wir haben gesehen, was in der GP2 nach dem letzten Neustart passiert ist. Alle habe sich in Kurve 1 verbremst. All das ist passiert, weil die Reifen kalt waren. Wir könnten ein ähnliches Problem haben. Auf dieser Strecke gibt es sehr wenig Grip, und die Mauer ist sehr nah. Man verbremst sich schnell und fährt geradeaus."

Der Brasilianer ist sich sicher, "dass es das schwierigste Rennen der ganzen Saison werden wird." Und er hofft, "dass sich alle benehmen." Doch der eine oder andere hofft vielleicht sogar darauf, das Heck von Mayländer zu erblicken. So schnuppert etwa Weltmeister Lewis Hamilton Morgenluft, weil er wegen seines Fehlers im Qualifying nur von Rang zehn ins Rennen geht.


Fotos: Großer Preis von Europa


"Safety-Car-Phasen könnten mir entgegenkommen", überlegt er. "Man hat aber bei der GP2 gesehen, was schon alles auf dem Weg zur Kurve eins alles passieren kann. Also sollten wir erst einmal ein paar Runden fahren, um das in Betracht zu ziehen."

Thema Windschatten: Eine besondere Möglichkeit für die Neustarts nach Safety-Car-Phasen bietet in Baku die lange Start-und-Ziel-Gerade. Wer hier im richtigen Abstand zu seinem Vordermann fährt könnte sich dort auf einen Überholvorgang vorbereiten, wenn Mayländer in die Boxengasse abbiegt.

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Welche Rolle wird die lange Gerade im Rennen spielen? Zoom Download

"Die Gerade ist sehr, sehr lang", stellt auch Sebastian Vettel fest. "Da kommt es drauf an, wo man liegt. Wenn man vorne fährt, dann ist das nicht so ideal. Wenn man hinterher fährt hat man die Chance, etwas zu versuchen. Als drittes, viertes Auto in der Reihe macht das vielleicht schon nicht mehr so viel aus, weil die Autos vor einem ja auch im Windschatten liegen. Wir werden morgen herausfinden, wie sehr die lange Gerade helfen kann."

Der Ferrari-Pilot hat sich das GP2-Rennen genau angeschaut um etwaige Punkte auszumachen, an denen sich es in der "In-Lap" des Safety-Cars lohnt aufs Gas zu gehen. Damit muss sich auch Polesetter Rosberg auseinandersetzen, falls er seine Führung behalten sollte. "Ich gehe nicht davon aus, dass ich erst spät Gas geben muss", will dieser die Safety-Car-Linie jedoch nicht ausreizen. "Ich denke es ist besser, früher aufs Gas zu gehen."

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