Mysteriöse Reifenschäden: Lose Randstein-Schrauben schuld
Pirelli hat Reifenschäden "an 90 Prozent der Autos" im ersten Freien Training in Baku aufgeklärt: Nach dem Verschweißen der Randsteine nichts mehr zu befürchten
(Motorsport-Total.com) - Als am Freitagnachmittag das zweite Freie Training zum Europa-Grand-Prix in Baku starten sollte, geisterte die Befürchtung durch das Fahrerlager, die Session müsste abgesagt oder verschoben werden. Grund: Infolge des Auftakts auf der nagelneuen Strecke waren an 90 Prozent der Autos Reifenschäden zu verzeichnen. Eine Kursinspektion durch FIA-Rennleiter Charlie Whiting und einem Verschweißen der Randsteine später schaltete die Ampel jedoch rechtzeitig auf Grün. Was war passiert?
Pirelli hatte die Rennleitung nach dem ersten Training informiert, dass Reifenschäden hinten links an vielen Autos zu verzeichnen gewesen wären - und zwar an den Exemplaren, die gegen Ende der Sitzung zum Einsatz gekommen waren. "Das war überall das Gleiche. Wir haben sofort reagiert", sagt Pirelli-Rennleiter Mario Isola. Whiting ließ das angesetzte GP2-Qualifying verschieben, um alle Randsteine auf der linken Seite der Fahrbahn zu checken.
Es zeigte sich, dass flache Schrauben ohne Spitze - vorgesehen für Muttern - in Kurve 6 und in Kurve 12 herausragten und die Gummis offenbar aufgeschlitzt hatten. Die Verantwortlichen ließen sämtliche Abweiser umgehend verschweißen, um sie auf dem Asphalt zu befestigen. "Der Gebrauch der Strecke und die Vibrationen hatten offenbar dazu beigetragen, dass sich die Schrauben gelöst hatten", erklärt Isola - schließlich war noch im GP2-Training am frühen Morgen gar nichts aufgefallen. Die Piloten wurden außerdem anegwiesen, den Randstein in Kurve 6 zu meiden.
Über Nacht sollen die betroffenen Randsteine komplett entfernt und durch eine Bemalung des Asphalts ersetzt werden. Dazu sollen die Abweiser in Kurve 8 und Kurve 16 zusammengeschweißt und neu fixiert werden. Es wird auch darüber diskutiert, einen weiteren Abweiser an der Boxeneinfahrt abzutragen.
Wirklich ernst waren die Schnitte durch die Schrauben aber nicht. "Wir hatten keinen Reifenplatzer oder irgendeinen Defekt zu verzeichnen", gibt der Pirelli-Mann Entwarnung. "Sie waren vielleicht fünf Zentimeter lang und sehr klein." Angst vor unzureichender Streckenreinigung, was in der jüngeren Vergangenheit noch zu Schäden und gefährlichen Vorfällen geführt hatte, kroch Pirelli übrigens nicht unter die Bettdecke. "Es war völlig klar, dass ein fixierter Fremdkörper sie hervorgerufen haben musste", argumentiert Isola. "Es war eine Schnittrichtung erkennbar. Wenn es ein Trümmerteil gewesen wäre, dann hätte man das nicht gehabt, weil es sich selbst bewegt hätte."