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Rennvorschau Europa: Baku als unbekannte Herausforderung
Mit dem Großen Preis von Europa steht die Formel 1 vor ihrer wohl schwierigsten Aufgabe des Jahres: Denn in Baku lauern viele Unbekannte auf Fahrer und Teams
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 feiert an diesem Wochenende ihre Premiere auf dem Stadtkurs von Baku. Und als wäre das Debüt des neuen Prunkstücks der Königsklasse nicht schon genug, so ist auch die sportliche Ausgangslage seit dem vergangenen Wochenende wieder hochdramatisch. Mit seinem Sieg in Montreal hat Lewis Hamilton die WM-Situation wieder spannend gemacht und sich bis auf neun Punkte an den einst souverän führenden Nico Rosberg herangebracht.
"Nach den ersten fünf Rennen hätte ich niemals geglaubt, dass ich so schnell wieder im Titelkampf mitmischen würde. Aber unsere Wochenenden verlaufen immer runder und wir zeigen echte Stärke als eine Einheit", strahlt der Brite mittlerweile wieder voller Selbstbewusstsein. Das Momentum hat er vor dem Lauf in Aserbaidschan eindeutig wieder auf seiner Seite. "Ich selbst hatte nie den geringsten Zweifel an meinem Chancen mit diesem Auto. Zudem habe ich erneut bewiesen, dass ich konzentrierter denn je bin", unterstreicht er.
Natürlich geht der Weltmeister damit als Favorit in den achten Saisonlauf, während Teamkollege Nico Rosberg schauen muss, dass er nicht noch weiter an Vorsprung einbüßt. In Spanien, Monaco und Kanada holte der Wiesbadener insgesamt nur 16 Zähler und hofft daher auf eine Umkehr der Vorzeichen in Baku. "Das passiert eben manchmal, wenn man ans Limit geht", sagt er. "Ich werde meine Herangehensweise deswegen sicher nicht ändern oder gar zurückstecken. Ich möchte den WM-Kampf für mich entscheiden, nicht nur Zweiter werden."
Fotostrecke: So spektakulär ist der neue Kurs von Baku
Willkommen in Baku! Die Formel 1 gastiert an diesem Wochenende erstmals in der aserbaidschanischen Hauptstadt. Wir zeigen euch schon vorab die spektakulären Eindrücke des neuesten Kurses in unserer Fotostrecke. Fotostrecke
Doch wie das kommende Wochenende verlaufen wird, ist noch weniger vorherzusagen als bei den anderen Events, denn in der aserbaidschanischen Hauptstadt wartet auf die Formel-1-Piloten völliges Neuland. Zum ersten Mal gastiert die Königsklasse in der Stadt am kaspischen Meer und hat sich dafür ein spektakuläres Layout ausgesucht. Vorbei an Prachtbauten und historischen Stadtmauern schlingt sich der 6,006 Kilometer lange Kurs um die Altstadt Bakus.
Mit Ferrari und Red Bull ist zu rechnen
Wem die Strecke am besten liegen wird, wird sich erst noch zeigen. Zwar haben sich die Fahrer bereits intensiv am Simulator vorbereitet, doch die Fahrt auf der echten Strecke wird noch einmal etwas völlig anderes werden. "Ich bin gespannt darauf, eine neue Strecke und eine neue Stadt kennen zu lernen", sagt Rosberg. "Hoffentlich kann ich hier nach einigen harten Rennen wieder ganz oben stehen."
Doch da dürfte die Konkurrenz - und die besteht nicht nur aus Teamkollege Hamilton - etwas dagegen haben. Vor allem die üblichen Verdächtigen Ferrari und Red Bull rechnen beim Großen Preis von Europa mit einem guten Ergebnis. Ferrari hat in Kanada zurück in die Spur gefunden und sich als ernsthafter Sieganwärter präsentiert. Hätte das Team die Taktik nicht in den Sand gesetzt, hätte Sebastian Vettel das Rennen gewinnen können.
Der Deutsche gehört damit erneut zu den Favoriten, nachdem in Barcelona und Monte Carlo vor allem Red Bull die Schlagzeilen bestimmt hat. Die Bullen dürften sich nach dem etwas schwächeren Wochenende in Montreal wieder etwas leichter tun, denn Stadtkurse scheinen dem Team eigentlich zu liegen. "Ich freue mich, weil es eine neue Strecke ist und eine Herausforderung für alle wird", sagt etwa Daniel Ricciardo.
"Der schnellste Stadtkurs der Welt"
Es wird darauf ankommen, wer die höchst unterschiedlichen Anforderungen von Baku am besten vereinen kann, denn der Kurs in Aserbaidschan ist ein Kurs der Gegensätze. Zum einen gibt es die typischen engen und winkligen Stellen sowie 90-Grad-Kurven, die ein Stadtkurs so mit sich bringt, und auf der anderen Seite findet sich eine 2,2 Kilometer lange Gerade, auf der natürlich Geschwindigkeit gefragt ist.
Nicht umsonst hat Streckenarchitekt Hermann Tilke vom "schnellsten Stadtkurs der Welt" gesprochen. Dieser Fakt dürfte die Piloten noch einmal vor eine große Herausforderung stellen. "Die Flügeleinstellung wird echt knifflig werden", meint Red Bulls Max Verstappen. "Auf einem Straßenkurs möchte man normalerweise viel Abtrieb haben, aber bei so einer langen Geraden muss man einen guten Kompromiss finden."
Möglicherweise bietet eine neue Strecke aber auch Gelegenheiten für die vermeintlichen Außenseiter. Williams ist nach Rang drei in Montreal wieder im Aufwind, Force India konnte schon mit dem Podest in Monaco sein Stadtgeschick beweisen, und Toro Rosso gehört in dieser Saison grundsätzlich zu den Geheimfavoriten. Und dann wären da ja noch Baku-Botschafter Fernando Alonso und Jenson Button im McLaren, die langsam aber sicher wieder nach vorne drängen. Patzt die Spitze auf dem tückischen Kurs, könnte diese Gruppe profitieren.
Wetter gut, Pirelli vorsichtig
Wetterkapriolen dürfen die Fahrer an diesem Wochenende aber nicht als Hilfe erwarten, denn im Gegensatz zum ungestümen Kanada stehen die Zeichen in Aserbaidschan endlich auf Sommer. Drohten die Temperaturen auf der Ile Notre-Dame sogar ins Einstellige abzurutschen, kratzt man in den kommenden Tagen mit Glück an der 30-Grad-Marke mit ausreichend Sonnenschein. Das Regenrisiko ist am Kaspischen Meer zu vernachlässigen.
Interessant dürfte auch werden, wie sich Pirelli auf dem für sie unbekannten Kurs schlägt. Obwohl es ein Stadtkurs ist, hat sich der Reifenhersteller für das Debütjahr für eine konservativere Variante entschieden und erstmals seit Barcelona den Ultrasoft zuhause gelassen. Stattdessen nominierte man Supersoft, Soft und Medium - von letzterem haben die meisten Piloten allerdings nur den einen vorgeschriebenen Satz im Gepäck.
Am meisten auf Risiko setzt dabei Lewis Hamilton, der die weichste Wahl aller Piloten getroffen hat. Der Brite hat sich neben dem obligatorischen Medium-Satz für viermal Soft und achtmal Supersoft entschieden. Allerdings sind fast alle Teams in ähnlichen Bereichen unterwegs. Von den Spitzenteams hat lediglich Ferrari einmal weniger Supersoft im Gepäck - dafür einmal mehr den Soft-Reifen. Zwar haben die Rennställe mittlerweile eine Idee, wie sie mit dem Reglement umgehen müssen, dennoch ist Baku natürlich eine große Unbekannte.
Übrigens wird es nicht die Formel 1 selbst sein, die am Freitag die neue Strecke einweihen wird. Die GP2-Serie drängelt sich am Freitag mit ihrem Freien Training vor und geht bereits um 9 Uhr MEZ auf die Strecke, bevor die Königsklasse zwei Stunden später folgt. Der Zeitplan in Aserbaidschan ist ohnehin leicht verschoben: Qualifying und Rennen finden um 17 Uhr Ortszeit statt - nach deutscher Zeit ist dies 15 Uhr.