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Rosberg und Hamilton: Nächster Mercedes-Knall in Baku?
Das sich zuspitzende Duell der WM-Führenden beschäftigt das Mercedes-Team - Startprobleme und aufkommende Konkurrenz vor Europa-Grand-Prix ein Thema
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton obenauf, Nico Rosberg "ziemlich angepisst" - unterschiedlicher könnte die Ausgangslage vor dem Grand Prix von Europa in Baku nicht sein. Das Mercedes-Team sieht sich vor der Formel-1-Premiere in Aserbaidschan mit einer ganzen Reihe brisanter Fragen konfrontiert: Kann Hamilton schon wieder die WM-Führung vom schwächelnden Rosberg übernehmen? Gelingt endlich beiden Fahrern ein guter Start mit der als problematisch geltenden Kupplung? Kommt es wieder zu einem beinharten Zweikampf zwischen den Silberpfeil-Piloten? Und sind Red Bull und Ferrari tatsächlich schon so nahe dran, wie es in Monaco und Kanada schien?
So gibt nicht nur der gänzlich unbekannte "Baku City Circuit" (zum Streckenprofil) den Teamverantwortlichen vor dem achten Saisonrennen einige Rätsel auf. Dabei könnte beim reinen Blick auf die WM-Stände eigentlich eitel Sonnenschein im Lager der Silbernen herrschen: In der Teamwertung ist man mit 223 Punkten der Konkurrenz bereits wieder weit enteilt, und auch in der Fahrerwertung streiten sich auf absehbare Zeit nur Hamilton und Rosberg um den ersten Platz. Das sich zuspitzende Duell der beiden "Silberfeinde" sorgt allerdings für Stirnrunzeln bei den Chefs der englisch-deutschen Truppe.
Die Diskussionen um harte Manöver zwischen Hamilton und Rosberg stellen "nach jedem Rennen für mich ein gewisses Deja-vu dar", mäkelte Teamchef Toto Wolff schon leicht angesäuert nach dem Grand Prix von Kanada. Aus der ersten Reihe gestartet kamen seine Fahrer nach einer neuerlichen leichten Berührung nur auf den Plätzen 2 und 9 aus der zweiten Kurve in Montreal. Der Zweikampf um die Fahrer-Weltmeisterschaft wird immer härter geführt - Wolff, Aufsichtsratschef Niki Lauda und der Technische Direktor Paddy Lowe haben alle Hände voll zu tun, den Deckel auf dem brodelnden Topf zu halten.
Hamilton strotz vor Selbstvertrauen, Rosberg achtet auf jedes Detail
Seit drei Rennen hat sich die Situation zwischen den beiden Mercedes-Piloten wieder um 180 Grad gedreht: Nach Siegen in den ersten vier Grands Prix schien Rosberg auf dem besten Weg zu seinem ersten WM-Titel, doch nach dem Crash von Barcelona und mit den beiden Siegen aus Monaco und Montreal im Rücken ist nun Hamilton obenauf. Der Brite ist bereits wieder auf neun Zähler an dem Deutschen dran und demonstriert sein Selbstbewusstsein: "Ich selbst hatte nie den geringsten Zweifel an meinem Chancen mit diesem Auto. Zudem habe ich erneut bewiesen, dass ich konzentrierter denn je bin. Jetzt kann ich Baku kaum noch erwarten", so Hamiltons Kampfansage.
Ganz anders ist die Situation bei Rosberg, der fürchten muss, erneut in die Position der Nummer zwei im Team zu geraten. Der 30-Jährige setzt deshalb auf eine äußerst gewissenhafte Vorbereitung auf Baku. "Jedes noch so kleine Detail kann an diesem Wochenende den Unterschied ausmachen", weiß Rosberg, der sich die Strecke im Simulator aneignete: "Es ist eine komplett neue Strecke und obendrein ein Stadtkurs. Das macht es noch schwieriger."
Kupplungs-Problematik beim Start weiter ein Thema bei Mercedes
Außer seinem Teamkollegen "on fire" hat der WM-Führende auch die Konkurrenz aus Milton Keynes und Maranello auf der Rechnung: "Ferrari und Red Bull sind sehr nah an unserer Pace dran." Zustimmung bekommt er dabei von Teamchef Wolff, der Rot und Blau sogar "ziemlich auf einem Niveau" wie Silber erwartet. "Die Performance der Teams nähert sich immer weiter an. Das ist normalerweise die Folge eines stabilen Reglements und das macht den Wettbewerb härter denn je", so Wolff, der damit erneut ein Plädoyer für das derzeitige technische Reglement der Formel 1 schwingt.
Von seinem Team fordert er angesichts der Fortschritte von Red Bull und Ferrari weitere Verbesserungen. Ein Bereich, in dem sich Mercedes definitiv noch steigern müsse, seien die Starts, meint Wolff: "Wir hatten in dieser Saison einige großartige Starts, aber auch einige nicht so gute. Das müssen wir uns genau anschauen und verstehen." Noch immer bereitet die Kupplung besonders Weltmeister Hamilton bei den Starts Probleme, wie jüngst wieder in Kanada zu beobachten war. "Sie lieferte einfach nicht das Drehmoment, das ich gewohnt bin", machte der Brite den Fehler jedenfalls nicht bei sich fest.
Krasser Gegensatz zum kalten Kanada: Über 30 Grad in Baku
Interessant dürfte werden, wie den Piloten auf dem neuen Asphalt auf dem "Baku City Circuit" der Umgang mit den Reifen und Bremsen gelingt. Nach Monaco und Montreal fallen die Pirelli-Mischungen an diesem Wochenende wieder eine Spur härter aus, die weichste Ultrasoft-Mischung kommt diesmal nicht zum Einsatz. Hamilton und Rosberg orderten für das Rennwochenende jeweils acht Sätze der Supersoft-Pirellis. Dem Briten stehen darüber hinaus viermal Soft und ein Medium-Satz zur Verfügung, der Deutsche entschied sich für dreimal Soft und zweimal Medium.
Eine wichtige Rolle für die Reifen spielen auch die Temperaturen, die am Samstag und Sonntag leicht über 30 Grad Celsius in der aserbaidschanischen Hauptstadt liegen dürften. "An diesem Wochenende treffen die hohen Temperaturen auf eine Low-Downforce-Strecke, frischen Asphalt und die große Unbekannte eines neuen Austragungsortes", fasst der Technische Direktor Lowe zusammen. Die Mischung aus vielen langsamen Kurven auf dem Stadtkurs - ähnlich wie in Monaco - und langen Hochgeschwindigkeitsgeraden - ähnlich wie in Montreal - erfordert die optimale Balance zwischen Abtrieb und Luftwiderstand.
Daher ist zu erwarten, dass auch in Baku die großen Drei, Mercedes, Ferrari und Red Bull, ganz vorne stehen werden. Vieles wird deshalb auf die Piloten ankommen, die sich schnellstmöglich auf dem neuen Kurs zurechtfinden müssen. "In den ersten Trainings werden die Autos viel auf der Strecke herumrutschen. Das sorgt für großartiges Spektakel, auch wenn es unvermeidlich ist, dass sich die Fahrer darüber beklagen werden", vermutet Lowe.
Es ist also alles angerichtet für ein erneutes packendes Duell zwischen den WM-Führenden Rosberg und Hamilton. Der Deutsche jedenfalls will Kampfesmut zeigen und kündigt an, nicht zurückzustecken: "Ich möchte den WM-Fight für mich entscheiden, nicht nur Zweiter werden." Nicht nur seinem Technischen Direktor schwant deshalb: "Uns erwartet ganz sicher ein aufregendes Wochenende."