• 30. Mai 2016 · 07:35 Uhr

Mercedes-Stallorder: Ein Gentleman lädt zum Monaco-Sieg ein

Sauberes Teamplay von Nico Rosberg ermöglicht Mercedes-Kollege Lewis Hamilton den Sieg im Grand Prix von Monaco 2016: Es gibt da doch ein Agreement...

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg hat seinem ärgsten Formel-1-Gegenspieler eine Party im eigenen Wohnzimmer ermöglicht. Der WM-Leader aus dem Lager von Mercedes schenkte Teamkollege Lewis Hamilton im Grand Prix von Monaco 2016 die Chance auf den Sieg, die dieser - auch wegen von Red-Bull-Fehlern - konsequent nutzte. Grundlage war eine Vereinbarung bei den Silbernen: Wer aufgrund mangelnden Tempos den Teamerfolg in Gefahr bringt, hat den Kollegen ziehen zu lassen.

Foto zur News: Mercedes-Stallorder: Ein Gentleman lädt zum Monaco-Sieg ein

Manöver in Runde 16: Nico Rosberg lässt Lewis Hamilton am Berg vorbeiziehen Zoom Download

Und genau dies war im anfangs nassen Formel-1-Rennen in den Straßen des Fürstentums der Fall gewesen. In den ersten 15 Runden des Grand Prix konnte Daniel Ricciardo (Red Bull) den Silberpfeilen meilenweit enteilen, weil der zunächst zweitplatzierte Nico Rosberg das Tempo nicht einmal ansatzweise mitgehen konnte. Dahinter machte Lewis Hamilton viel Druck, kam aber nicht vorbei. Erst in Runde 16 gab der Deutsche den Weg für seinen britischen Widersacher frei.

"Er hat keine Fragen gestellt", berichtet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Wir haben ihm zuerst gesagt, er soll mehr Tempo machen. Als das nicht klappte, war die Ansage, dass er Lewis ziehen lassen soll." Rosberg, der seine Serie von zuvor drei Monaco-Siegen in Folge gern ausgebaut hätte, befolgte den Befehl vom Kommandostand prompt. "Es ging um den Sieg in Monaco. Da ist es klar, dass man alles versucht. Für mich war das schmerzhaft - ganz klar. Aber die Entscheidung war absolut naheliegend", sagt er.

Vereinbarung bei Mercedes: Stallorder gibt es also doch

An Rosbergs Mercedes kamen die Regenreifen nie auf passende Betriebstemperatur, am Fahrzeug des Teamkollegen allerdings schon. "Er wurde irgendwie plötzlich langsamer, und dann bin ich vorbeigefahren. Ich habe jedenfalls nicht darum gebeten, dass er mich durchwinkt", sagt der spätere Sieger. "Wenn das Team dich auffordert, mehr Gas zu geben, und dir das dann nicht gelingt und du somit den Teamerfolg in Gefahr bringst - für solche Fälle gibt es eine Vereinbarung."

"Ich habe mich bedankt, dass er solch ein Gentleman war", sagt Hamilton - und Mercedes-Boss Wolff "würde seine Kappe ziehen, wenn ich wie Niki eine hätte". Teamplay vom Feinsten - allerdings nicht mit Freude. "Aber eine solche Regel besteht bei uns nun schon seit vielen, vielen Jahren. Es war halt klar, dass ich mit meinem Auto keine Chance auf den Sieg haben würde. Da ist es logisch, dass man Lewis die entsprechende Chance geben muss", gibt sich Rosberg als fairer Verlierer seines Heimrennens.


Fotostrecke: GP Monaco, Highlights 2016

"Schmerzhafter war die Tatsache, dass ich mit meinem Auto überhaupt nicht auf Tempo kam. Mir war irgendwann klar, dass ich mit diesem Auto nicht würde gewinnen können", meint der in Monaco aufgewachsene Deutsche. An der Boxenmauer wurde schnell klar, dass Rosberg die Chance auf einen Mercedes-Sieg im Fürstentum in Gefahr bringen würde. "Wir haben Nico einige Zeit gegeben, damit er seine Reifen ins Fenster bringen kann - aber das hat nicht geklappt. Dann haben wir die entsprechende Ansage gemacht, weil sein Tempo einfach viel langsamer war."

"Es war richtig, denn andernfalls hätte Lewis das Rennen nicht gewonnen", gibt sich Rosberg, der am Ende nur Siebter wurde, mit den Abläufen am Renntag zufrieden. "Für jeden Fahrer ist es unglaublich schwierig, eine solche Ansage zu akzeptieren. Das verstehen wir, und deswegen haben wir es uns über viele Runden zunächst einmal angeschaut", sagt Wolff. "Dabei haben wir ganz schön viel an Boden verloren. Wir haben lange darüber diskutiert, denn solche Ansagen machen wir sonst nicht."

Trotz bei Rosberg: WM-Stand lieber nicht anschauen

Offenbar hat der Österreicher in diesem Fall eine kleine Erinnerungslücke. 2014 in Ungarn gab es unter umgekehrten Vorzeichen eine solche Stallorder im Grand Prix in Budapest. Der Unterschied: Hamilton reagierte damals nicht auf die entsprechenden Ansagen, Rosberg biss sich die Zähne aus. Heute stellt Hamilton seinen Dank zur Schau, nennt den Teamkollegen einen Gentleman und erinnert an Silverstone 2008, wo ihm der damalige McLaren-Teamkollege Heikki Kovalainen einen Erfolg per Stallregie ermöglichte.

Foto zur News: Mercedes-Stallorder: Ein Gentleman lädt zum Monaco-Sieg ein

Hatte eigentlich eine Verabredung mit dem Fürsten auf dem Podium: Rosberg Zoom Download

Die Situation war vor acht Jahren allerdings eine komplett andere. Stallregie fiel leicht, weil Hamilton damals im engen Clinch mit den Herren Räikkönen, Massa und Kubica um die WM-Führung lag und Kovalainen in diesen Regionen nicht mithalten konnte. Heute ist Rosberg derjenige, der die Weltmeisterschaft anführt und seinem 2016 bislang weniger erfolgreichen Teamkollegen den Sprung auf Platz zwei der Tabelle ermöglichte: nur noch 24 Zähler Vorsprung für den gebürtigen Wiesbadener.

"Im Moment denke ich nicht an die Situation in der WM, denn aktuell bin ich einfach enttäuscht, dass ich in Monaco nicht habe gewinnen können. Es ist mein Heimrennen, der beste Grand Prix des Jahres - entsprechend bin ich niedergeschlagen", sagt Rosberg. Dem Deutschen ist klar, dass er seinem härtesten Gegner im Titelkampf ein großes Geschenk gemacht hat. Fast trotzig erklärt er: "Fragt mich in dieser Situation nicht nach den WM-Punkten. Keine Ahnung, darauf schaue ich nicht."

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: Nach Red-Bull-Tausch: H. Marko spricht Klartext!
Nach Red-Bull-Tausch: H. Marko spricht Klartext!

Wenn Helmut Marko spricht, wird Klartext geredet! So auch in diesem...

Anzeige Unser Formel-1-Shop bietet Original-Merchandise von Formel-1-Teams und Formel-1-Fahrern - Kappen, Shirts, Modellautos, Helme und vieles mehr
Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Die kurze Red-Bull-Karriere von Liam Lawson
Die kurze Red-Bull-Karriere von Liam Lawson
Foto zur News: Die Formel-1-Fahrer 2026
Die Formel-1-Fahrer 2026

Foto zur News: Red-Bull-Junioren in der Formel 1
Red-Bull-Junioren in der Formel 1

Foto zur News: Hoffnungsvolle Formel-1-Talente, die unerwartet stolperten
Hoffnungsvolle Formel-1-Talente, die unerwartet stolperten

Foto zur News: Shanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Shanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Nach Red-Bull-Tausch: H. Marko spricht Klartext!
Nach Red-Bull-Tausch: H. Marko spricht Klartext!
Foto zur News: V10-Pläne in der F1: Kann es klappen, Ralf?
V10-Pläne in der F1: Kann es klappen, Ralf?

Foto zur News: Red Bull im Tief: Fliegt Lawson und wechselt Verstappen? | Interview Ralf Schumacher
Red Bull im Tief: Fliegt Lawson und wechselt Verstappen? | Interview Ralf Schumacher

Foto zur News: Sitzt Verstappen im falschen Auto? DAS sagen die Daten!
Sitzt Verstappen im falschen Auto? DAS sagen die Daten!
Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

 
Top-Motorsport-News
Foto zur News: Le Mans statt F1: Kündigt Zak Brown den McLaren-LMDh im Juni an?
WEC - Le Mans statt F1: Kündigt Zak Brown den McLaren-LMDh im Juni an?

Foto zur News: WRC Rallye Schweden 2025: Dreikampf um den Sieg tobt weiter
WRC - WRC Rallye Schweden 2025: Dreikampf um den Sieg tobt weiter

Foto zur News: Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2
F2 - Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2

Foto zur News: Be part of it: Green Hell Driving Days 2024
Sonst - Be part of it: Green Hell Driving Days 2024
Anzeige motor1.com