Donnerwetter bei Toro Rosso: Beide Fahrer kritisieren Team
Daniil Kwjat platzt nach seinem Crash-Blackout in Monaco der Kragen, während sich Carlos Sainz nach einer makellosen Fahrt um ein Topergebnis betrogen fühlt
(Motorsport-Total.com) - Donnerwetter bei Toro Rosso: Wieder hat der Bolide das Potenzial zu einer Top-Platzierung und wieder kommt die kleine Red-Bull-Truppe über ein paar Zähler nicht hinaus. Vier WM-Punkte waren es am Ende, die Carlos Sainz rettete. All das wurde von Daniil Kwjats Blackout überschattet, der nach einem technischen Problem beim Start völlig übermotiviert das Feld von hinten aufrollen wollte und in Runde 21 Renault-Pilot Kevin Magnussen in der Rascasse-Kurve abschoss - beim Versuch, sich zurückzurunden.
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Toro Rosso fuhr rückwärts: Anfangs lag Carlos Sainz sogar vor Sergio Perez Zoom Download
Die Rennkommissare brummten dem Russen, der seit seinem Heim-Grand-Prix von der Rolle ist, eine Gridstrafe von drei Startplätzen für Kanada und zwei Strafpunkte auf der Lizenz auf. Dabei wollte sich Kwjat, der um ein Cockpit für die kommende Saison kämpft, von der Pechsträhne der vergangenen Wochen befreien.
"Was für ein verdammt beschissener Tag", platzt es aus ihm heraus. Doch anstatt sein eigenes Manöver zu hinterfragen, schießt er gegen sein Team: "Wir haben eine weitere Gelegenheit weggeschmissen. Wir müssen uns besser aussortieren."
Kwjat geht auf Toro Rosso los
Vor allem der Elektronikdefekt hinter dem Safety-Car-Phase sorgt bei ihm für Bluthochdruck: "Es geht nicht, dass ich in den ersten zwei Runden nicht schneller als 60 km/h fahren kann. Leider passieren solche Dinge, und so können wir keine Punkte sammeln. Wir haben das Potenzial für Punkte, aber es gibt keine Disziplin."
Kwjat war nach der ersten Runde hinter dem Safety-Car an die Box gekommen und verlor dadurch seinen achten Startplatz. Sein Lenkrad wurde ausgetauscht, und er wurde sogar überrundet. Teamchef Franz Tost weiß etwas mehr: "Er steckte im Speedlimiter für die Boxengasse. Selbst der Tausch des Lenkrads hat nicht geholfen." Nachdem Kwjat noch einmal durch die Boxengasse fuhr, funktionierte sein Auto auf wundersame Art und Weise plötzlich wieder. "Warum weiß ich nicht", wundert sich Kwjat.
Sainz kritisiert Boxenstopps
Ein sauberes Wochenende war aber auch Teamkollege Sainz nicht beschert. Auch der Sohn der Rallyelegende, der als Sechster startete, sieht die Hauptursache für Platz acht beim Team. "Wir fielen bei jedem Boxenstopp um zwei Plätze zurück. Damit bin ich überhaupt nicht glücklich", übt der junge Spanier Kritik. "Sergio Perez hat bewiesen, was möglich ist. Er war vor dem ersten Boxenstopp hinter uns. Er wurde Dritter, ich Achter. Das ist nicht gut genug."
An seinem eigenen Tempo habe es definitiv nicht gelegen: "Nur die beiden Führenden waren heute schneller als ich. Konnte ich einmal frei fahren, fuhr ich 1:18er-Rundenzeiten, wie zu diesem Zeitpunkt nur die Führenden. Ich bin ein gutes Rennen ohne Fehler gefahren, war auf allen Reifenmischungen schnell, habe mich von den Mauern ferngehalten..."
Fotostrecke: GP Monaco, Highlights 2016
Der Bann ist gebrochen: Lewis Hamilton gewinnt nach acht sieglosen Rennen wieder einen Grand Prix, seinen ersten in Monaco seit 2008. Daniel Ricciardo fühlt sich "gefickt", weil ihm Red Bull den zweiten Sieg hintereinander kostet. Und Sergio Perez strahlt: "Ich wusste, dass Monaco im Regen eine Gelegenheit ist, mein Talent zu zeigen." Fotostrecke
Doch was ist an der Box schiefgelaufen? "Vor dem ersten Stopp habe ich meinen Vorsprung auf Felipe Massa vergrößert, damit ich vor ihm bleibe", erzählt Sainz. "Es hätte gereicht, aber dann gab es beim Stopp große Probleme mit dem rechten Vorderrad. Das kostete uns drei Sekunden. Dann wollte das Team keinen Unsafe Release riskieren, wodurch auch noch der Force India überholt hat."
Teamchef Tost fordert mehr Konzentration
Beim zweiten Stopp steckte Sainz hinter dem "wirklich langsamen Rosberg" fest und musste deshalb Fernando Alonso den Vortritt lassen. "Fernando fuhr eine zusätzliche Runde auf Reifen, die eigentlich zehn Sekunden langsamer waren. Und dennoch kam er vor mir auf die Strecke zurück", beschwert er sich."Wirklich schade! Die grundsätzliche Strategie und das Auto waren gut, aber in der Boxengasse ist es nicht nach Wunsch gelaufen."
Teamchef Tost kann den Ärger verstehen: "Es ist sehr enttäuschend, dass Carlos nur Achter wurde, denn wir hatten das Paket und er das Tempo, um zumindest in die Top 5 zu fahren. Dennoch zeigte er eine wirklich gute Leistung. Wir alle haben uns viel mehr erwartet." Dem Österreicher ist bewusst, dass sein Rennstall beim ersten Boxenstopp das Rennen verloren hat: "Wir ließen Sekunden liegen, und Perez, Vettel und Hülkenberg kamen vorbei. Wir müssen uns besser konzentrieren, um bei den kommenden Rennen Fehler zu vermeiden."