• 28. Mai 2016 · 22:10 Uhr

Start oder Strategie: Wie Mercedes Ricciardo knacken kann

Weichere Reifen am Start und ein früherer Boxenstopp sind die Trümpfe, die Rosberg und Hamilton gegen den "einfach schnelleren" Ricciardo in der Hand haben

(Motorsport-Total.com) - Im Freien Training am Donnerstag waren es 0,6 Sekunden Rückstand, im Qualifying am Samstag nur noch ein Bruchteil davon. Das Resultat war identisch und versetzte die Experten ins Staunen: Mercedes ist in Monaco langsamer als Red Bull. Für die Silberpfeile kommt die Schlappe aus heiterem Himmel. Im Leitplankendschungel der Cote d'Azur könnte sie schon den Grand-Prix-Sieg gekostet haben - es sei denn, der Platzhirsch lässt sich einen taktischen Geniestreich einfallen.

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Ist Daniel Ricciardo derjenige, der in Monaco zuletzt lacht? Zoom Download

Nico Rosberg, der am Sonntag als Zweiter neben Pole-Mann Daniel Ricciardo steht, denkt auch an den Start. Er beginnt das Rennen wie Lewis Hamilton auf dem Ultrasoft-Reifen, ihr Gegner setzt nach einem Taktikclou in Q2 zunächst auf den härteren Supersoft. "In China ist er besser gestartet, weil er weichere Reifen hatte. Jetzt ist es umgekehrt", hofft der Deutsche. Doch sein Stallgefährte winkt ab: "Der Weg zur ersten Kurve ist kurz und es gibt wenig Platz. Von Medium zu Soft ist es ein großer Schritt, aber in diesem Fall ist es viel enger."

In der Sainte-Devote-Kurve, wo es zu Rennbeginn häufig gekracht hat, sollte sich Rosberg als WM-Führender nicht zu viel Risiko erlauben. Solange er Hamilton hinter sich hält, kann er beruhigt sein. Denn Ricciardo und Red Bull scheinen noch nicht auf allen Bahnen so stark wie in Monaco, wo das Chassis so wichtig ist wie nirgends sonst. Trotzdem warnt Rosberg: "Wir haben immer mit ihnen gerechnet, Ferrari aber für den ärgsten Kontrahenten gehalten. Das müssen wir jetzt infrage stellen."

Hamilton glaubte an Pole-Position aus eigener Kraft

Denn wenn nicht nur Ricciardo, sondern auch Max Verstappen über die neue Renault-Ausbaustufe verfügt, könnten die beiden immer ein Wort bei der Vergabe der Pole-Position mitsprechen. "Seine Runde hat mich überrascht", sagt Rosberg über die Vorstellung des Australiers, bei der er sich schon in Sicherheit gewogen hatte: "Ich war mit meiner Runde zufrieden und war drei Zehntelsekunden vorne, was normalerweise kaum zu schlagen ist. Es ist einfach Fakt, dass er schneller war."

Weil Rosberg von Mercedes' Benzinpumpen-Problem nur kurz betroffen war und kaum Zeit einbüßte, kommen ein besseres Auto und ein Geniestreich Ricciardos als Erklärung infrage. Ein Indiz für die zweite These nennt der Wiesbadener: "Im Schwimmbad - auf dem neuen Asphalt - hat er am meisten Zeit gutgemacht. In Sachen Renntempo sahen wir am Donnerstag besser aus. Das ist aber vielleicht nicht relevant." Denn wenn Ricciardo vorne die Tür zumacht, gibt es in Monaco auf der Strecke keinen Weg vorbei. Ergo muss Mercedes sich über die Strategie vorbeischieben.


Fotos: Großer Preis von Monaco


Rosberg will sich zunächst im Rückspiegel zeigen und auf einen Fehler seines Kontrahenten hoffen: "Danach ist das Rennen noch lang. Ich werde den Druck hoch halten. Ich will das Rennen gewinnen und darüber hinaus denke ich gar nicht." Also volle Konzentration auf Ricciardo, kein Gedanke an Hamilton dahinter. Zudem kann sich Rosberg nicht vorstellen, dass die Supersoft dein Vorteil sind. Er denkt an einen früheren Stopp, einen so genannten Undercut: "Er kann länger draußen bleiben. Wenn wir nach dem Reifenwechsel schnellere Zeiten fahren, muss er reinkommen."

"Ich glaube nicht, dass es ihr Plan war, auf Supersoft loszufahren", folgert Rosberg. Er könnte falsch liegen: Der Unterschied zwischen den Mischungen beträgt nur drei bis vier Zehntelsekunden, dazu könnte Ricciardo an der Spitze freie Bahn haben, während sich die Konkurrenz durch Monacos Straßenverkehr kämpft und von ihren frischen Gummis nicht profitiert. "Wir haben darüber nie gesprochen", kommentiert Hamilton den Red-Bull-Schachzug erstaunt. Er habe in seiner zweiten schnellen Runde in Q2 lieber auf Ultrasoft für den Shootout trainiert, weil er geglaubt hätte, die Pole-Position im Tank gehabt zu haben. "Absolut", unterstreicht Hamilton.

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