Lewis Hamilton: Barcelona-Pole-Position bedeutet mir viel
Der Formel-1-Weltmeister jubelt über Startplatz eins in Spanien - Warum er Vergleiche zum Tennis anstellt und das Quali-Duell gegen Rosberg eigentlich 3:0 steht
(Motorsport-Total.com) - Es wirkte wie ein Befreiungsschlag! Als nach dem Ende eines spannenden Qualifyings zum Großen Preis von Spanien in Barcelona die Pole-Position von Lewis Hamilton feststand, brach es aus dem Weltmeister heraus. Unmittelbar nach seiner schnellsten Runde kam noch der WM-Führende Nico Rosberg über die Ziellinie, war aber 0,280 Sekunden langsamer. Als Hamilton die Nachricht über Funk bekam, reckte er mehrfach die Faust aus dem Cockpit und freute sich emotional wie lange nicht mehr über Startposition eins. Ein Zeichen des großen Drucks, der auf ihm aufgrund seiner 43 Punkte Rückstand auf Rosberg in der Fahrerwertung lastet?
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Lewis Hamilton freute sich ungewöhnlich heftig über Startplatz eins in Spanien Zoom Download
"Nein, so habe ich das nicht gesehen", wiegelt der amtierende Champion ab. Vielmehr erklärt er seinen Gefühlsausbruch mit den schwierigen Umständen, mit denen er am Barcelona-Wochenende bisher zu kämpfen hatte. Am Freitag fand sich der Brite mit seinem W07 überhaupt nicht zurecht, kämpfte mit mangelnder Balance und war auch im dritten Freien Training am Samstagvormittag noch langsamer als sein Teamkollege. Dann schaute er sich Rosbergs Setup ab, nahm ihm mit veränderter Abstimmung in Q2 sechs Zehntelsekunden ab und war auch im abschließenden Q3 nicht mehr zu schlagen.
"Wenn du in allen Sessions des Wochenendes der Schnellste bist, dann freust du dich auch über Pole. Aber wenn du so wie ich mit vielen Problemen zu kämpfen hattest - beim Setup, mit dem Fehler im ersten Versuch in Q3, meinem Verbremser - dann ist es etwas ganz Besonderes", erläutert Hamilton. Schon in seiner ersten fliegenden Runde im letzten Teil des Qualifyings war der 31-Jährige auf Bestzeit-Kurs, versaute es dann aber in Kurve 10. Deshalb zog er anschließend sogar einen Vergleich zum Tennis.
Hamilton: Barcelona-Pole ist wie ein Ass beim zweiten Aufschlag
"Du versuchst, mit dem ersten Aufschlag ein Ass zu erzielen. Wenn du das nicht schaffst, dann wächst der Druck, das habe ich gespürt. Ich habe den ersten Aufschlag verbockt, aber beim zweiten ist mir ein Ass gelungen", erklärt Hamilton seinen ausgelassenen Jubel. Er habe schon beim Überfahren der Ziellinie gemerkt, dass seine Runde nun für Pole reichen würde. "Ich spürte, dass Nico nicht so viel schneller sein kann. Als sie es mir bestätigt haben, habe ich meinen Gefühlen freien Lauf gelassen", so der Brite.
Im Qualifying-Duell gegen Rosberg hat er mit der Barcelona-Pole wieder die Führung übernommen - hier steht es nun 3:2 für den Weltmeister, der aber sofort einwirft, weshalb es aus seiner Sicht eigentlich 3:0 steht. "Drei Poles aus drei Versuchen, so sehe ich das. In den beiden letzten Qualifyings konnte ich ja nicht um die Pole kämpfen", weist der Weltmeister noch einmal auf die Probleme in China und Russland hin. Wegen Problemen an der MGU-H seines Silberpfeils konnte Hamilton in Schanghai überhaupt keine gezeitete Runde setzen, in Sotschi musste er vor Beginn von Q3 die Segel streichen.
Sein beeindruckendes Comeback in Barcelona mit der 52. Pole-Position seiner Karriere entlockte ihm nun jede Menge Emotionen und gibt Hamilton die Chance, Rosberg im WM-Kampf wieder unter Druck zu setzen. "Momentan liege ich hinten, aber es liegen noch viele Rennen vor mir. Ich gehe es Schritt für Schritt an, werde aber sicher auch große Schritte bei meiner Aufholjagd machen", gibt sich der Mercedes-Star kämpferisch. Dabei nimmt er nach dem Erfolgserlebnis auf dem Circuit de Catalunya auch seine Mechaniker und Ingenieure mit ins Boot: "Das heute war ein tolles Beispiel für eine beeindruckende Teamleistung", so der Weltmeister abschließend.