Mercedes: Trotz Bestzeit am Freitag "immer noch beunruhigt"
Nico Rosberg setzt in Barcelona am Freitag die Tagesbestzeit, doch das große Thema bei Mercedes ist weiterhin die Technik - Ferrari scheint nicht weit weg zu sein
(Motorsport-Total.com) - Der Speed von Mercedes scheint auch in Barcelona - wenig überraschend - wieder einmal zu passen. Nico Rosberg setzte am Freitagnachmittag in 1:23.922 Minuten die Tagesbestzeit. Lewis Hamilton (+0,689 Sekunden) kam zwar nicht an die Zeit seines Teamkollegens heran und landete hinter den Ferraris nur auf Rang vier, doch der Weltmeister hatte auf seiner schnellen Runde Verkehr. Deutlich größere Sorgen bereiten den Silberpfeilen daher aktuell noch immer die technischen Probleme der vergangenen Rennen.
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Nico Rosberg war am Freitag schneller als Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton Zoom Download
"Wir haben die Ursache des Problems noch immer nicht gefunden", grübelt Teamchef Toto Wolff im Gespräch mit 'Sky Sports F1'. Mercedes baute an Hamiltons Auto für dieses Wochenende eine überarbeitete MGU-H ein, nachdem das Teil zuvor an zwei Wochenenden in Folge kaputtgegangen war. Der Weltmeister benutzt damit mittlerweile schon die vierte von lediglich fünf erlaubten Einheiten.
"Bei Lewis ist die hundertprozentige Fehlersuche noch nicht beendet, aber alle Teile, die kaputt gegangen sind - nur bei seinem Auto - wurden logischerweise genau untersucht und verstärkt", erklärt Niki Lauda gegenüber dem 'ORF'. Trotzdem ist auch der Österreicher noch immer skeptisch. Er erklärt: "Was mich aber immer noch beunruhigt: Es war der einzige Motor, der das Problem hatte."
Nur Hamilton bekommt Upgrade
Insgesamt acht Autos treten in diesem Jahr mit Mercedes-Motoren an. Während Hamilton in den ersten vier Rennen des Jahres bereits drei MGU-H-Einheiten verbrauchte, kamen alle anderen sieben Piloten problemlos mit einer Einheit durch. "Wir sind natürlich auf der Lauer, damit ja kein Defekt mehr am Lewis-Auto auftritt", erklärt Lauda, der Hamilton an diesem Wochenende ein Auto hinstellen möchte, "das zu hundert Prozent funktioniert."
Allerdings ist sich der Österreicher nicht sicher, ob die neue MGU-H wirklich dafür sorgen wird, dass Hamilton dieses Mal vom Fehlerteufel verschont bleibt. "Ein Wechsel allein wird nicht helfen. Wir werden sehen, ob die neuen Teile, die in der Vergangenheit immer funktioniert haben, diesmal auch wieder funktionieren", so Lauda. Interessant: Rosberg fährt auch in Barcelona weiter mit der alten MGU-H.
"Die Temperaturen sind aber natürlich ganz anders als im Februar, und das macht es knifflig. Man konnte sehen, dass Lewis am Vormittag und am Nachmittag nicht glücklich mit seinem Auto war. Wir haben unseren 'Sweetspot' noch nicht gefunden", so Wolff. Am Ende des ersten Tages war Rosberg lediglich 0,029 Sekunden schneller als Ferrari-Pilot Sebastian Vettel, der der schnellste Mann im ersten Freien Training war. Beide setzten ihre Bestzeit auf den weichen Reifen.
Knappe Bestzeit für Rosberg
"Das ist das, was Vettel heute Morgen gefahren ist, also nichts Verrücktes. Aber natürlich sind die Bedingungen jetzt anders, 40 Grad Asphalttemperatur", analysiert 'Sky'-Experte Marc Surer die Rosberg-Runde am Nachmittag. Bei Mercedes war es am Freitag um 14:44 Uhr übrigens das erste Mal in diesem Jahr, dass man einen Piloten in Barcelona auf der weichen Mischung auf die Strecke schickte. Im gesamten Winter hatten die Silberpfeile lediglich die härteren Mischungen eingesetzt.
Fotostrecke: FIA-Fast Facts: Barcelona
Zum 26. Mal in Folge findet der Grand Prix von Spanien auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya statt. Zum ersten Mal wurde das Rennen 1991 dort ausgetragen, als die Strecke gerade erst neu gebaut worden war. Seitdem fand der Grand Prix von Spanien in jedem Jahr dort statt. Fotostrecke
"Es ist schwierig, denn im Winter fahren wir hier tausende Runden. Aber da ist der Asphalt nur 20 Grad warm. Jetzt sind es 40 Grad, und es ist eine komplett andere Welt", weiß Rosberg und erklärt: "Das Auto ist anders, und das Handling ist viel schwieriger. Daran muss man sich anpassen. Aber heute lief es gut. Wir haben für das Qualifying und das Rennen geübt."
"Ferrari scheint sehr nah dran zu sein. Wir müssen also dafür sorgen, dass wir alles herausholen", erklärt der Deutsche, der Hamiltons Rückstand von fast sieben Zehntelekunden aufgrund des Verkehrs als "nicht relevant" einstuft. Wie viele andere Teams brachte auch Mercedes einen neuen Frontflügel mit nach Barcelona. "An beiden Autos sind einige aerodynamische Veränderungen gemacht worden", verrät Lauda.
Hamilton noch nicht zufrieden
Für Hamilton war es "kein einfacher Tag", wie der Brite erklärt: "Ich kämpfte während des gesamten Tages mit der Fahrzeugbalance. Besonders am Nachmittag war es ziemlich schwierig zu fahren. Auf meiner schnellen Runde kam ich in Verkehr, sodass die Rundenzeiten nur die halbe Wahrheit darstellen. Es steht jedoch fest, dass heute Abend jede Menge Arbeit auf uns wartet, um das Auto so hinzubekommen, wie ich es gerne hätte."
Mercedes in Spanien: Nico Rosbergs Vorschau
Nico Rosberg möchte in Barcelona seinen fünften Sieg 2016 feiern, den achten in Serie. Auch im Vorjahr konnte der Deutsche in Spanien siegen Weitere Formel-1-Videos
"Jetzt werden wir die Ärmel hochkrempeln, die Daten analysieren, und dann bin ich zuversichtlich, dass wir morgen den Spieß umdrehen können", so der Weltmeister. Für Technikchef Paddy Lowe kommen die Balanceprobleme anhand der vielen Runden im Winter "überraschend". Er erklärt: "Die Temperaturen sind jedoch viel höher als zuletzt im März. Das stellt unsere Ingenieure vor neue Herausforderungen."
"Beide Fahrer haben ihr übliches Programm absolviert. Aber die Balance war an beiden Autos nicht perfekt. Es gibt also noch viel zu tun, bis sich das Auto auf den Medium- und Soft-Reifen so verhält, wie wir es gerne hätten. Im ersten Training haben wir an beiden Autos ein neues Frontflügel-Design ausprobiert, das die erwarteten Ergebnisse lieferte. Unsere Performance liegt nah an der von Ferrari", so Lowe.
Sollte es in Barcelona am Sonntag trotzdem auf ein Duell zwischen Rosberg und Hamilton um den Sieg hinauslaufen, hätte der Deutsche nach aktuellem Stand wohl die besten Karten, seinen achten Sieg in Serie einzufahren. Der WM-Spitzenreiter fuhr am Freitag nicht nur eine schnellere Runde als sein Teamkollege, auch seine beste Longrunrunde (1:28.8 Minuten) war etwas schneller als die von Hamilton (1:29.0).