Grosjean flucht am Boxenfunk: "Das Auto ist unfahrbar!"
Auch beim Großen Preis von Spanien sucht Formel-1-Neuling Haas nach seiner alten Form - Romain Grosjean kehrt zum Setup von Bahrain zurück
(Motorsport-Total.com) - Die Frustration bei Haas wächst: Nach einem furiosen Saisonauftakt und zwei eher enttäuschenden Rennen in China und Russland sucht der amerikanische Formel-1-Neuling beim Europaauftakt auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya weiter nach seiner alten Form. Mit Platz 13 für Romain Grosjean (1:25.899 Minuten/FP2) und Esteban Gutierrez auf Rang 21 (1:27.392 Minuten/FP1) im Freitagsklassement waren weder Fahrer noch Teamchef zufrieden - zumal bei Gutierrez abermals der Technikteufel zugeschlagen hatte.
© xpbimages.com
Romain Grosjean quälte sich mit dem VF-16 in Spanien durch die Freien Trainings Zoom Download
Der Mexikaner absolvierte im zweiten Freien Training gerade einmal neun Runden. Ein elektronisches Problem zwang ihn frühzeitig an die Box. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzumerken: "Es liegt nicht in meiner Verantwortung, das Auto zu reparieren. Das muss das Team schaffen. Ich bin hier, um zu fahren, und das so schnell wie möglich", ärgert sich Gutierrez. "Da ist es natürlich nicht schön, wenn so etwas passiert, weil es mich nach außen hin schlecht aussehen lässt. All die verdammt gute Arbeit, die ich mache, kommt gar nicht zur Geltung."
Schon vor dem Defekt haderte der 24-Jährige mit seinem VF-16. "In FP1 war das Gefühl nicht wirklich gut. Das Auto ließ sich nicht gut fahren, und das obwohl die Bedingungen recht gut waren. Es war sonnig, kein Wind, also hatte ich erwartet, mich gut zu fühlen, aber das war nicht der Fall", analysiert Gutierrez. "Im zweiten Training hat es der Wind dann noch schwieriger gemacht. Das Gefühl auf den Medium-Reifen war ziemlich schlecht. Auf der weicheren Mischung konnte ich nur die ersten drei Kurven fahren - weiter kam ich nicht. Aber bis dahin hat es sich normal angefühlt."
Grosjean kehrt zum Setup von Bahrain zurück
Auch Teamkollege Grosjean war mit dem Setup alles andere als glücklich und machte daraus am Boxenfunk keinen Hehl: "Das Auto ist unfahrbar!", schimpfte er. "Ich weiß nicht, was ihr wollt, aber das ist (überpiepst)." Im Detail machten dem Franzosen vor allem die Balance am Auto und die höheren Streckentemperaturen zu schaffen. "Das betrifft unglücklicherweise jeden Sektor, nicht nur einen. Aber Sektor drei ist immer der schwierigste. Dort gibt es die meisten Kurven und dort verlierst oder gewinnst du am meisten Zeit. Aber ich bin optimistisch, dass es morgen besser wird", erklärt Grosjean.
Der Schlüssel dazu soll eine Rückkehr zum Setup von Bahrain sein. "Über Nacht werden wir einige größere Veränderungen für morgen vornehmen", kündigt der Haas-Pilot an und fügt hinzu: "Wir haben jetzt eine Ahnung, warum das Auto in den letzten beiden Rennen nicht so recht zu mir gepasst hat." Dabei seien vor allem die Daten der Wintertests hilfreich gewesen. Seit China habe das Team in eine falsche Richtung gearbeitet, dieser Kurs müsse nun korrigiert werden: "Rückblickend hätten wir das Setup schon vor Russland wieder ändern sollen", gibt Grosjean zu.
"China ist eine sehr andere Strecke. Wir hatten Probleme mit den Reifentemperaturen und dem Reifendruck. Vielleicht haben wir uns zu sehr darauf versteift", glaubt der 30-Jährige und hofft, mit dem alten Setup, das dem aus den Wintertests sehr ähnele, am Samstag und Sonntag wieder bei der Musik sein. "Nach Bahrain dachte ich, wir würden das Auto so verändern, dass es besser zu mir passt. Denn im Rennen war ich nicht allzu glücklich und trotzdem sind wir klar in die Punkte gefahren." Die Rolle rückwärts sei daher erst der Anfang, betont Grosjean.
Günther Steiner: "Ich bin noch ziemlich entspannt"
Teamchef Günther Steiner gibt sich indes gelassen. "Manchmal geht man eben den falschen Weg, probiert etwas aus und es klappt nicht. Jetzt kehren wir zurück zu diesem Setup und werden morgen sehen, wie es funktioniert", sagt er und betont einmal mehr: "Es ist erst unser fünftes Rennen. Daher bin ich noch ziemlich entspannt." Dennoch sei auch er frustriert, wenn man in der ohnehin knapp bemessenen Zeit vor einem Rennen nur mit einem Auto Fortschritte mache und das andere wegen eines erneuten Defekts nicht genug Runden abspulen könne.
"Wir müssen am Ball bleiben und dürfen uns davon nicht unterkriegen lassen", gibt sich Steiner kämpferisch und stärkt seinem Fahrer den Rücken: "Wenn Esteban auf der Strecke ist und fahren kann, zeigt er, dass er die Pace hat. Aber oft kann er das nicht in Ergebnisse umwandeln, weil das Auto streikt. Es liegt nicht an ihm." Dass es immer wieder den Mexikaner trifft, gibt auch Steiner zu denken. Doch an einen grundlegenden Fehler bei der Crew glaubt er nicht: "Die Probleme sind immer andere. Es ist so willkürlich, dass man keine klare Linie erkennen kann."
Umso wichtiger sei das Feedback der Fahrer, auch wenn es noch so niederschmetternd ausfalle. "Wenn die Fahrer sich beschweren, ist das normal. Das macht uns besser ", weiß Steiner. "Wir brauchen niemanden, der uns nach dem Mund redet. Wenn ein Fahrer sagt, dass alles nicht so schlimm ist, machst du abends um acht die Schotten dicht und gehst in ein schönes Restaurant. Das ist nicht der richtige Weg." Ob sich die Nachtschicht bei Haas letztlich auszahlen wird, bleibt abzuwarten. Steiner jedenfalls ist zuversichtlich, mit dem alten Setup einen Schritt nach vorn zu machen.