Formel 1 Barcelona 2016: Rosberg gibt erneut den Ton an
Barcelona bleibt Rosberg-Land: Der Mercedes-Seriensieger sichert sich die Freitagsbestzeit, sowohl auf die schnelle Einzelrunde als auch auf die Longruns
(Motorsport-Total.com) - WM-Leader Nico Rosberg, zuletzt siebenmal hintereinander siegreich und damit auf Rekordkurs, startete mit der Freitagsbestzeit in den Grand Prix von Spanien in Barcelona (Formel 1 2016 live im Ticker). Der Mercedes-Fahrer steigerte sich in der zweiten Session am Nachmittag auf 1:23.922 Minuten und landete im Klassement 0,029 Sekunden vor Sebastian Vettels FT1-Zeit von heute Morgen.
Rosberg war den ganzen Tag um einen Tick schneller als sein Teamkollege Lewis Hamilton (4./+0,689), der sich im zweiten Freien Training nicht mehr steigern konnte (genau wie die beiden Ferraris), und auch in der entscheidendsten Phase des Freitags, bei den Longrun-Simulationen, war er mit einer Bestzeit von 1:28.8 Minuten am schnellsten. "Es war ein guter und solider Freitag für uns", erklärt Mercedes-Sportchef Toto Wolff.
"Es ist in Barcelona definitiv knapper als woanders, weil alle Teams die Strecke ganz genau kennen", sagt er und ergänzt: "Wir haben den idealen Punkt noch nicht gefunden." Außerdem bereitet Mercedes die MGU-H Kopfzerbrechen, die bei Hamilton zuletzt zweimal den Geist aufgegeben hat. Hamilton ist mit einem neuen Bauteil ausgestattet, Rosberg fährt noch mit dem alten. Wolff: "Bisher haben wir keine Zuverlässigkeitsprobleme festgestellt."
Auch wenn Rosbergs Longruns beeindruckend waren (Marc Surer: "Ferrari kann das vereinzelt auch, aber Mercedes fährt die Zeiten jede Runde"), scheint Ferrari diesmal dank einiger Updates und weniger Gewicht etwas näher dran zu sein. Vettel fehlten im Tagesklassement nur 29 Tausendstel auf Rosberg, Kimi Räikkönen auch nur 167 - und das trotz eines technischen Problems, das ihn zwischenzeitlich an die Box zwang.
Der Defekt sei davor "meines Wissens noch nie" aufgetreten, erklärt der Finne. Ersten Informationen zufolge dürfte die Benzinversorgung gestreikt haben. Räikkönens bester Longrun-Versuch wurde in 1:29.9 Minuten gestoppt - also etwa eine Sekunde hinter der Bestzeit von Rosberg und Vettel, der sich mit dem letzten Reifensatz auf konstant niedrige 1:29er-Zeiten steigern konnte. Damit ist Ferrari in Barcelona sicher zweite Kraft.
Aber wer kommt dahinter? "Der Red Bull ist auf jeden Fall vor dem Williams", analysiert Experte Surer. Das gilt sowieso auf die schnelle Einzelrunde, aber auch für die Longruns, bei denen Neuzugang Max Verstappen (8./+1,453) einmal sogar eine Zeit von 1:29.2 Minuten gelang. Teamkollege Daniel Ricciardo beendete den Tag mit 1,272 Sekunden Rückstand als Sechster, seine beste Longrun-Zeit (1:29.6 Minuten) war aber langsamer als die von Verstappen.
Der zu Toro Rosso degradierte Daniil Kwjat war heute der einzige Fahrer aus dem Red-Bull-Quartett, der etwas stärker abfiel. Am Ende belegte er mit 2,453 Sekunden Rückstand den 16. Platz; im zweiten Training war er haargenau eine Sekunde langsamer als Verstappen. Immerhin schaffte er nach einem schwierigen Start aufgrund einer nicht idealen Sitzposition noch solide 65 Runden. Von dieser Basis aus kann er sich morgen nach vorne orientieren.
"Verstappen kam auf Anhieb mit dem Auto zurecht. Das hat man auch an den Zeiten gesehen. Er ist ganz knapp an Ricciardo dran", freut sich Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, der heute nicht von der Seite des jungen Niederländers wich. "Bei Kwjat gibt's noch ein bisschen ein Problem mit dem Sitz, er ist ja doch relativ groß. Aber ich bin überzeugt, dass er sich dort auch bald wieder in seiner vollen Stärke zeigen wird."
Die positive Überraschung des Freitags in Barcelona war ausgerechnet Lokalmatador Fernando Alonso, der mit 1,420 Sekunden Rückstand den siebten Platz belegte (Jenson Button trotz eines technischen Problems auf P12). Fast noch erfreulicher: Mit einer besten Longrun-Zeit von 1:29.4 Minuten scheint McLaren auf Punktekurs zu sein. Williams hingegen tut sich schwerer als erwartet: Valtteri Bottas (+1,750) wurde Elfter, Felipe Massa (2,264) 14.
Force India brachte trotz technischer Probleme bei Sergio Perez am Vormittag beide Autos in die Top 10, scheint aber im direkten Longrun-Vergleich nicht zu den vier Topteams zu gehören. Und auch Haas kämpft weiterhin mit Schwierigkeiten: "Das Auto ist unfahrbar" war noch einer der freundlicheren Kommentare von Romain Grosjean (13./+1,977) am Boxenfunk. Bei Esteban Gutierrez (21./+3,470) streikte überhaupt die Elektronik.
Alles harmlos gegen den Reifenplatzer von Jolyon Palmer (17./+2,848) bei Start und Ziel, den sich bei Renault noch niemand erklären kann. Diesmal platzte der Pirelli links hinten; heute Morgen war Esteban Ocon mit dem gleichen Auto schon einmal mit Verdacht auf einen schleichenden Platten rechts hinten an die Box gekommen. Und die Renault-Reifenprobleme in Schanghai sind ebenfalls noch in bester Erinnerung...