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Formel 1 Russland 2016: Rosberg siegt, Vettel tobt über Kwjat
Auf den Spuren von Alberto Ascari: Nico Rosberg setzt seine Siegesserie in Sotschi fort - 43 Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton, 67 auf Sebastian Vettel
(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg hat beim Grand Prix von Russland in Sotschi seinen siebten Sieg hintereinander gefeiert und ist damit weiterhin auf dem besten Weg zu seinem ersten WM-Titel in der Formel 1. Zwar gelang seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton eine Aufholjagd vom zehnten auf den zweiten Platz, aber für Sebastian Vettel (Ferrari) setzte es einen bitteren Ausfall, der womöglich schon das Ende seiner WM-Hoffnungen 2016 bedeutet.
Vettel wurde in der ersten Kurve ausgerechnet von Daniil Kwjat (Red Bull), dem er schon in Schanghai begegnet war, angeschubst, sodass der Ferrari mit dem zweiten Red Bull, jenem von Daniel Ricciardo, kollidierte. Zunächst konnte Vettel noch weiterfahren, nach einer zweiten Berührung mit Kwjat endete sein Rennen aber mit einem platten Reifen in der Mauer. Sein Wutausbruch im Live-Boxenfunk musste im TV-Feed siebenmal überpiepst werden.
"Ehrlich, was zur Hölle tun wir hier?", fluchte der Ferrari-Star - dabei wusste er da noch gar nicht, dass schon wieder Kwjat der Übeltäter war. Später sagte er: "Es ist nicht so, dass ich ihn nicht leiden kann, aber er hat vor zwei Wochen einen Fehler gemacht und er hat heute wieder einen Fehler gemacht." Dass der Russe von der FIA bestraft wurde, "hilft mir jetzt auch nicht weiter". Rückstand in der Weltmeisterschaft nach vier von 21 Rennen: 67 Punkte.
An der Spitze kam es danach zu jenem langweiligen Rennen, das aufgrund der vorprogrammierten Einstoppstrategie viele befürchtet hatten. Hamilton hatte sich nach der turbulenten ersten Kurve rasch den fünftplatzierten Felipe Massa (Williams) gegriffen, hatte dann mit Kimi Räikkönen (Ferrari) und Valtteri Bottas (Williams) etwas mehr Mühe - aber Räikkönen schenkte ihm Platz drei mit einem leichten Fahrfehler und Bottas schnupfte er nach dem ersten Boxenstopp.
Als er an Bottas vorbei war, betrug sein Rückstand auf die Spitze schon 13 Sekunden. Trotzdem hatte Hamilton "keinen Zweifel daran, dass ich gewinnen kann". Bis er am Boxenfunk über Probleme mit der Wasserpumpe informiert wurde. "Ich hatte ein Problem mit dem Motor, den ich von da an schonen musste", seufzt Hamilton. Zwar gab das Team Entwarnung, aber da war es für eine ernsthafte Attacke auf die Führung schon zu spät.
Rosberg fuhr von der ersten bis zur letzten Runde ein fehlerfreies Rennen und holte sich den Sieg vom Silbertablett. Am Ende konnte er es nicht lassen, noch die schnellste Runde zu drehen: 1:39.094 Minuten. In der Geschichte der Formel 1 ist er nach Alberto Ascari, Michael Schumacher und Vettel erst der vierte Fahrer, dem es gelungen ist, sieben Rennen hintereinander zu gewinnen. Und vier Auftaktsiege hintereinander, das hat es seit Schumacher 2004 nicht mehr gegeben.
"Das Auto war fantastisch", freut sich Rosberg, der den Siegerpokal übrigens aus den Händen des russischen Präsidenten Wladimir Putin erhalten hat. Aber so souverän, wie der Mercedes-Doppelsieg ausgesehen hat, war er nicht: "Wir haben auch bei Nicos Motor gewisse Dinge beobachten müssen", gibt Niki Lauda, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Mercedes-Teams, zu. Und: "Bei Lewis ist sogar Wasser ausgeronnen. Irgendwo war ein Leck."
Letztendlich war es trotzdem ein lockerer Sieg, "weil wir einfach um drei, vier Zehntel schneller waren", so Lauda. Räikkönen fehlte nach 53 Runden mehr als eine halbe Minute auf Sieger Rosberg, allerdings musste auch er im Finish seinen Ferrari schonen. "Wir haben den Williams überholt, aber für Mercedes sind wir nicht schnell genug", bedauert der "Iceman", der Bottas durch einen etwas längeren ersten Stint überholte und danach 18 Sekunden Vorsprung herausfuhr.
Aber als Bottas, Räikkönen und Hamilton ihre Position getauscht hatten, war die Luft aus dem Rennen ziemlich draußen. Richtig actionreich war nur die erste Runde: Nicht nur zwischen den Red Bulls und Vettel krachte es, sondern auch weiter hinten. Nico Hülkenberg (Force India) wurde in seinem 100. Grand Prix von Esteban Gutierrez (Haas) ins Aus befördert. Teamkollege Sergio Perez, ebenfalls neu im 100er-Klub, holte als Neunter zumindest zwei Punkte.
"Gutierrez ist hinten in mich reingecrasht, hat mich darum wieder in andere Autos vor mir geschoben, umgedreht, dann sind von vorne noch Autos rein. Alles ziemlich unglücklich gelaufen", seufzt Hülkenberg. "Gutierrez hat eine Strafe gekriegt, was okay ist. Schon davor hatte ich eine Situation mit einem Toro Rosso, der von links nach rechts quer über die Strecke geschossen ist. Ich musste ausweichen. Als ich dann in Kurve 2 reingebremst habe, wurde ich getroffen."
Einen Freudentag erlebte das McLaren-Team, das erstmals beide Autos in die Punkte brachte. "Das Potenzial ist da", strahlt Fernando Alonso, der von seiner guten ersten Runde und vom motorbedingten Ausfall von Max Verstappen (Toro Rosso) profitierte und mit einer Runde Rückstand Sechster wurde. Als seine Rundenzeiten zwischendurch mal spürbar schneller wurden, funkte er: "Ich wollte nur mal eben ein bisschen Spaß haben!"
Kevin Magnussen (Renault), Romain Grosjean (Haas), Perez und Jenson Button (McLaren) rundeten die Top 10 ab. Das Klassement war schon nach der ersten Runde grob vordefiniert; nach dem einzigen Routinestopp gab es dann praktisch keine Verschiebungen mehr. Button kämpfte Carlos Sainz (Toro Rosso) noch nieder, dessen Reifen um neun Runden älter waren, und Pascal Wehrlein (Manor) beendete eine unglückliche Vorstellung als 18. und Letzter.
Der große Verlierer des Tages war aber Lokalmatador Kwjat. Nach seiner Stop-&-Go-Strafe gingen tausende Zuschauer nach Hause - und die Häme der internationalen Medien ist ihm nach seiner desaströsen ersten Runde gewiss: "Es ist einfach, mich jetzt zu attackieren, und ich denke, dass viele das auch tun werden. Das ist für mich okay." Mit Vettel will er nach dem Rennen das Gespräch suchen und sich entschuldigen.
In der Fahrer-WM ist Rosberg nach vier Rennen auf bestem Weg, zum ersten Mal den Titel zu gewinnen, auch wenn der Weg bis Abu Dhabi noch ein langer ist. Und: "Lewis darf man nie abschreiben", warnt der Mercedes-Seriensieger. Aber: 43 Punkte Vorsprung sind ein komfortables Polster, und auf Räikkönen sind es sogar schon 57. Bei den Teams haben zwei noch nicht angeschrieben: Sauber und Manor. Nächstes Rennen: Barcelona, 15. Mai.