Startplätze zwei und vier: Williams feiert Wiederauferstehung
Das Williams-Team überrascht in Sotschi und liebäugelt mit dem Podium - Valtteri Bottas feiert "super Wochenende", Felipe Massa hängen Fahrfehler in Q3 nach
(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Team lässt in Sotschi weiter aufhorchen. Mit den Plätzen drei und fünf gelang Valtteri Bottas und Felipe Massa im Qualifying zum Großen Preis von Russland das bisher beste Ergebnis der Saison. Wegen der Rückversetzung Sebastian Vettels aufgrund eines Getriebewechsels am Freitag starten beide Piloten noch einen Rang weiter vorne - die beste Ausgangsposition des Jahres. Nach einer bislang enttäuschenden Saison kommt das Ergebnis einer Wiederauferstehung gleich.
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Williams war die positive Überraschung des bisherigen Russland-Wochenendes Zoom Download
Positiv: Beim Longrun-Training am Freitag konnte Bottas auf ganzer Linie überzeugen und gilt damit als Anwärter auf das Podium. "Das war ein sehr gutes Qualifying, ich bin sehr zufrieden", jubelt der Finne, der mit 1:36.536 Minuten die drittschnellste Zeit setzte - noch vor Landsmann Kimi Räikkönen im Ferrari. "Die ganze Woche läuft super. Das Auto fühlt sich gut an und die Strecke hier liegt uns auch." Bottas betont, das Bestmögliche herausgeholt zu haben, hebt aber warnend den Finger: "Bis jetzt liefen meine Rennsonntage nicht toll."
Das glaubt auch Williams-Chefingenieur Rob Smedley, der zwei Gründe für den plötzlichen Aufschwung ausmacht: Zum einen liegt dem FW38 die Strecke in Sotschi, zum anderen scheinen die Upgrades am Auto zu funktionieren. Fortschritte gibt vor allem dank des neuen Frontflügels und der neuen Nase. "Ja, die neue Frontpartie hilft, aber wir haben auch weitere aerodynamische Verbesserungen. Ich glaube, wir haben das Auto wirklich verbessert", hofft Smedley. "Wir sind vom Tempo her vor Red Bull, haben unsere Aufgaben gemacht und wollen auf das Podium fahren."
Verbesserte Aerodynamik lässt Williams ans Podium denken
Dass dem Williams die Charakteristik der Strecke liegt, hatte man schon vor dem Wochenende geahnt. "Das ist eine wirkliche tolle Strecke für uns. Es geht hier viel um Power. Je mehr man hat, desto besser", dankt Smedley der Mercedes-Antriebseinheit im weiß-blauen Renner. Viel wichtiger ist für ihn ein zweiter Punkt: Sein Team habe es geschafft, die Reifen zu verstehen und zu nutzen. "Wir waren gestern eines der wenigen Teams, die die Pneus auf Temperatur gebracht haben. Heute hätten wir fast in der ersten Runde maximale Leistung aus ihnen quetschen können", so der Brite.
Die Verbesserungen am Williams registrierte die Konkurrenz, die das Team wieder auf der Rechnung hat. "Williams sieht hier richtig gut aus. Für Valtteri freut es mich ganz persönlich, weil er eine schwierige Zeit gehabt hat. Sie schaffen es, mit den Reifen richtig gut umzugehen. Aerodynamik und Reifen sind hier der Schlüssel für ein schnelles Auto", meint Mercedes-Sportchef Toto Wolff, der mit Williams und Bottas' Management verknüpft ist.
Mercedes ist und bleibt außer Reichweite
Auch Massa hat das Podium im Visier. "Ich versuche es, wenn wir dazu in der Lage sind. Das wäre fantastisch", blickt der Brasilianer auf den Rennsonntag und führt seine Qualifying-Schlappe gegen Bottas auf eine "großartige Runde" des Finnen zurück - er ließ sich immerhin 0,480 Sekunden aufbrummen. "Ich war hinter ihm, habe die Runde aber nicht zu 100 Prozent zusammengebracht", bedauert Massa und fordert, die Leistung im Rennen am Sonntag zu wiederholen.
Die Upgrades und der gute Umgang mit den Reifen kaschieren in Sotschi sogar eines der größten Probleme: In langsameren Kurven waren beide Piloten konkurrenzfähig, wie Smedley registriert. "Im letzten Sektor waren wir fast auf dem Niveau von Red Bull. Es wird besser, aber wir dürfen bei der Entwicklung nicht den Fuß vom Gas nehmen." Nachdem Bottas im Longrun-Trimm am Freitag sogar besser als die Mercedes-Piloten aussah, gilt es nun, sich die Ausgangslage nicht durch einen erneuten Fehlgriff bei der Strategie zunichte zu machen.
Hier will sich Smedley nicht in die Karten schauen lassen: "In den vergangenen Jahren hatten die meisten hier eine Einstoppstrategie. Aber das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Asphalt hier ist etwas merkwürdig, er ist neu und verändert sich immer noch. Wir werden sehen, ob ein oder zwei Stopps", meint der Chefingenieur, der vermutet, das Polesetter Nico Rosberg zweimal stoppen wird. Der Deutsche sei aber ohnehin nicht Konkurrent Nummer eins: "Um ihn zu schlagen, müsste ihm schon etwas passieren." Mit einem Podium liebäugelt der Williams-Mann nach der plötzlichen Wiederauferstehung aber schon: "Das wäre absolut eine Trendwende für uns nach dem schlechten Saisonstart."