• 30. April 2016 · 20:41 Uhr

Mysteriöser Hamilton-Defekt: Wieviele Motoren frisst er noch?

Sorgenfalten bei den Silberpfeilen: Was führt zum Überhitzen der MGU-H wenn nicht die Isolierung? Und warum nur bei Lewis Hamilton auf Qualifying-Outlaps?

(Motorsport-Total.com) - Sie bauen seit drei Jahren das schnellste Auto des Formel-1-Zirkus, doch angesichts der jüngsten Defektserie bei Lewis Hamilton ist selbst Mercedes ratlos. Nachdem den amtierenden Weltmeister im Qualifying zum Russland-Grand-Prix in Sotschi das identische Problem mit dem Hybridsystem MGU-K heimsuchte, das ihn schon vor zwei Wochen in China zur Aufgabe zwang, stehen nicht nur Toto Wolff die Fragezeichen auf die Stirn geschrieben: "Das bereitet uns Kopfzerbrechen", sagt der Sportchef.

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Ungekanntes Bild: Sorgenfalten in der Mercedes-Chefetage Zoom Download

Zur Sache: Fakt ist, dass eine Spindel in der Komponente zur Rückgewinnung von Wärmeenergie, der MGU-H, überhitzte. Die Isolierung brannte durch und erst deshalb verabschiedete sich die komplette MGU-K - nichts ging mehr. Erstaunlicherweise ereignete sich der in exakt der gleichen Form aus Schanghai bekannte Defekt wie beim vergangenen Grand Prix in der Aufwärmrunde zu einem schnellen Qualifying-Umlauf. Alles nur Zufall? Das muss Mercedes offenbar zunächst selbst herausfinden.

In Brixworth gibt es ein spezielles Verfahren zur Qualitätskontrolle, bei der bei einem Defekt alles akribisch untersucht und auf den Kopf gestellt wird - so geschah es auch in den vergangenen Tagen mit dem Hamilton-Triebwerk aus China. Sogar per Pressemitteilung verkündete Mercedes, dass die Technikdetektive Teilchen der Isolierung im Öl gefunden hätten und dem Problem damit auf die Schliche gekommen seien. Doch mit dieser Nachricht haben sich die Silberpfeile offenbar gründlich getäuscht.

Einheitselektronik steht im Verdacht

Wolff schüttelt den Kopf und kratzt sich am selbigen: "Wir dachten, das Problem wäre gefunden", wundert er sich und verdeutlicht, wie wichtig die Aufklärung für Mercedes ist: "Der gleiche Motor steckt auch in Nicos Auto - und er führt die Meisterschaft an." Denn solange sich Defekte ereignen, frisst das Mysterium nicht nur WM-Punkte, sondern auch Komponenten. Strafversetzungen oder Leistungsverlust durch Motoren mit überzogener Laufleistung drohen. Hamilton ist längst über den Plan hinaus und muss am Sonntag in jedem Fall auf die dritte MGU-H und den dritten Turbolader zurückgreifen.


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Die Gretchenfrage: Was führt zum Überhitzen der Spindel? Die Rede ist unter anderem von einer Einheitselektronik, die falsche Signale gibt. Stimmt die These, könnte die Sache auf Anhieb gelöst werden. Hamilton würde gebrauchte Komponenten erhalten, dazu ein ladenneues System - und es würde sich zeigen, was passiert. Läuft alles glatt, kommt er mit einem blauen Auge davon. Die Theorie besitzt auch deshalb ihren Charme, weil sie Frage Nummer zwei beantworten würde: Wieso nur Hamilton?

Rosberg oder Kunden sind nie betroffen

"Ich würde nichts ausschließen", rätselt Toto Wolff weiter, "aber ein Fehler des Piloten ist es ganz bestimmt nicht." Merkwürdig ist die Sache trotzdem, schließlich blieb nicht nur Nico Rosberg bei zwei Testfahrten und dreieinhalb Grands Prix 2016 komplett verschont, sondern auch die komplette Kundenflotte mit Williams, Force India und Manor. "Es sind acht Antriebsstränge im Einsatz", weiß Wolff und zieht die Augenbrauen hoch: "Sieben laufen reibungslos und einen trifft das Problem doppelt."

Hinzu kommt: Zweimal schlug der Fehlerteufel auf der Outlap eines Qualifyings zu, als der Antrieb gar nicht unter Vollast lief - was er sonst "wie ein Fels in der Brandung" täte, versichert Wolff. "Es ist war ein Defekt, der völlig aus der Reihe fiel. Die Formel 1 ist Wissenschaft." Nur sie stößt an ihre Grenzen, wenn der Kampf gegen Ferrari die Ingenieure zu technischen Husarenritten zwingt: "Wenn man jedes Zeitspähnchen herausholt, dann schlägt man auch über die Stränge", räumt Wolff ein.

Lewis Hamilton will sich jetzt selbst hinter die Aufklärung der Defekte klemmen, sich über jedes Detail informieren lassen. Denn auch er rätselt: "Wir sind bei den Tests 800 Kilometer an einem Tag gefahren - und alles war fabelhaft." Auch bei der Anreise nach Russland dachte er noch, er könne beruhigt schlafen: "Sie haben mir gesagt, sie wüssten, was passiert sei - und ich dachte, wir hätten daraus gelernt. Aber offenbar ist das nicht der Fall. Der Schlüssel ist, dass wir es verstehen und vorsichtig mit den Motoren sind, die uns noch bleiben", fordert der gebeutelte Champion.

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