Mercedes: Hamilton macht Reifen für Ausritte verantwortlich
Der Weltmeister außer Rand und Band und trotzdem Spitze: Die Pneus ließen sich "wie auf Eis" fahren, klagt er nach sieben Abflügen - Nico Rosberg zufrieden
(Motorsport-Total.com) - Siebenmal war Lewis Hamilton in den Freien Trainings zum Russland-Grand-Prix in Sotschi am Freitag neben der Strecke. Und trotzdem grüßte der Weltmeister am Nachmittag wie so häufig als Primus der Zeitenlisten. Für Hamilton, der seinen Teamkollegen Nico Rosberg mit 0,544 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Rang verwies, war das Resultat nur bedingt Grund zur Freude. Er ärgert sich über die Pirelli-Reifen, die auf dem glatten Asphalt kaum Grip aufbauten: "Als würde man auf Eis fahren."
So erklärt Hamilton auch seine zahlreichen Ausritte, mit denen er sich zum Schluss Bremsplatte einhandelte - und auf eine zweite Qualifikationssimulation verzichten musste. Mit dem einzigen Versuch war er zufrieden: "Es lief ganz gut und ziemlich problemlos. Damit bin ich glücklich." Dass Rosberg gar keine saubere Runde in die Zeitenlisten einbrachte, ist jedoch ein Grund zur Skepsis. "Wir wissen nicht, wo er steht", mahnt Hamilton mit den Blick auf den Erzrivalen im WM-Duell.
Auch der Deutsche hatte seine liebe Mühe mit den Pneus, denn selbst die Mischung Supersoft baut einfach keinen Grip auf. Ergo verzichtete Mercedes sogar komplett auf den Einsatz der Medium-Variante, von der ohnehin nur ein Satz pro Pilot bestellt war. "Es ist schwierig, es auf dieser Strecke richtig hinzubekommen, da die Reifen nur in einem sehr kleinen Fenster perfekt funktionieren", klagt Rosberg sein Leid und meint: "Zudem gibt es viele Stellen, an denen man schnell einen Fehler macht."
Rosberg lobt dennoch die Performance des W07 auf den Longruns. Der Bolide verfügt in Russland über eine neue Frontflügel-Endplatte, ein neues Benzinsystem, einen "Batwing" am vorderen Ende des Unterbodens und neues Motorenöl von Petronas. Die Updates sollen helfen, Hamilton auf Kurs zu bringen. Er nennt trotz zwei Siegen in den vergangenen zwei Jahren die Bahn in Sotschi eine für ihn "schwache Strecke". Er hätte Mittel zur Besserung gefunden. Welche es sind, verschweigt Hamilton aber.
Lieber legt er in der Causa Pirelli nach: "Ich machte wie ein Verrückter Druck. Trotz einer Reihe von Ausritten habe ich versucht, ein Maximum an Grip zu finden und den Wagen an das Limit zu treiben", verteidigt er sich wegen der zahlreichen Besuche in den Auslaufzonen. "Es liegt nur an den Reifen. Sie geben keinen Grip her und man rutscht wie verrückt herum. Hoffentlich wird es wärmer und es legt sich Gummi auf die Bahn, dann wird es wohl besser", blickt Hamilton voraus und befürchtet, dass Ferrari mit Sebastian Vettel in Sotschi "einen Schritt näher dran" wäre.