Kein Reifenabbau: Im Rennen droht die große Langeweile
Hamilton wittert ein Sotschi-Rennen, das "Mist für das Fernsehen" ist - Ein-Stopp-Taktiken wahrscheinlich - Teams wollen auf Medium-Mischung komplett verzichten
(Motorsport-Total.com) - Der Formel 1 droht im Rahmen des Russland-Grand-Prix' ein Langeweile-Rennen. Reifenzulieferer Pirelli, der wegen seiner konservativen Mischungswahl in die Kritik geraten war, rechnet mit einer Einstoppstrategie bei vielen Teams, was für viel Statik auf der Strecke sorgen würde - denn Überholen ist in Sotschi schwierig. "Hoffentlich brauchen wir doch mehr Reifenwechsel, denn ein Stopp ist für das Racing einfach Mist - und für das Fernsehen auch Mist", hadert Lewis Hamilton.
© xpbimages.com
Reifen qualmen, sorgen aber nicht für Spektakel: in Russland altbekannt Zoom Download
Bei Mercedes geht man jedoch angeblich davon aus, dass zwei Besuche bei der Crew nötig seien. Pirelli-Sportchef Paul Hembery glaubt daran nur, wenn sich "etwas dramatisch ändern" sollte. Doch das ist nicht abzusehen, zumal auch das Wetter am Schwarzen Meer stabil bleiben soll. Der extrem glatte Asphalt der Strecke in Sotschi hat sich nicht - wie teilweise vermutet - aufgeraut, sodass der Verschleiß weiter so gering ist wie auf kaum einer anderen Bahn im Rennkalender.
Auch wenn Hembery sich vorstellen kann, dass sich daran noch etwas ändert: Der Medium-Reifen spielte im zweiten Freien Training gar keine Rolle, die meisten Piloten zückten den Supersoft schon in der ersten Session. Dabei scheint der weicheste Pneu rund eine Sekunde pro Runde schneller zu sein, jeodch durchaus auch für Longruns geeignet. Rio Haryanto (Manor) spulte 23 Runden am Stück damit ab, Carlos Sainz (Toro Rosso) schaffte mit dem Soft nur einen Umlauf mehr.
Daniel Ricciardo kann sich nicht vorstellen, dass die Autos allzu oft an die Box gezwungen werden: "Der Soft-Reifen hält recht lange, die Zeiten waren sehr konstant. Ich habe gehört, dass das nicht nur bei uns der Fall war", analysiert der Red-Bull-Pilot und folgert genau wie Hamilton: "Es wird wahrscheinlich wie in den vergangenen Jahren ein Ein-Stopp-Rennen." Der Mercedes-Star hat noch ein weiteres Problem mit den Gummis: seiner Meinung nach bauen sie nicht genügend Grip auf.
Ausritte im Freien Training führt er auf das Material zurück: "Es liegt nur an den Reifen", schimpft Hamilton. "Sie geben keinen Grip her und man rutscht wie verrückt herum. Es ist, als würde man auf Eis fahren. Hoffentlich wird es wärmer und es legt sich Gummi auf die Strecke, dann wird es wohl besser." Immerhin: Einen zusätzlichen Spannungsfaktor würde eine Rutschpartie bedeuten.
Max Verstappen bekennt schon jetzt, dass Toro Rosso den Medium-Pneu in der Garage lassen wird. Denn nicht nur der Verschleiß ist in Russland kein Thema: "Weil auch der Abbau so gering ist, wird auch der Reifen nicht wirklich schlechter. Auf anderen Strecken ist es oft ein großer Unterschied, ob man frische oder abgefahrene Reifen am Auto hat - und das sorgt für Überholmanöver", unkt das Formel-1-Nesthäkchen. "Es wird also nicht so viel überholt werden wie bei den jüngsten Rennen."