• 17. April 2016 · 11:01 Uhr

Historische Hamilton-Schlappe: Aufholjagd ohne Happy End

Lewis Hamilton fährt mit Platz sieben seine schlechteste Platzierung seit 2013 ein - Ein früher Zwischenfall beschädigt den Silberpfeil - Kuriose Strategie geht nicht auf

(Motorsport-Total.com) - Man muss schon ganz tief in den Geschichtsbüchern der Formel 1 kramen, um das letzte Rennen zu finden, in dem Lewis Hamilton nicht über den siebten Platz hinauskam. Seit dem Beginn der Hybridära Anfang 2014 sah der Brite viermal nicht die Zielflagge, davon abgesehen ist ein sechster Platz in Ungarn im vergangenen Jahr sein schlechtestes Ergebnis. Noch weiter hinten sortierte sich der dreimalige Weltmeister zuletzt 2013 beim Saisonfinale in Brasilien (Platz neun) ein.

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Bei einem Unfall mit Felipe Nasr wurde Lewis Hamiltons Silberpfeil start beschädigt Zoom Download

Der siebte Platz in China ist für den erfolgsverwöhnten Hamilton damit ein historisches Negativergebnis - zumal er in Schanghai zuvor seit 2010 immer auf dem Podium stand. Das Rennen im Reich der Mitte verlor Hamilton bereits am Samstag. "Das Motorenproblem gestern war unser Fehler", erklärt Niki Lauda gegenüber 'Sky Sports F1'. Hamilton konnte im Qualifying wegen eines ERS-Problems keine Zeit setzen und musste von ganz hinten starten. Intern hatte man das Podium "unter realisitschen Gesichtspunkten" ohnehin schon abgeschrieben und Rang vier zum höchsten der Gefühle erklärt.

"Wenn du dann in der letzten Reihe startest, ist die Chance groß, dass nach der ersten Runde am Auto nicht mehr alles ganz ist", erklärt Lauda - und so kam es auch. Hamilton fuhr sich gleich auf den ersten Metern den Frontflügel an Felipe Nasrs Sauber ab. "Ich versuchte, nicht in irgendetwas verwickelt zu werden", beteuert der Weltmeister. Doch das Chaos in der ersten Kurve war zu groß: "Ich wollte ganz vorsichtig sein, aber Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) kam von der Bahn ab und ich versuchte, einigen Autos auszuweichen. Ein Auto kam nach innen und traf mich."

Kleinholz, fünf Boxenstopps und ein Himmelbett"

"Ich glaube nicht, dass es sein Fehler war", so Lauda. Trotzdem war dem Österreicher klar, dass Hamiltons Rennen nach diesem Zwischenfall "eigentlich schon vorbei" war. "Ein normaler Rennunfall", urteilt auch Teamchef Toto Wolff bei 'RTL' und erklärt: "Hinten hat ein Sauber versucht, Räikkönen auszuweichen und hat Lewis getroffen. Der Frontflügel ist unter das Auto gerutscht und hat den Unterboden so zerstört, dass der ganze Abtrieb beeinträchtigt war."

Dabei bekam Hamilton kurze Zeit später sogar noch eine Chance, das verkorkste Rennen noch zu retten. Weil das Safety-Car herauskam, konnte Hamilton zumindest wieder aufschließen. An der Boxenmauer entschied man sich zu diesem Zeitpunkt für eine kuriose Strategie. Hamilton holte sich zunächst neue Supersofts ab, nur um eine Runde später wieder zurück auf die weichen Reifen zu wechseln.

"Jedes Mal, wenn ich an die Box kam, musste ich danach wieder von vorne anfangen."Lewis Hamilton
"Bei der Strategie war viel Hirnschmalz gefordert, wir mussten versuchen, ein beschädigtes Auto zu kompensieren. Wir haben den Supersoft in der Safety-Car-Phase dann wieder gewechselt, sodass wir hinten raus ein paar Optionen gehabt hätten", erklärt Wolff. Doch der Plan ging nicht auf. Insgesamt fünfmal kam Hamilton zum Service, doch trotzdem gingen in der Schlussphase des Rennens seine Medium-Reifen in die Knie. Dass sei aber auch eine Folge der Beschädigungen des Autos gewesen, betont Wolff. "Wir hätten zum Schluss vielleicht noch den Soft aufziehen können, aber es war nur noch Schadensbegrenzung drin."

Ganzes Rennen als Sisyphusarbeit

"Ich habe einfach versucht, mich durch das Feld zu kämpfen. Aber jedes Mal, wenn ich an die Box kam, musste ich danach wieder von vorne anfangen", berichtet der frustrierte Hamilton und ergänzt: "Ich konnte kaum Boden gutmachen. Am Ende waren die Reifen einfach am Ende. Aber that's racing. Es ist kein gutes Ergebnis für uns an diesem Wochenende." Hamilton musste hilflos zusehen, wie Teamkollege Nico Rosberg bereits seinen sechsten Sieg in Folge einfuhr.


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"Das Auto war ziemlich beschädigt. Es fühlte sich fast an wie in Bahrain - auch wenn es nicht so schlimm aussah. Es war wie in einem Himmelbett! Ich bin mir sicher, dass einige Aero-Teile betroffen waren. Ich glaube, dass auch die Aufhängung beschädigt war", erklärt Hamilton den Hauptgrund für sein schlechtes Abschneiden. Angesichts der starken Beschädigungen an seinem Silberpfeil, den er nach dem Rennen in Anlehnung an die fehlende Stabilität als "Himmelbett" bezeichnet, ist Platz sieben sogar noch als kleiner Erfolg zu werten.

In der Weltmeisterschaft liegt der amtierende Champion weiterhin auf Rang zwei, hat nun allerdings bereits 36 Zähler Rückstand auf Teamkollege Rosberg. Das kommende Rennen in Russland sollte Hamilton eigentlich liegen, schließlich gewann er dort die beiden ersten Auflagen 2014 und 2015. Doch nachdem es auch in Australien und Bahrain bereits nicht rund lief, hat spätestens das Rennen in China gezeigt, dass der Weltmeister aktuell die mit Abstand schwierigste Phase der vergangenen Jahre erlebt.

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