Wegen Hamilton-Strafe: Zockt Mercedes jetzt bei der Strategie?
Weil Lewis Hamilton am Sonntag in der Startaufstellung strafversetzt wird, könnte Mercedes bei der Strategie einen anderen Weg gehen - Ferrari am Freitag schneller
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton muss am Sonntag mit einem ziemlichen Handicap in den Großen Preis von China starten. Nachdem bereits vor dem Wochenende das Getriebe an seinem Silberpfeil gewechselt werden musste, wird der Weltmeister in der Startaufstellung um fünf Plätze nach hinten versetzt werden. Das heißt: Selbst wenn der Brite am Samstag im Qualifying der Schnellste ist, wird er am Sonntag bestenfalls von Rang sechs starten. Verpasst er die Bestzeit, startet er sogar maximal aus Reihe vier.
Wie will Mercedes dieses Problem lösen und Hamilton im Rennen so schnell wie möglich nach vorne bringen? "Ich denke, dass es keinen Königsweg gibt", grübelt Teamchef Toto Wolff und erklärt: "Er muss sich so gut wie möglich qualifizieren - vermutlich auf dem weichsten Reifen." Denn aktuell gibt es Spekulationen darüber, dass Mercedes bei der Strategie pokern könnte.
Nach der Rückkehr zum alten Qualifying müssen die Top 10 am Sonntag mit dem Reifensatz starten, mit dem sie in Q2 ihre schnellste Rundenzeit gesetzt haben. Mercedes könnte also versuchen, Hamilton mit den Soft-Reifen in Q3 zu bringen. Die Konkurrenten werden vermutlich ganz obligatorisch auf die weichste Mischung (Supersoft) setzen. Im Rennen könnte Hamilton dann einen längeren ersten Stint fahren.
"Diese Strategieoption haben alle, nicht nur Lewis", erinnert Wolff allerdings und erklärt: "Wir müssen uns entscheiden, ob wir auf eine alternative Strategie setzen - anders als bei Vettel, Räikkönen und Rosberg. So könnte er eine Chance haben, aber es könnte auch schiefgehen." Denn falls der Poker nicht aufginge und Hamilton den Einzug in Q3 verpassen würde, müsste er aufgrund seiner Strafe am Sonntag von ganz weit hinten starten.
Ferrari am Freitag vor Mercedes
Wolff erklärt daher: "Ich denke, wir müssen einfach einen normalen Job machen." Ohnehin scheint Ferrari das einzige Team zu sein, das Mercedes an diesem Wochenende gefährlich werden kann. Am Freitag fuhr Kimi Räikkönen vor Sebastian Vettel die Tagesbestzeit, Nico Rosberg und Hamilton sortierten sich auf den Rängen drei und vier ein - mit deutlichem Abstand nach hinten.
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts China
Der Große Preis von China wird zum 13. Mal ausgetragen. Das Rennen fand 2004 zum ersten Mal statt und stand seitdem immer im Kalender. Fotostrecke
Daniel Ricciardo hatte als Fünfter bereits mehr als acht Zehntel Rückstand auf den viertplatzierten Hamilton. Auch ohne Strategiecoup sollte der Champion am Sonntag also zumindest recht schnell auf einen der ersten vier Plätze vorfahren können. "Das war kein schlechter Tag. Ich fühlte mich heute Vormittag nicht besonders wohl im Auto, aber das Team nahm in der Mittagspause einige Änderungen vor und in der zweiten Session war es dann viel besser", berichtet Hamilton, der im ersten Training Probleme mit der Bremsbalance hatte und einige Fehler machte.
Rosberg, der im ersten Training die Bestzeit setzte, erklärt derweil: "Es war gut, heute wieder ins Auto zu steigen und einen vernünftigen Start in das Wochenende hinzulegen. Die erste Session wurde von der roten Flagge beeinträchtigt. Dennoch konnten wir einige Dinge ausprobieren, die gut funktionierten. Es sieht so aus, als ob wir hier wieder schnell wären. Aber am Nachmittag war Ferrari ebenfalls sehr schnell. Wir müssen definitiv auf sie achten." Auch Hamilton erklärt: "Ferrari scheint ziemlich stark zu sein. Es sieht so aus, dass wir an diesem Wochenende einen echten Kampf haben werden."
Schrecksekunde für Rosberg
Rosberg ist sich daher sicher: "Heute Abend haben wir noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen." Am Ende des ersten Trainings musste der Sieger ersten beiden Saisonrennen eine kleine Schrecksekunde überstehen, als er per Funk ein Problem mit seinem Motor meldete. "Als die Session dann zu Ende war, schaltete Nicos Fahrzeug in den 'Rettungs-Modus'. Als Grund dafür machten wir ein Problem an der Zündung aus, das wir in der Mittagspause beheben konnten", beruhigt Technikchef Paddy Lowe alle Mercedes-Fans allerdings.
"Zudem nahmen wir in der Pause einige Set-upänderungen an beiden Autos vor. Damit waren beide Fahrer im zweiten Training insgesamt zufriedener. Unter dem neuen Reifenreglement hat es sich eingebürgert, dass wir in den beiden Trainings Tests mit allen drei Reifenmischungen mit wenig und viel Benzin fahren. Das ist der Grund für das geteilte Programm in unserem Team", erklärt Lowe weiter.
Sollte es am Samstag in Schanghai wie angekündigt regnen, wäre übrigens ohnehin alle Theorie für die Katz. Wenn die Piloten das Qualifying am Samstag mit Regenreifen absolvieren, herrscht im Rennen am Sonntag freie Reifenwahl für alle. Das würde allen Teams noch einmal völlig neue Strategieoptionen eröffnen. Das könnte die Reifenwahl im Spitzenfeld dann ordentlich durchmischen.