Mercedes: Rosberg auf Titelkurs - auch dank Rowdy Bottas
Warum ein souveräner Rosberg vor Schreck zuckte, Hamilton seinen Start selbst verpatzte und er mit demoliertem Auto keine Chance hatte, Platz zwei anzugreifen
(Motorsport-Total.com) - Zwei Rennen, zwei Siege, 17 Punkte Vorsprung auf Teamkollege und Erzrivale Lewis Hamilton: Nico Rosberg hätte sich keinen besseren Saisonstart wünschen können als den, den er am Sonntag beim Bahrain-Grand-Prix mit seinem 16. Karriereerfolg und dem fünften in Serie krönte. Jeder Formel-1-Pilot, dem das gelungen ist, wurde in seiner Karriere Weltmeister. Ist der Deutsche im Jahr 2016 auf dem Weg zum Titel? "Er hat einen richtigen guten Lauf im Moment", sagt Sportchef Toto Wolff.
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Nico Rosberg jubelt zum fünften Mal in Serie: Ist das schon titelreif? Zoom Download
Ein hungrig wirkender Rosberg scheint die Krone ins Visier genommen zu haben, auch wenn er Understatement praktiziert: "Ich habe den Stand noch nicht angeschaut, aber es sieht gut aus. Ich bin froh, schon zu Beginn so viele Punkte einzufahren", jubelt er, will aber die Euphoriebremse ziehen: "Wir haben jetzt zwei von 21 Rennen absolviert. Ich bleibe also ruhig, denke nicht in dieser Größenordnung, sondern Rennen für Rennen. Ich will das Beste aus der Situation machen und weiter gewinnen."
Obwohl Kupplungsprobleme in Bahrain das größte Fragezeichen hinter der Mercedes-Dominanz waren, entschied Rosberg das Rennen an der grünen Ampel für sich: "Der Start war der Schlüssel. Ich bin großartig weggekommen, auch wenn ich auf der schmutzigen Seite stand", erklärt der Wiesbadener, nachdem er noch beim Losfahren für die Einführungsrunde große Probleme hatte. Entwarnung gäbe es bezüglich der Kupplung nicht, betont Rosberg: "Wir arbeiten hart daran. Hoffentlich machen wir Fortschritte, aber es ist immer noch zu früh. Wir müssen dran bleiben."
Hamilton räumt ein: Schlechte Reaktionszeit am Start
Fortan galten Rosbergs Bedenken weniger dem Schleifpunkt als Konkurrenten außer Rand und Band. "Im Rückspiegel war so viel los", erinnert er sich an ein Tohuwabohu. Obwohl er einige Meter Vorsprung hatte, befürchtete er, in Schwierigkeiten zu geraten. Rosberg rechnete eigentlich mit geordneten Verhältnissen: "Das hat mich überrascht. Ich habe kurz mal gezuckt. Es ist aber gut gegangen. Dann habe ich versucht, das Rennen zu kontrollieren."
An der Spitze zog er mit den Supersoft-Reifen von den Williams weg, Kimi Räikkönen hielt er bei allen drei Boxenstopps in Schach und konnte es sich leisten, die "sicherste aller Strategien" zu fahren - auch für den Fall, dass eine Safety-Car-Phase seinen Vorsprung eindampfen würde. Wolff lobt: "Er hat sich damit aus dem Techtelmechtel hinter ihm rausgehalten. Dann hat er das ganze Rennen kontrolliert."
Gegen Räikkönen mit demoliertem Auto chancenlos
Die Kontrolle verloren hatte der von der Pole-Position gestartete Hamilton bereits in der ersten Kurve: Er kam schlecht weg, wurde auf Rang zwei liegend von Valtteri Bottas gerammt, bekam im Getümmel weitere Ellenbogenchecks verpasst und musste sich aus dem Mittelfeld nach vorne kämpfen - allerdings mit beschädigtem Wagen. Hamilton erkennt keinen Zusammenhang zwischen den Startproblemen in Melbourne und dem Malheur in Bahrain - obwohl im Silberpfeil die gleiche, temperatursensible Kupplung arbeitete. Schuld war die nämlich offenbar nicht.
Hamilton nimmt den verpatzten Start auf seine Kappe: "Es war nicht so schlecht, wie es aussah. Natürlich habe ich gegenüber Nico viel an Boden verloren. Ich denke, die Reaktionszeit war einfach nicht gut genug." Unterschiedliche Gründe, aber Duplizität der Ereignisse: In beiden Situationen verlor er massiv an Boden, handelte sich Rückstände ein und konnte den Grand-Prix Sieg schon nach wenigen Metern abschreiben. "Vielleicht war der heutige Start sogar noch schmerzhafter", seufzt Hamilton. Er ist froh, etwas Zählbares mitgenommen zu haben: "Schadensbegrenzung. Ich bin froh, dass ich nicht mehr Zähler verloren habe und ins Ziel gekommen bin."
Fotostrecke: GP Bahrain, Highlights 2016
Läuft! Zweiter Sieg im zweiten Rennen für Nico Rosberg. Gutes Omen: Die letzten vier Bahrain-Sieger wurden anschließend Weltmeister. Und Fahrer, die fünf Rennen hintereinander gewonnen haben, aber nie Weltmeister wurden, hat es in der Formel-1-Geschichte überhaupt noch nie gegeben. Fotostrecke
Dabei schien kurzzeitig Rang zwei im Bereich des Möglichen, als der Brite vor Anbruch des letzten Renndrittels fünf Sekunden hinter Räikkönen lag. Mercedes spekulierte auf eine Safety-Car-Phase und ließ seinen Weltmeister erst die Reifen schonen und dann beim letzten Boxenstopp länger auf der Bahn. Anschließend war der Rückstand wieder gewachsen.
Gegen den Finnen im Ferrari sei er am Sonntag aber ohnehin chancenlos gewesen, betont Hamilton: "Mein Auto war so stark beschädigt, dass ich nicht mithalten konnte. Ich habe gekämpft, aber das Heck war komplett lose." Am Ende hätte er einfach versucht, die Pneus nicht zu stark zu ruinieren, weil das unruhig liegende Auto massiv Gummi verschliss.