Doch kein Motorschaden? Ferraris Kampf gegen Antriebskrise
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene meint, dass Sebastian Vettels Ausfall "nichts mit dem Motor zu tun hatte": Will die Scuderia einen Flächenbrand verhindern?
(Motorsport-Total.com) - Spitzt sich die Motorenkrise bei Ferrari zu? Nach Kimi Räikkönens Ausfall in Australien mit einem überhitzten Turbolader ging in Bahrain erneut ein Ferrari in Rauch auf: Sebastian Vettel kam in seinem SF16-H nicht einmal bis zum Start und rollte in der Aufwärmrunde mit qualmenden Motor aus. Doch was steckt hinter dem Ausfall?
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Sorgen bei Ferrari-Teamchef Arrivabene: Warum schied Vettel wirklich aus? Zoom Download
"Im Moment kann ich nur sagen, dass es höchstwahrscheinlich das Ventil oder die Einspritzung waren", erklärt Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene bei 'Sky Sports F1' den Defekt Vettels. Und versucht, die Antriebseinheit aus der Schusslinie zu nehmen: "Das hat nichts mit dem Motor zu tun. Wir müssen es aber noch untersuchen."
Auch Chefingenieur Jock Clear kann nicht genauer Aufschluss geben, was schiefgelaufen ist - oder will er es gar nicht? "Wir haben alle den Rauch gesehen und Seb hat von Leistungsverlust gesprochen, aber jedes Problem an den Autos schlägt sich in Leistungsverlust nieder. Wir müssen auf das Auto schauen und das Problem herausfinden. In der Telemetrie haben wir nichts Offensichtliches gesehen, von daher müssen wir noch einmal darauf schauen."
Neue Turbinen frühestens in Kanada?
Man sei auch in Sorge um Räikkönens Auto gewesen, "denn wenn man nicht weiß, was bei dem einen Auto falsch läuft, dann hat man immer Angst um das andere". Im Fahrerlager gibt es nur wenige, die den Ferrari-Entscheidungsträgern glauben: Seit den Wintertests im Barcelona wird spekuliert, dass die Scuderia unter großen Problemen mit dem Turbolader leidet, doch schon damals dementierte das Team dies vehement.
Ehe dann Räikkönen nach seinem Ausfall in Melbourne tatsächlich zugab, dass es der Turbolader war. "Ich hatte ein Problem im vergangenen Rennen, bei Seb ist hier etwas passiert", äußert sich der Finne nach dem Grand Prix von Bahrain. "Das ist nicht ideal, aber ich habe ja gesagt, dass wir noch Arbeit vor uns haben."
Zum Hintergrund: Der neue, stark verbesserte Ferrari-Motor kann seit dieser Saison mit mehr Ladedruck gefahren werden. Wenn aber die gemeinsam mit Partner Honeywell konstruierte Turbine zu hoch dreht, steigt die Defektgefahr. Neue Turbinen sollen bereits in Auftrag gegeben sein, sie sollen laut 'auto motor und sport' allerdings erst im siebten oder achten Rennen geliefert werden können - bis dahin sitzt man auf Nadeln und will sich über die Elektronik behelfen.
Ferrari unter großem Druck
Als Arrivabene nach Vettels Ausfall in Bahrain gefragt wurde, ob ein ähnliches Problem schon einmal bei den Tests aufgetreten ist, meinte der Italiener: "Bisher nicht. Und selbst wenn es schon einmal passiert wäre, würde ich es ihnen nicht sagen." Kein Wunder, denn zusätzlicher Druck durch die Öffentlichkeit wäre das letzte, was Ferrari jetzt noch braucht.
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Scuderia bei einem Ausfall nicht ganz die Wahrheit sagt: Als Rubens Barrichello 2003 bei seinem Heimrennen in Brasilien in Führung liegend ausschied, gab das Team ein Problem mit der Benzinversorgung als offiziellen Grund. In Wahrheit hatte man bei Barrichello einfach zu wenig getankt.
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Und überhaupt gilt der Motor bei Ferrari als absolutes Heiligtum - ein chronisches Antriebsproblem wäre daher alleine schon aus Imagegründen inakzeptabel. Arrivabene ist dennoch klar, dass es "Teil des Jobs" ist, auch sportliche Rückschläge zu erklären.
"Wenn wir ein gutes Rennen erleben, dann kommen alle zu uns, umarmen uns. Wenn man ein schlechtes Rennen hat, dann muss man die Verantwortung übernehmen, um sich vor die Kamera zu stellen und zu sprechen und zu erklären. Morgen ist ein anderer Tag. Sogar schon heute Nacht, denn ich fliege schon heute Nacht hab. Und dann habe ich Zeit zum Nachdenken."