• 02. April 2016 · 00:00 Uhr

Alonso hält Versprechen: Support für Vandoorne in Bahrain

Riesenlob für GP2-Dominator Stoffel Vandoorne nach P11 in Bahrain: "Er hat Rennintelligenz" - Im Flieger von Japan nach Bahrain noch Papierkram gebüffelt

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet am bisher besten Wochenende der McLaren-Honda-Ära zum Zuschauern verdammt zu sein, muss für Fernando Alonso eine frustrierende Erfahrung sein. "Ich bin mir sicher, dass es seinen Rippen jetzt schon viel besser geht", grinst Jenson Button nach seiner drittbesten Zeit im Freitagstraining zum Grand Prix von Bahrain (Formel 1 2016 live im Ticker). Aber das größte Interesse galt bei McLaren ausnahmsweise keinem der beiden Ex-Weltmeister, sondern Rookie Stoffel Vandoorne.

Foto zur News: Alonso hält Versprechen: Support für Vandoorne in Bahrain

Der Belgier Stoffel Vandoorne hat 2015 die GP2-Serie nach Belieben dominiert Zoom Download

Der 24-jährige Belgier, der in der Hierarchie des McLaren-Nachwuchses Kevin Magnussen überholt und verdrängt hat, hatte 24 Stunden vor seinem ersten Einsatz an einem Formel-1-Wochenende noch keine Ahnung davon, dass er in Bahrain fahren würde. Zwar hatte ihn Teamchef Eric Boullier am Montag darüber informiert, dass Alonso erst den medizinischen FIA-Check bestehen muss, doch die Chancen auf das Grand-Prix-Debüt wurden da noch als "sehr gering" eingeschätzt.

Vandoorne hätte eigentlich vier Tage in Japan für seine Super-Formula-Saison testen sollen, brach den Test aber vorzeitig ab. Am Donnerstagabend japanischer Zeit (zehn Minuten nachdem Alonso aus dem Medical-Center kam) klingelte sein Telefon erneut: "Ich hatte meinen Flug für einen Tag früher gebucht, nur für den Fall. Und dann hat Eric mich angerufen, dass ich wirklich das Rennen fahren muss", erinnert sich der GP2-Dominator der Saison 2015.

Keine Zeit zum Schlafen im Flieger

Vandoorne stieg in den Flieger, konnte die Zeit aber nur teilweise zum Schlafen nutzen: "Ich hatte viele Telefonate mit den McLaren-Ingenieuren, sie haben mir alle möglichen Dateien durchgeschickt. Bedienung des Lenkrads zum Beispiel, was am Funk gesagt werden darf und was nicht, was ich wann tun muss und so weiter. Da war ich auf dem Flug gut beschäftigt." Durch die Grundlagen sei er jetzt "durch, aber es gibt vor dem Rennen noch einiges zu tun".

Erschwert wird sein Formel-1-Debüt durch die Beschneidung des Funkverkehrs. Wenn selbst ein Alonso davon spricht, dass man den Fahrern komplexe Raumschiffe gebe, aber keine Kommandos mehr erlaubt sind, dann muss die Herausforderung für einen Rookie, der den MP4-31 noch nie zuvor gefahren ist, umso größer sein. "Das macht es ein bisschen schwieriger", sagt Vandoorne cool, "aber wir werden am Sonntag vor dem Rennen nochmal einiges durchgehen."

"Ich kenne das halt noch nicht. Ich habe zwar die anderen beobachtet und es auch schon im Simulator geübt, aber wenn du dann selbst im Auto sitzt, ist es immer ein bisschen anders", erklärt er. "Wir haben heute viele von diesen Dingen trainiert. Das lief ganz gut. Das Wichtigste war, viele Runden zu fahren, Boxenstopps zu üben, Starts zu probieren, mir die Knöpfe einzuprägen - das ganze operative Zeug eben. Diese ganzen Sachen muss ich lernen."

Alonso hält sein Versprechen

Eine große Hilfe in diesem Prozess ist Alonso, der sein Versprechen wahr gemacht und Vandoornes Debüt mit Rat und Tat begleitet hat: "Ich kann mir vorstellen, wie schwer ihm das fällt, aber er war den ganzen Tag da, hat sich die Daten angesehen und uns Tipps gegeben, was wir beim Setup ausprobieren könnten", bedankt sich der Belgier. "Es ist sehr hilfreich, dass er hier ist, denn er kennt das Auto besser als ich. Er ist ein Weltmeister - er weiß, wovon er spricht."

Zwar soll Alonso laut spanischen Medienberichten nach der starken McLaren-Performance am Freitag erneut bei der FIA angefragt haben, ob er das Rennen nicht doch fahren darf, aber der Zug ist längst abgefahren. Und die Experten glauben, dass Vandoorne den zweimaligen Weltmeister würdig vertreten wird: "Er ist ein Guter, ist in der GP2 sehr clever gefahren, hat Rennintelligenz", lobt Marc Surer. "Er ist einer von den Jungen, die gut vorbereitet in die Formel 1 kommen."

Am Ende des ersten Arbeitstages fehlten zwar sieben Zehntelsekunden auf den Teamkollegen, aber: "Seine Runde war viel besser, als das Ergebnis zeigt", meint Button. "Wenn er seinen ersten Sektor hinbekommen hätte, wäre er genauso schnell gewesen wie ich. Im zweiten Sektor war er gleich schnell, im dritten fast. Er ist ein sehr talentierter Fahrer." Und der kleine Fehler in Kurve 1 war vor allem dem Wechsel auf Supersofts zuzuschreiben, den Vandoorne unterschätzt hatte.

Button vs. Vandoorne: 29,126 zu 29,818 im ersten Sektor

Nicht zuletzt deswegen trauen ihm viele im Qualifying eine Überraschung zu - Druck, vor dem der Youngster keine Angst hat: "Ich kenne die Strecke gut, bin hier dreimal GP2 gefahren und habe dreimal das Hauptrennen gewonnen", sagt er selbstbewusst. Und das, obwohl seine Ausgangsposition knifflig ist: Vermasselt er seine einzige Chance, bevor Alonso wieder ins Cockpit steigt, könnte das seiner Formel-1-Karriere großen Schaden zufügen.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Bahrain

"Darüber mache ich mir keinen Kopf", winkt er ab. "Ich bin in der World-Series und in der GP2 viele Rennen gefahren und war in beiden Serien erfolgreich. Jetzt ist die Zeit für mein Formel-1-Debüt gekommen. Ich fühle mich bereit dafür und freue mich über die Chance. Ich möchte das Wochenende genießen. Ich weiß, dass es eine harte Nuss sein kann, wenn du eine einmalige Chance in einem Formel-1-Auto bekommst, aber ich werde versuchen, diese Nuss zu knacken."

Button: Aufstieg in die Formel 1 war früher schwieriger

Das ist nicht unlösbar, findet Button: "Die Formel 1 ist immer eine Herausforderung. Der Schritt aus der GP2 in die Formel 1 ist aber bei weitem nicht mehr so groß wie vor zehn Jahren", relativiert der Weltmeister von 2009, der im Jahr 2000 direkt aus der Formel 3 in die Königsklasse des Motorsports aufgestiegen ist. "Hier gibt es wahrscheinlich sogar Kurven, in denen die GP2 schneller ist als die Formel 1. Aber Stoffel ist schnell, daran besteht kein Zweifel."

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Stoffel Vandoorne rutschte am ersten Tag nur einmal harmlos neben die Strecke Zoom Download

Am Ende des ersten Tages steht der elfte Platz, mit 1,998 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Nico Rosberg. "Ich glaube, dass wir morgen noch ein bisschen Potenzial rausholen können, aber wohin uns das in der Startaufstellung bringt, wage ich nicht vorherzusagen", sagt Vandoorne. "Ich fühle mich hundertprozentig bereit. Es war ein guter Tag. Obwohl ich noch nie zuvor mit diesem Auto gefahren bin, fühlte ich mich auf Anhieb wohl."

Zu Hause in Belgien drückt die Familie die Daumen für den 24-Jährigen. Sein Vater war noch zum Test nach Japan mitgekommen, flog von dort aus aber nach Europa zurück. "Sie werden es sich im Fernsehen anschauen. Und ich denke, die Fans in Belgien sind auch sehr aufgeregt", sagt Vandoorne und ergänzt: "Jetzt habe ich einiges zum Nachdenken, wenn ich mich ins Bett lege!" Und er kann endlich den Jetlag der kurzfristigen Flugreise von Japan nach Bahrain überwinden...

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