Max Verstappens Wutanfall überschattet Toro-Rosso-Pleite
Nach Max Verstappens Wutanfall am Boxenfunk gegen den Teamkollegen hängt bei Toro Rosso der Haussegen schief - Experten sehen "Anzeichen von Unreife"
(Motorsport-Total.com) - Bei Toro Rosso ist schon nach dem ersten Rennen Feuer am Dach: Max Verstappen tobte beim Grand Prix von Australien via Boxenfunk, weil er hinter seinem Teamkollegen Carlos Sainz feststeckte. "Die vorne fahren weg, und er lässt mich nicht überholen. Das ist ein Witz, wirklich!", ließ er seinem Unmut freien Lauf, nachdem er einige Male Stallregie einforderte, und flog kurz darauf mit der Wut im Bauch in der Highspeed-Schikane beinahe ab.
Als sich Sainz vier Runden vor Schluss in der vorletzten Kurve verbremste, probierte es Verstappen mit der Brechstange und drehte sich nach der Berührung - die beiden kamen auf den enttäuschenden Plätzen neun und zehn ins Ziel.
Hill und Brundle kritisieren Verstappen
Mit seinem Verhalten handelt sich Hitzkopf Verstappen, der im Vorjahr in Singapur Funkbefehle ignorierte, seinen Teamkollegen vorbei zu lassen, auch eine Rüge von zwei Experten ein. "Er muss einen etwas kühleren Kopf bewahren, um sich auf ein höheres Niveau zu entwickeln", sagt Martin Brundle gegenüber 'Sky Sports F1'. Und Ex-Weltmeister Damon Hill stimmt in den Tenor ein: "Das sind erste Zeichen von Unreife, die wir bei Max sehen. Er ist 18 Jahre alt, er hat alle Zeit der Welt, aber er will allen zeigen, dass er es eilig hat."
Frustrierter Verstappen war "viel schneller"
Als der Spanier dann auf einen Funkspruch des Teams angesprochen wird, er möge pushen, sonst müsse er an die Box kommen, bricht plötzlich die Pressesprecherin das Journalistengespräch ab, weil Sainz in den Medienraum müsse. Der 18-jährige Niederländer zeigt sich bei seinen TV-Interviews verschnupft und kurz angebunden: "Ich war viel schneller als er. Es war sehr frustrierend, und ich hoffe, dass es beim nächsten Rennen besser läuft." Beim Start des Rennens konnte Verstappen noch auftrumpften und lag sogar vor Lewis Hamilton auf dem vierten Rang, Sainz folgte hinter dem Briten.
Doch beim zweiten Stopp gab es ein Missverständnis, wie Teamchef Franz Tost erklärt: "Drei Runden nach Carlos kam auch Max an die Box, aber das Team war nicht bereit, weil wir ihn nicht hereinbeorderten. Das kostete ihn sieben Sekunden und warf ihn auf Platz zwölf zurück."
Dadurch fiel Verstappen hinter Sainz zurück, der auf Medium-Reifen lange hinter Renault-Pilot Jolyon Palmer feststeckte. Ein schwieriges Unterfangen für Sainz: "Ich habe versucht, den besten Ort für ein Überholmanöver zu finden, aber wenn man die Medium-Reifen aufgezogen hat, dann ist das sehr schwierig. Da kam nicht einmal Hamilton an mir vorbei."
Sainz' bitterste zwei WM-Punkte
Nach seinem Dreher drehte Verstappen noch einmal auf und holte den Rückstand auf Sainz trotz eines demolierten Frontflügels in Windeseile auf. Am Ende reichte es aber nicht für einen weiteren Überholversuch. "
Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2016
Qualifying-Fiasko, dramatisches Rennen, jede Menge Action - und am Ende wieder drei Fahrer auf dem Podium, die dort schon 2015 Stammgäste waren: Der Grand Prix von Australien 2016 hatte einiges zu bieten. Fotostrecke
Kein Wunder, dass die Enttäuschung bei Toro Rosso über die Plätze neun und zehn groß ist. "Das sind die bittersten zwei Punkte meiner Karriere", klagt Sainz. "Im Vorjahr wäre ich glücklich gewesen. Ich habe heute getan, was ich konnte, aber wir haben es in diesem chaotischen Rennen einfach nicht richtig hinbekommen."
Sainz, der meist im Pulk fuhr, lobt zwar das Tempo seines Autos, sieht aber eine Schwäche: Es fehlt uns etwas an Höchstgeschwindigkeit. Wir müssen uns definitiv ansehen, was wir besser machen können." Und Tost zieht ebenfalls ein frustriertes Resümee: "Das Ergebnis ist enttäuschend, denn wir waren schnell genug, um besser abzuschneiden. Wir haben eine tolle Gelegenheit verpasst."