Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Formel 1 Australien 2016: Nico Rosberg holt sich Auftaktsieg
Spektakulärer Saisonauftakt: Rosberg trotz Katastrophen-Start vor Hamilton und Vettel - Ferrari vergibt Siegchance nach Taktikfehler - Schwerer Unfall Alonsos
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Pilot Nico Rosberg hat seine saisonübergreifende Siegesserie fortgesetzt und am Sonntag den Australien-Grand-Prix in Melbourne gewonnen. Der Vizeweltmeister siegte in einem unverhofft spannenden ersten Rennen des Jahres vor Teamkollege Lewis Hamilton und Ferrari-Star Sebastian Vettel (komplettes Ergebnis!). Die Silberpfeile waren nach missratenem Start zurückgefallen, ehe sich das Blatt nach einer Rennunterbrechung infolge eines Horrorcrashs Fernando Alonsos wendete.
Die Erleichterung war Rosberg nach dem 15. Formel-1-Erfolg seiner Karriere - und dem vierten in Folge - anzumerken. Ein Wochenende voller Fahrfehler schien beim Jubeln auf dem Podium längst abgehakt: "Für mich war das natürlich ein perfektes Rennen", freut er sich. "Ein Sieg ist ein super Start ins Jahr. Wir haben einfach ein starkes Auto." Trotz aller Euphorie fand er warnende Worte: "Ferrari ist natürlich nah dran, das haben wir heute gesehen. Da müssen wir uns in Acht nehmen."
In der Tat sah zunächst alles nach einer Ferrari-Überraschung aus: Sowohl Pole-Sitter Hamilton als auch Rosberg kamen beim zweiten Startversuch nach dem Ausscheiden Daniil Kwjats (Red Bull) nicht vom Fleck und fielen hinter Vettel und Kimi Räikkönen zurück. Schuld war möglicherweise ein zuvor antizipiertes Kupplungsproblem, wie Sportchef Toto Wolff einräumt, vielleicht aber auch eine noch unbekannte Ursache. "Der Start war natürlich super", so Profiteur Vettel. "Von vorne ist es einfacher, das Rennen zu kontrollieren."
Mercedes-Scharmützel: Hamilton touchierte und blockierte Rosberg
Dazu gab es eine Berührung Hamiltons und Rosbergs - als der Brite mit dem rechten Teil des Frontflügels das linke Hinterrad seines Stallgefährten touchierte. "Der Start war gar nicht mal das Schlimmste, sondern es war Kurve 1, wo mich Nico abgedrängt hat", ätzt Hamilton gegen seinen Ex-Kumpel. "Dort habe ich am meisten an Boden verloren. Ich bin froh, dass ich das wieder aufholen konnte." Marc Surer widerspricht: "Da muss Hamilton aufpassen. Das ist nicht Rosbergs Fehler", analysiert der 'Sky'-Experte.
Der Deutsche fuhr fortan mit Respektabstand hinter den Roten her und richtete auf der Strecke nichts aus. Erst beim Boxenstopp kassierte er Räikkönen mit einem früheren Halt bei der Crew und schnellen Runden auf frischen Pneus. Vettel, der ebenfalls später stoppte, war zuvor haarscharf vor Rosbergs Nase auf die Strecke zurückgekommen und hatte die Führung zunächst gerettet. Dann setzte er sich auf den Supersoft-Reifen im deutsch-deutschen Duell um einige Sekunden ab.
Auch dank Hamilton: Er war vor dem Abbiegen in die Boxengasse nicht bereit, Rosberg trotz frischer Pneus sofort Platz zu machen und hielt das Schwersterauto einige Sekunden lang auf.
Hamilton musste zuvor nach dem Start auch noch Max Verstappen (Toro Rosso) und Felipe Massa (Williams) ziehen lassen. Den Brasilianer kassierte er mit DRS zügig, am Niederländer biss er sich jedoch die Zähne aus. Ein Versuch, mit einer spontanen Taktikänderung und einem längeren Stint an Verstappen vorbeizukommen, misslang, sodass nach der Serie der Reifenwechsel auch noch Daniel Ricciardo (Red Bull) vor Hamilton lag. Doch es kam die besagte Rennunterbrechung.
Fernando-Alonso-Unfall: Keine Schuld bei Esteban Gutierrez
Für die rote Flagge sorgte in der 18. Runde sorgte der Horrorcrash Alonsos: Der McLaren-Pilot fuhr vor Kurve drei auf den linken Hinterreifen des Haas-Piloten Esteban Gutierrez auf, beschädigte sich bei über 250 km/h die Vorderradaufhängung und schlug seitlich in die Mauer ein, ehe er in Richtung Kiesbett schlitterte. Dort hebelte es den Boliden aus.
Nach mehrfachem Überschlag blieb das auf das Monocoque reduzierte Wrack in einer Trümmerwüste an der Streckenbegrenzung liegen. Es war ein beängstigender Moment, ein heftiger Abflug", sagte Alonso. "Ich möchte mich ausdrücklich bei der FIA für die guten Sicherheitsmaßnahmen bedanken. Nur deswegen bin ich noch am leben."
Unmittelbar nach dem Unfall und noch in der Auslaufzone fielen sich ein dem Schrotthaufen aus eigener Kraft entsteigender Alonso und ein sichtlich schockierter Gutierrez in die Arme. Dabei hatte der Mexikaner den Vorfall nicht zu verschulden, wie Surer meint: "Er ist seine normale Linie gefahren und hatte keine Ahnung, dass der andere links ansetzt", so der Schweizer. Auch Alonso machte Gutierrez keinen Vorwurf: "Kann sein, dass ich zu spät aus dem Windschatten gegangen bin", räumt der Ex-Weltmeister ein. "Ich habe wirklich extrem lange gewartet."
Fotostrecke: Horrorcrash in Melbourne: Alonso & Gutierrez
In Runde 17 des Saisonauftakts hält die Formel 1 den Atem an: Von Fernando Alonsos McLaren ist nur noch Schrott übrig. Doch was ist passiert? Fotostrecke
Nach rund einer Viertelstunde Aufräumarbeiten ging es mit frischen Reifen (Wechsel sind beim Warten in der Boxengasse wieder erlaubt) und einem Safety-Car-Start ohne Positionsveränderungen im Vorderfeld weiter. Vettel und Räikkönen setzten auf Supersoft, die Mercedes auf die Medium-Mischung und einen langen Stint ohne weiteren Boxenstopp. Dazu gab es einen neuen Frontflügel für Hamilton. Letzterer plagte sich als Sechster aber zunächst mit den Toro Rosso vor ihm.
Brennender Ferrari: Kimi Räikkönen erneut der Pechvogel
Doch der Pechvogel des Rennens war wie in der Vorsaison so häufig Kimi Räikkönen: Der Ferrari-Star musste in Runde 24 auf dem zweiten Platz und in Schlagdistanz zu dem zu diesem Zeitpunkt führenden Vettel liegend mit einem Antriebsdefekt an seinem SF16-H die Segel streichen. Der Finne steuerte mit einer brennenden Airbox die Box an, kletterte trotz eines Feuerlöschereinsatzes auf der Höhe seines Helmes aber ohne Eile aus dem Cockpit. Die WM-Punkte rauchten dennoch ab.
An der Spitze setzte sich Vettel nicht von Rosberg ab. Als die Reifen in die Knie gingen und der Heppenheimer die Box ansteuerte, fiel er auf den vierten Platz hinter Ricciardo zurück. Ein Problem bei der Montage eines Rades - eine Radmutter an vorne links klemmte - kostete zusätzlich Zeit. Hamilton überholte die versammelte Red-Bull-/Toro-Rosso-Fraktion bei ihren Stopps und profitierte von dem Vettel-Malheur. Er rückte auf Rang zwei hinter den - obwohl gegen Ende von einem Bremsproblem und hohen Bremstemperaturen geplagten - jederzeit souveränen Rosberg vor.
Sebastian Vettel: Erst Taktik-, dann Fahrfehler
Es kam noch zu einem (Fern-)Duell der beiden Superstars. Eine Aufholjagd Vettels auf den Soft-Reifen endete zwei Runden vor dem Fallen der Zielflagge jedoch wegen eines kleineren Fahrfehlers des Deutschen mit einem Besuch auf der Wiese, sodass Hamilton auf abbauenden Medium-Pneus durchatmen und den Silberrang nach Hause fahren konnte. "Die rote Flagge war im Nachhinein sicher kein Vorteil für uns", resümiert Vettel und fasst sich an die eigene Nase: "Natürlich bin ich nicht ganz zufrieden, vor allem wegen meines Austritts ganz am Schluss."
Anders Hamilton, der mit dem Silberrang gut leben konnte: "Ich habe Schadenbegrenzung betrieben. Es sind noch 20 Rennen zu fahren, nicht nichts ist wirklich passiert", pustet er durch. "Es hat Spaß gemacht, mich von Platz sieben nach vorne zu arbeiten. Ich habe heute einfach versucht, durch den Verkehr durchzukommen. Wenn jemand vor dir ist, der die schnelleren Reifen aufgezogen hat, dann ist es extrem schwierig, ihm zu folgen. Mit dem Resultat bin ich aber wirklich glücklich."
Die Positionen waren bezogen, auf das Top-Trio folgten Daniel Ricciardo (4.), Felipe Massa (5.) und Überraschungsmann Romain Grosjean, der sich heimlich, still und leise im Premierenrennen der neuen Haas zu ersten WM-Punkten für Platz sechs mauserte. Nico Hülkenberg (Force India) wurde Siebter, Valtteri Bottas (Williams) landete auf Rang acht.
Kabale gab es nur noch im Mittelfeld: Die beiden Toro-Rosso-Piloten Sainz (9.) und Verstappen (10.) lieferten sich gleich mehrere Scharmützel. Der Spanier war nach der Unterbrechung und einem Radwechsel-Problem vor den schnelleren Niederländer gelangt, ließ ihn aber auch im gemeinsamen Kampf gegen die Renault-Piloten nicht vorbei, um die Gelben niederzuringen.
Verstappen fluchte im Funk ("Das ist ein Witz") und schmiss sein Auto vor Wut fast in die Mauer, ehe er auf seinen Teamkollegen auffuhr und sich den Frontflügel beschädigte. Trotzdem war der 18-Jährige noch 1,5 Sekunden pro Runde schneller, kam an Sainz aber nicht mehr heran und musste mit einem WM-Punkt vorliebnehmen. DTM-Champion und Formel-1-Debütant Pascal Wehrlein (Manor), der nach tollem Start kurze Zeit auf Rang 14 lag, wurde mit Rundenrückstand als 16. und Letzter abgewunken, zeigte jedoch einen Einstand ohne nennenswerte Patzer.