Toro Rosso: Max Verstappen meckert und punktet
Beim Grand Prix von Brasilien kommt Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz nicht in die Gänge - Teamkollege Max Verstappen erlebt dafür umso mehr und endet auf Platz neun
(Motorsport-Total.com) - Was von Max Verstappen beim Grand Prix von Brasilien hängenbleibt, sind mal wieder spektakuläre Überholmanöver. Der Toro-Rosso-Rookie hatte in Interlagos beim vorletzten Rennen der Formel-1-Saison 2015 aber selbst auch oft das Nachsehen und konnte seinen SR10 nur auf Rang zehn tragen - ein Umstand, der ihn seinen Frust im Funk Luft machen ließ. Nach der Disqualifikation von Felipe Massa bekommt er aber zwei Punkte und steht noch immer besser da als sein Teamkollege Carlos Sainz, der in Sao Paulo nur ein paar Meter weit kam.
Die Jungbullen sollten am Sonntagnachmittag von den Plätzen neun und zehn ins Rennen gehen, doch Sainz fiel schon auf dem Weg in die Startaufstellung zurück. Verstappen musste den harten Mittelfeldkampf, der in den 71 Runden von vielen Positionswechseln geprägt war, allein angehen. Mal konnte er dabei einen Force India überholen, mal wurde er von Lotus-Boliden kassiert und konnte seine Ungeduld dabei nicht verbergen.
"Ernsthaft, wir müssen doch irgendwas machen können", schimpfte er seinen Renningenieur über Funk gefolgt von ein paar Flüchen an und versucht sich nach dem Rennen zu erklären. "Wenn man sieht, dass die anderen auf der Geraden so einfach an dir vorbeifliegen können, ist das einfach frustrierend", beschreibt er die Situation aus Sicht eines Fahrers in einem Renault-betriebenen Auto. "In den Kurven ist das Auto großartig, aber auf den Geraden verlieren wir leider zu viel Geschwindigkeit."
Perez musste in Kurve 1 dran glauben
Vor allem Kurve 1 nutze der 18-Jährige aber umso besser aus. Denn neben seinen tollen Überholmanövern gegen Felipe Nasr im Sauber und Pastor Maldonado im Lotus in der Schlussphase, begeisterte sein Coup gegen Sergio Perez im Force India in Runde 35.
"Es ist leider schwierig, die Position gegen Force India oder Lotus zu halten", so Verstappen weiter. "Aber ich habe es genossen, wieder oft überholen zu können. Es gab ein paar gute Kämpfe und ich konnte angreifen. Hinter mir haben sie aber das gleiche gemacht und ich hatte keine Zeit zum Ausruhen. Das hat Spaß gemacht. Ich freue mich, dass ich wieder unter die ersten Zehn kommen konnte. Man will natürlich immer mehr Punkte, aber wir müssen auch realistisch sein und Platz zehn war heute das Maximum, was wir herausholen konnten."
Teamkollege Sainz musste all das aus der Box beobachten. Sein Auto streikte, als er einen Start am Ende der Boxengasse üben wollte. Zwar konnte man ihn wieder zurück in die Garage schieben und für einen Start wieder anfeuern, doch nach wenigen Metern rollte er wieder aus. Schuld soll die Elektronik gewesen sein, die im Qualifying schon die Kupplung beeinflusst hatte.
Sainz im Pech
"Es ist schade, denn ich hatte mich wirklich darauf gefreut, hier Rennen zu fahren", so der enttäuschte Sainz. "Für einen Rookie wie mich ist das wirklich nicht ideal, aber wir müssen jetzt nach vorne schauen. Es steht noch ein Rennen in Abu Dhabi aus und wir werden dort alles geben, um die Saison positiv zu beenden."
"Für Carlos tut es mir wirklich leid, denn es ist bereits sein siebter Ausfall wegen eines technischen Problems, wobei ein Fahrer immer machtlos ist", merkt Teamchef Franz Tost an, der dafür viel Freude an seinem zweiten Zögling hatte: "Ich muss sagen, dass Max' Überholmanöver mal wieder einzigartig waren. Er geht immer viel kontrolliertes Risiko ein und überholt in den Kurven, nicht auf den Geraden wie andere Fahrer."
Fotostrecke: GP Brasilien, Highlights 2015
"Bei Lewis ist die Luft ein bisschen draußen. Wenn du Weltmeister bist, sind die Rennen danach nicht mehr ganz so wichtig", fürchtet Mercedes-Sportchef Toto Wolff vor dem Grand Prix von Brasilien - und behält mit seiner Prognose recht: Nico Rosberg gewinnt nach Mexiko das zweite Rennen hintereinander, feiert seinen 13. Sieg insgesamt in der Formel 1. Damit überholt er in der ewigen Bestenliste die Weltmeister Mario Andretti und Alan Jones und zieht mit Alberto Ascari gleich. Fotostrecke
Die mageren zwei Punkte werfen Toro Rosso dennoch zurück. Denn Lotus holte in Brasilien fünf WM-Zähler und liegt mit insgesamt 76 Punkten noch neun Zähler vor Toro Rosso auf Rang sechs. Tosts Team kann daher nur noch auf ein starkes Finale in zwei Wochen hoffen.
"Von den Positionen neun und zehn habe ich mehr Punkte erwartet", räumt er ein. "Wir müssen einfach akzeptieren, dass wir in Sao Paulo zu langsam waren, um die Lücke zu Lotus zu schließen. Wir haben noch ein Rennen in Abu Dhabi, mit einer ganz anderen Strecke und ich hoffe, dass wir dort kämpfen können und am Ende die sechste Position in der Weltmeisterschaft noch erreichen."