Langsamer Ricciardo: Neuer Renault-Motor noch schlechter?
Die neue Ausbaustufe der Renault-Antriebseinheit zeigte beim Qualifying zum Großen Preis von Brasilien 2015 keine Verbesserung: Kwjat schneller als Ricciardo
(Motorsport-Total.com) - Die Hoffnung war bereits im Vorfeld gering, doch die neue Ausbaustufe der Antriebseinheit von Renault, in die der französische Konzern sieben Token investiert hat, enttäuschte im Qualifying im Autodromo Jose Carlos Pace in Sao Paulo auf ganzer Linie. Nicht nur bei der Rundenzeit, auch in Sachen Topspeed lag Daniel Ricciardo, der in seinem Red Bull RB11 das neue Aggregat verbaut hatte, hinter seinem russischen Teamkollegen Daniil Kwjat mit altem Material zurück.
© LAT
So war das nicht geplant: Daniel Ricciardo war überall langsamer als Daniil Kwjat Zoom Download
"Man kann mit dem neunten Platz nicht wirklich glücklich sein", sagt der Australier, der in 1:12.417 Minuten zwei Plätze hinter Kwjat landete (Zum Ergebnis). Da er aber eine neue Antriebseinheit verbauen ließ, muss Ricciardo das Rennen vom 19. Startplatz aufnehmen. "Das Auto funktioniert ganz gut; wir haben es gar nicht angerührt, weil wir sehr zufrieden waren", so Ricciardo weiter. "Aber im Qualifying haben uns diese letzten ein, zwei Zehntel gefehlt, die normalerweise den letzten Schritt darstellen."
Die nackten Zahlen werden das nach wie vor angespannte Verhältnis zwischen Red Bull und Renault kaum verbessern können: Ricciardo war knapp ein Kilometer pro Stunde langsamer als Kwjat, dem seinerseits 15 km/h auf den Bestwert von Felipe Massa fehlen (Zu den Topspeeds). Schon im Freien Training am Vormittag war Ricciardo 0,4 Kilometer pro Stunde langsamer als Kwjat. "Wir mussten das neue Triebwerk ausprobieren, denn wir hatten nichts zu verlieren", so der 26-Jährige. "Aber bislang hat es uns nichts gegeben, was uns helfen würde."
Mit Feintuning doch noch stärker?
Vorverurteilen möchte er das neue Aggregat noch nicht, doch Grund zur Freude besteht kaum. "Wir sollten ihnen die Chance zum Feintuning geben, aber momentan zeigt sich nichts Positives", führt der dreifache Grand-Prix-Sieger an. Aufgrund der Strafversetzung hat Ricciardo zwar mehr auf das Rennen hingearbeitet als auf das Qualifying, als Ausrede will er das aber nicht gelten lassen. "Wenn es um das Qualifying an sich geht, bleibt die Herangehensweise dieselbe: So schnell wie möglich sein und den Teamkollegen schlagen. Aber jetzt landet dieser junge Russe vor mir. Verdammt!", lacht er.
Für das Rennen hat er seine Strategie schon preisgegeben: Da er mit dem weiterhin lahmen Renault-Antrieb kaum wird überholen können, möchte Ricciardo einen Boxenstopp einsparen und mit zwei Stopps über die Runden kommen. "Das sollte vom Reifenverschleiß her möglich sein", erklärt er. "Aber ob wir den nötigen Speed für eine Aufholjagd in die Punkte haben, ist fraglich."
Kwjat im Formhoch
Im Qualifying-Duell ist Daniil Kwjat auf 7:11 herangekommen. Der Russe wird gegen Saisonende immer stärker und kann sich nach dem Mexiko-Rennen, das viele als das beste Rennen seiner Karriere bezeichnet hatten, gleich schon wieder über eine subjektive Bestleistung freuen. "Ich habe eine gute Runde erwischt; die beste Qualifying-Runde, die ich diese Saison gefahren bin!", jubelt der 21-Jährige über seine Zeit von 1:12.322 Minuten. "Ich bin richtig glücklich über meine Leistung heute."
Einziger Spielverderber war Nico Hülkenberg, der mit seinem Force India eine weitere halbe Zehntelsekunde schneller war als Wjatscheslawowitsch Kwjat und diesen damit in die vierte Reihe zurückschob. "Die haben einen guten Job gemacht", erkennt Kwjat die Leistung sportlich an. "Im Qualifying war es sehr eng und ich denke, dass dies auch im Rennen so sein wird", prophezeit er.
Deshalb will er mit einer aggressiven Strategie versuchen, das Bollwerk Hülkenberg im Rennen zu knacken. An ein Überholen auf der Strecke ist gegen den geradeaus pfeilschnellen Force India natürlich nicht zu denken. "Wir hatten eine gute Rennpace und mit den Longruns war ich recht zufrieden. Ich will ein schönes, sauberes und kontrolliertes Rennen fahren, um ein paar dicke Punkte zu holen", schließt Kwjat ab.