• 02. November 2015 · 02:32 Uhr

Kwjat wehrlos: Neue Seitenhiebe von Red Bull gegen Renault

Daniil Kwjat fuhr das beste Rennen seiner Karriere und kommt dennoch nicht aufs Podium: Den Schuldigen finden Horner und der Russe im Heck des Fahrzeugs

(Motorsport-Total.com) - Das starke Mexiko-Wochenende von Red Bull fand kein glückliches Ende: Daniil Kwjat lag lange Zeit auf Podiumskurs, war aber beim Restart nach dem Safety-Car absolut wehrlos gegen Valtteri Bottas und wurde dadurch nur Vierter. Daniel Ricciardo rundete ein solides Ergebnis für Red Bull als Fünfter ab (Zu den Resultaten). Dennoch herrscht eher Frustration als Freude im Bullencamp. Die schwächliche Renault-Antriebseinheit kostete einen sicheren Podiumsplatz, und das lässt Christian Horner die Franzosen spüren.

Foto zur News: Kwjat wehrlos: Neue Seitenhiebe von Red Bull gegen Renault

Williams ärgerte Red Bull im Autodromo Hermanos Rodriguez mehrfach Zoom Download

"Unsere Fahrer haben heute alles gegeben. Die Jungs in Milton Keynes haben so gearbeitet wie sie sollten. Es war eine tolle Leistung von allen, aber wie man sehen kann, haben wir das Podium verloren. Man kann eindeutig sehen, wo unsere Schwächen sind", schickt der Red-Bull-Teamchef Giftpfeile in Richtung Viry-Chatillon und setzt noch einmal nach: "Unser Auto war einfach Dynamit in den Sektoren zwei und drei. Wir haben lediglich in Sektor 1 eine halbe Sekunde verloren, das hat uns im Rennen regelrecht hingerichtet."

Von den Topspeedproblemen abgesehen - Ricciardo und Kwjat fuhren trotz geringerem Abtrieb als die Konkurrenz rund 20 Kilometer pro Stunde langsamer auf der Geraden als die Mercedes - hatte Red Bull ein erfolgreiches Wochenende zu verbuchen. "Dieses Wochenende waren wir von der ersten Session an dabei", jubelt Horner. "Die Plätze vier und fünf bedeuten viele Punkte, es ist nur ein bisschen schade, dass nach so einem guten Wochenende kein Podium rausspringt."

Kwjat verdient sich Extra-Lob vom Chef

Für Daniil Wjatscheslawowitsch Kwjat lief das Rennen lange Zeit unproblematisch und der Russe konsolidierte einen dritten Platz. Den frühen Stopp der Williams-Piloten entschloss sich Red Bull nicht zu covern. "Wir kümmern uns nicht darum, was andere Teams machen", sagte Horner bei 'Sky' schon während des Rennens. Stattdessen beließ Red Bull Kwjat und auch Teamkollegen Daniel Ricciardo bei einer zunächst geplanten Einstopp-Strategie, die sich zumindest im Falle des Russen auszahlen sollte.


Fotos: Großer Preis von Mexiko


Kwjat fuhr ohne Probleme in freier Luft einem dritten Platz entgegen. Die Mercedes waren um 30 Sekunden enteilt, hinter ihm drohte Bottas. Doch der 21-Jährige fuhr routiniert in den kurvigen Abschnitten immer wieder ausreichend Vorsprung heraus, sodass der Williams stets zwischen zwei und vier Sekunden Abstand hatte. "Daniil ist fantastisch gefahren, das war wahrscheinlich sein bestes Rennen der Saison. Er hat absolut alles richtig gemacht", hagelt es Lorbeeren von Christian Horner.

Trotz guten Restarts chancenlos

Doch das Safety-Car sollte alles auf den Kopf stellen. Zunächst einmal musste Kwjat zum zweiten Reifenwechsel an die Box kommen, was nicht geplant war, weil es den Boxenstopp nahezu zum Nulltarif gab. Er nahm weiche Reifen mit, was einige Beobachter als Fehler des Teams ansehen. Beim Restart geschah dann das, was kommen musste: "Ich hatte keine Chance, die Williams sind auf der Geraden einfach ausgeflippt", so die Analyse des wehrlosen Russen.

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Daniil Kwjat fuhr das beste Rennen seiner Formel-1-Karriere Zoom Download

Horner fügt hinzu: "Es war ein guter Restart. Eigentlich dachten wir, er könnte sogar Lewis Hamilton in der ersten Kurve angreifen, doch es kam alles anders. Es wurde ein freies Überholmanöver für Bottas." Kwjat sieht den Grund nicht in den Reifen, sondern einzig und allein im fehlenden Topspeed. Er konnte Bottas nicht mehr angreifen und wurde Vierter. Allerdings hatte Williams zuvor bereits seine Fahrer auf eine Schwäche der weichen Reifen aufmerksam gemacht: Dass sie nämlich nicht so schnell auf Temperatur kämen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Pneus bei Kwjat noch nicht den optimalen Grip beim Herausbeschleunigen hatten.

Ricciardo verliert Podiumschance im ersten Stint

Während Kwjat sich nur am Rennende mit einem Williams herumärgern musste, hatte Daniel Ricciardo mit den weißen Boliden aus Grove ein deutlich längeres zweifelhaftes Vergnügen. Zu Rennbeginn kam ihm jedoch erst ein rotes Auto in die Quere: Die Kollision mit Sebastian Vettel überstand Ricciardo ohne Blessuren, trotzdem lief es im ersten Stint nicht wie geplant. Nach 15 Runden beschwerte er sich am Funk über ein unruhiges Heck. "Ich war nicht schnell genug auf dem weichen Reifen", gibt der 26-Jährige zu. Er lag auf Rang vier dennoch aussichtsreich im Rennen.

Die Quittung für seine zu langsame Pace sollte er jedoch bald zu spüren bekommen: Nicht nur verlor er bis zum rettenden Boxenstopp den Anschluss zu Teamkollege Kwjat, sondern fiel auch mit frischen Mediums hinter Felipe Massa zurück, der viel früher gestoppt hatte. Von nun an hing er fest: In den Kurven konnte Ricciardo seine Stärken nicht ausspielen, auf der Geraden war er hoffnungslos unterlegen. "Ich hatte eine wirklich gute Pace auf dem mittelharten Reifen, aber konnte sie nicht zeigen", lautet sein ernüchterndes Fazit.

Starkes Überholmanöver gegen Massa

Es sollte bis Runde 51 dauern, bis der Australier in Angriffsposition kam. Christian Horner konnte wieder live im Fernsehen kommentieren, wie Ricciardo das unmögliche möglich machte: "Massa scheint jetzt richtig Reifenprobleme zu bekommen. Wie man sieht, kommen wir selbst mit DRS auf der Geraden nicht an ihm vorbei. Jetzt greift er beim Bremsen an: Ja, er hat genug Raum, ihm gehört die Kurve, er hat's geschafft!" Das Kabinettsstück, Massa innen in Kurve eins auszubremsen, brachte Ricciardo wieder den fünften Rang ein.

Auch der Australier bekam beim letzten Boxenstopp weiche Reifen. Er selbst hält das für einen Fehler: "Ich hätte lieber den härteren gehabt, weil ich auf dem heute schneller gewesen bin." Horner hingegen verteidigt die Strategie: "Die weichen Reifen waren auf unserem Auto ein bisschen schneller. Wir wussten, dass wir beim Restart verwundbar sein würden, weil das Feld komplett zusammen lag. Wir brauchten den bestmöglichen Grip beim Restart." Zumindest blieb Ricciardo das Schicksal von Kwjat erspart und er konnte den fünften Platz vor Massa nach Hause fahren.

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