• 31. Oktober 2015 · 22:28 Uhr

Rosberg nach Mexiko-Pole: Beißen, aber nicht ins Lenkrad

Rosberg erkennt in wiedergefundener Qualifying-Stärke (noch) keinen Trend - Hamilton nennt Fehler in Q3 irrelevant - Hat er die bessere Rennabstimmung?

(Motorsport-Total.com) - Die Vorzeichen im Mercedes-Teamduell haben sich umgekehrt - wenn es um die Vormachtstellung im Qualifying geht. Am Samstag sicherte sich Nico Rosberg im Rahmen des Mexiko-Grand-Prix zum vierten Mal in Serie den ersten Startplatz, nachdem Teamkollege Lewis Hamilton zuvor elf von zwölf möglichen Pole-Positions verbucht hatte. "Das Qualifying war über weite Strecken der Saison eine Schwäche. Es verbessert sich. Ich weiß aber nicht, ob es ein Trend ist", analysiert Rosberg.

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Nico Rosberg zeigte den mexikanischen Fans, dass mit ihm noch zu rechnen ist Zoom Download

Auf einen neuen Formel-1-Rekord wird er nicht stolz sein. Dank seiner 20. Pole-Position ist er nun der in dieser Wertung führende Pilot, wenn nur Fahrer berücksichtigt werden, die nie einen WM-Titel erringen konnten. Für ihn kein Grund, Trübsal zu blasen. "Im Qualifying habe ich eine gute Balance gefunden. Mein Auto lag ordentlich und ich konnte attackieren." Der Deutsche profitierte außerdem von speziell für die Höhenlage Mexiko-Stadts entwickelten Schächten zur Motorkühlung neben der Airbox und neuem Material bei den Vorderradbremsen an seinem Mercedes.

Dennoch ist es auffällig, dass Rosberg ausgerechnet dann zu alter Qualifying-Stärke zurückfand als Hamilton der WM-Titel kaum noch zu nehmen war. "Er ist wütend. Man muss nur ein bisschen angefressen sein, dann geht das", sagt Toto Wolff mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht und spielt auf die Querelen zwischen seinen Piloten an. Dass der Kommentar nicht ernst gemeint war, ist dem entspannt wirkenden Rosberg klar: "Ich bin nicht wütend. Es wäre der falsche Ansatz", winkt er ab und verweist auf ständig wechselnde Bedingungen sowie ein bissiges Heck, für das er pünktlich zu Q3 das passende Setup fand. Zwischen den Sessions wurde ständig experimentiert, was Hamilton eben nur für zwei Abschnitte besser hinbekommen hätte.

Hamilton mit anderem Setup als Rosberg

Auch hat der Wiesbadener davon profitiert, dass Hamilton nicht immer fehlerfrei war - so wie am Samstag, als er auf seiner letzten schnellen Runde in Kurve 12 von der Fahrbahn abkam. Der Grund für die Schlappe gegen Rosberg? "Nein, nicht wirklich", meint Hamilton und beruft sich darauf, in den Sektoren zuvor nicht schnell genug gewesen zu sein - eigenartigerweise wie alle Konkurrenten, obwohl mehr Gummi auf der Asphaltdecke Gegenteiliges hätte vermuten lassen.

Auch Wolff wundert sich: "Es sah so aus, als sei jeder in der letzten Runde langsamer gewesen. Ihm fehlten zwei oder drei Zehntelsekunden. Als er es bei der Zwischenzeit gesehen hat, hat er abgebrochen." Hamilton verneigt sich vor dem Stallrivalen, moniert aber die Abstimmung seines W06, die rennlastiger sein könnte: "Nico war einfach schnell. In einigen Situationen hat sich das Auto spektakulär angefühlt, aber ich hätte meine Leistung über das Setup sicher steigern können. Es mag nicht das beste Qualifying gewesen sein, aber es gibt noch Luft nach oben für den Rest."

Eine solche Verbesserungsmöglichkeit sieht Hamilton nicht in Q1, wo er auf die weichen Pneus verzichtete - und nicht für die abschließende Zeitenjagd im Schlussabschnitt übte. Kein Problem, findet der Brite: "Es hätte keinen Unterschied gemacht. Ich fühlte mich so oder so wohl und habe aus dem Auto mit der Balance das Maximum herausgeholt." Hamilton grämt sich nicht: "Natürlich geht man in ein Qualifying, weil man Rang eins will, aber Platz zwei ist nicht das Schlimmste."

Ferrari und Red Bull "harte Gegner"

Denn zuletzt schaffte er es zweimal, Rosberg die Führung bereits am Start wegzuschnappen. Der amtierende Vizeweltmeister ist nach harten Manövern in Suzuka und Austin gewarnt. "Der Weg zur ersten Kurve ist lang, da werden wir einen schönen Kampf ausfechten", wittert er ein Stallduell und verspricht, sich keinesfalls geschlagen zu geben: "Ich setze mich auf den Hosenboden und überhole, wenn ich überholen kann. Ich blicke nach vorn und bin hier, um das Rennen zu gewinnen."

Bei der Vergabe des großen Pokals werden zwei weitere Faktoren eine Rolle spielen. Erstens der Reifenverschleiß, bei dem sich Hamilton aufgrund einer "sehr unterschiedlichen" Abstimmung möglicherweise Vorteile gegenüber Rosberg ausrechnet. Zweitens die übrigen Kontrahenten. "Es wird ein Kampf, auch mit den Red Bull und mit Vettel. Der Reifenverschleiß ist ein Problem", warnt der Pole-Mann insbesondere vor Ferrari, das in dieser Disziplin 2015 eine Macht war. Wolff unterstreicht: "Es war eng auf den Longruns. Auch im Qualifying waren die Zeitunterschiede nicht groß. Ferrari und Red Bull sind definitiv harte Gegner."

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