Force India: Teamchef nimmt Nico Hülkenberg in Schutz
Gemischte Gefühle bei Force India nach dem US-Grand-Prix: Sergio Perez holt wertvolle Punkte, Nico Hülkenberg fliegt das zweite Mal in Folge ab
(Motorsport-Total.com) - Freud und Leid liegen bei Force India am Rennsonntag im texanischen Austin sehr nahe beieinander. Während Sergio Perez mit einem erneut starken Ergebnis, dem fünften Rang, aufzeigen konnte, musste Nico Hülkenberg seinen Arbeitstag nach einer Kollision mit Daniel Ricciardo vorzeitig beenden. Perez holt weitere wichtige Punkte im Kampf um den fünften Rang in der Konstrukteurs-Meisterschaft, das Team von Vijay Mallya hält den Platz mit nun 32 Punkten Vorsprung auf Lotus.
"Beide Autos waren gut unterwegs", beginnt der Teamchef gegenüber 'Motorsport-Total.com' sein Resümee zum US-Grand-Prix. "Der eine hatte mehr Glück, der andere mehr Pech. Nico war zwischenzeitlich das schnellste Auto auf der Strecke. Von der Performance her waren beide in Richtung eines starken Punkteergebnisses unterwegs", so der Inder.
In Runde 37 war das Schicksal des Deutschen jedoch besiegelt. Durch ein übermotiviertes Manöver gegen Daniel Ricciardo verschenkte er wertvolle Punkte und musste das Rennen vorzeitig beenden - der zweite Ausfall in Folge für den Emmericher.
Mallya nimmt seinen Fahrer nach der Aktion in Schutz: "Ich bin natürlich enttäuscht. Nico ist ein sehr talentierter Fahrer, ein großes Kaliber. Solche Dinge können passieren. Ich denke, er hat keine solche Reputation, wie manch andere Fahrer, die solche Sachen regelmäßig veranstalten. Aber ich bin sicher, er ist gleichermaßen enttäuscht, wie wir alle, weil er es besser kann. Und er zur Teamleistung mehr beitragen hätte können", glaubt der Teambesitzer. Der Vorfall wurde von der Rennleitung nach dem Rennen untersucht, es wurden jedoch keine Strafen ausgesprochen.
"Das ist sehr frustrierend, aus dem Rennen auszuscheiden, wenn die Dinge so vielversprechend aussehen. Bis zum Zwischenfall hatte ich ein interessantes Rennen. Auf dem ersten Satz der Intermediate-Reifen hatte ich Probleme, aber sobald wir auf Slicks wechselten, machte ich gute Fortschritte", schildert Hülkenberg sein Rennen.
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Den Unfall mit Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo hat er wie folgt erlebt: "Ich wollte an Daniel vorbei, weil ich schneller war und er mich aufgehalten hat, also bin ich das Manöver gefahren. Das hat leider nicht funktioniert, es war das Ende des Rennens für mich." Der Frontflügel an Hülkenbergs Force India sei laut Teamaussagen bereits vor der Kollision beschädigt gewesen, weswegen dieser beim Kontakt mit dem Red Bull endgültig kaputt ging.
Teamkollege Perez profitierte von den vielen Ausfällen und fuhr am Ende einen soliden fünften Platz nach Hause. Der Mexikaner, dessen Heimrennen am nächsten Wochenende stattfinden wird, freut sich über die zweite gute Punkteplatzierung in Serie. Auch er gibt an, auf den Intermediates zu Beginn des Rennens Probleme gehabt zu haben.
"Es war nicht einfach, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Ich hatte bei jedem Restart Probleme mit dem Grip." Es sei sehr viel passiert im Rennverlauf, daher musste man sich sehr konzentrieren, um keine Fehler zu machen." In den letzten Runden konnte ich auf Max (Verstappen; Anm. d. Red.) aufschließen, der auf den weichen Reifen Probleme hatte, aber leider blieb nicht mehr genügend Zeit, um ihn einzuholen", so der 25-Jährige.
Teamchef Mallya ist dennoch zufrieden mit den zehn eingefahrenen Punkten, denn sein Ziel ist klar: "Ich möchte Fünfter in der Konstrukteurswertung werden. Das wäre die beste Platzierung, die das Team jemals erreicht hat in der Geschichte. Wir haben es fast geschafft. 32 Punkte vor Lotus. Wenn wir in den letzten drei Rennen nicht komplett versagen, stehen die Chancen gut, dass wir die Teamwertung als Fünfter abschließen", zeigt er sich optimistisch. (Zum WM-Stand!)
Der Ausfall von Hülkenberg hat zumindest keine großen finanziellen Auswirkungen auf das Team, denn man könne sowieso nicht mehr Vierter werden in der Teamtabelle. Dafür sei Red Bull, derzeit 48 Punkte vor Force India, zu weit entfernt. "Es geht dabei nicht um den finanziellen Aspekt. Wäre ich viel näher dran und hätte zwei Autos in den Punkterängen und Red Bull wäre in Schlagdistanz, dann würde ich 'wow' sagen. Dann hätte ich die Möglichkeit verspielt, Vierter zu werden. Aber das ist nicht der Fall. Wir hätten natürlich auch einen größeren Vorsprung herausfahren können, aber sollten wir in den nächsten Rennen keine Fehler machen, wird uns Lotus nicht mehr einholen können", glaubt Mallya.