• 10. Oktober 2015 · 16:24 Uhr

Rosberg top, Hamilton patzt: Nerven oder Kaltstarter-Qualität?

Nächste Wende im Teamduell: Hat der Deutsche zu Qualifyingstärke gefunden, vermisste Hamilton Trainingszeit oder war der Brite einfach "zu gut gelaunt"?

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton unterlaufen noch Schnitzer: Das ist die Erkenntnis des Qualifyings zum Russland-Grand-Prix in Sotschi am Samstag, dass der Brite nach elf Pole-Positions in der laufenden Saison nicht für sich entschied. Teamkollege Nico Rosberg nutzte es, dass Hamilton bei seinem zweiten Versuch im dritten Abschnitt einen Fahrfehler einbaute und seine Runde abbrechen musste. Der Deutsche jubelt über seine Bestzeit: "Freut mich sehr. Ein guter Tag, obwohl es ein schwieriges Wochenende war."

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Nico Rosberg ließ im Qualifying zum Russland-Grand-Prix nichts anbrennen Zoom Download

Rosberg tappte wie viele Piloten beim Setup im Dunkeln: Ausgelaufener Diesel und starker Regen hatten Freitag in Sachen Abstimmungsarbeit praktisch ins Wasser fallen lassen, im Freien Training am Vormittag crashte Carlos Sainz und sorgte für einen Abbruch. "Ich musste ein bisschen raten mit dem Setup, aber letztlich ist es gut gelaufen und im Qualifying hatte ich ein gutes Auto. Ich habe coole Runden erwischt", resümiert ein rundum zufriedener Rosberg. Lob gibt es auch von Sportchef Toto Wolff: "Er war am ganzen Tag richtig gut. Er hat sich nie eine Blöße gegeben", sagt er.

Das die Trainingszeit, die aufgrund der Wetterlage schon in Japan knapp war, der Grund für die wiedergefundene Qualifyingstärke Rosbergs ist, will Wolff nicht beurteilen: "Ich bin nicht sicher, ob Nico daraus einen Vorteil ziehen kann." Wenn es dem Wiesbadener nicht in die Karten spielt, dann ist es vielleicht ein Nachteil für Hamilton. Über einen noch immer souveränen zweiten Platz ärgert sich der Weltmeister: "Ich habe die Runde nicht zu Ende gebracht und in Kurve 13 gepatzt", räumt er ein. "Nico ist eine großartige Runde gelungen, während ich mit der Balance nicht zufrieden war."

Unter dem Strich scheinen viele Faktoren das Kräfteverhältnis bei den Silberpfeilen umgekehrt zu haben. Auch die Reifen könnten beteiligt gewesen sein, schließlich erkundete Mercedes entgegen der gewohnten Praxis noch in Q2, wie sich die superweichen Pirelli-Pneus verhalten. In der Regel werden die weicheren Mischungen gespart, so gut es geht - gerade, wenn die Überlegenheit so groß ist. Dass Hamilton Schwächen zeigt, glaubt Niki Lauda indes nicht: "Für mich ist er sehr relaxed. Er hat mich noch angerufen, als ich in Wien saß, ich solle noch eine Salatsoße mitbringen."

Der Mercedes-Aufsichtsratschef fragt sich selbst, ob die gute Laune seines Schützlings nicht "zu gut" ist, will den Fauxpas im Qualifying aber nicht zur Staatsaffäre machen: "Der Fehler ist egal. Wenn es drauf ankommt und Nico eine Runde hinbekommt, kann Lewis auch nichts machen. Es ist dieses Mal Gott-sei-Dank in die andere Richtung gegangen." Letzten Endes stehen genau wie in Suzuka zwei Silberpfeile ganz vorne und diesen Erfolg feiert Lauda: "Es ist noch besser, weil der Zeitunterschied größer ist", bemerkt die Wiener Rennlegende. "Man kann es nicht besser machen."

Am Sonntag erwartet sich Mercedes mehr Schwierigkeiten, obwohl die wenigen Longruns keine Probleme aufzeigten. Technisch muss alles passen", warnt Toto Wolff und hat im Blick, dass in Sotschi aufgrund der weicheren Pirelli-Mischungen mit stärkerem Reifenabbau als noch 2014 gerechnet wird. Rosberg hat den Sieg vor Augen: "Ich bin zuversichtlich, denn mit viel Sprit lag das Auto auch gut", sagt er und hofft darauf, den Rückstand in der WM-Gesamtwertung zu verkürzen. "Er kann vielleicht zurückschlagen, da die Pole-Position wahnsinnig wichtig ist", meint Lauda. Dann geht es für Mercedes auch um den Gewinn der Konstrukteurs-WM.

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