Auch nach Suzuka: Sebastian Vettel glaubt an WM-Chance
Obwohl Sebastian Vettel in der WM deutlich hinten liegt, glaubt er an seine Titelchance - Maurizio Arrivabene vergleicht die Wahrscheinlichkeit mit einem Lottogewinn
(Motorsport-Total.com) - Die WM-Chancen von Ferrari und Sebastian Vettel sind nach dem Großen Preis von Japan nicht unbedingt gestiegen. Mercedes fand in Suzuka zu seiner alten Stärke zurück und der Deutsche liegt in der Weltmeisterschaft nun wieder 59 Zähler hinter Lewis Hamilton (zum Rennbericht). Fünf Rennen vor Ende können in diesem Jahr mathematisch nur noch die beiden und Nico Rosberg den Titel gewinnen. Diese theoretische Möglichkeit reicht Vettel jedoch, um die Flinte noch nicht ins Korn zu werfen.
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Sebastian Vettel will in diesem Jahr noch den ein anderen Pokal sammeln Zoom Download
"Es erst dann vorbei, wenn es vorbei ist. Die Chance ist also da", gibt sich der Deutsche nach Rang drei in Suzuka angriffslustig. "Was wäre ich für ein Rennfahrer, wenn ich nicht daran glauben würde? Ich weiß natürlich, dass es schwierig ist, weil der Gegner sehr stark ist. Momentan sind sie besser in Form als wir und es ist nicht einfach, die Dinge umzudrehen, wenn man hinten ist. Aber du musst weiter daran glauben."
"Ich denke, am Sonntag gibt es immer eine Chance. Wenn man realistisch ist, dann denke ich, dass es sehr, sehr schwer werden wird. Aber wer weiß schon, was passieren wird? Wir müssen unser Maximum abrufen und mehr können wir nicht machen. Alles andere liegt nicht in unseren Händen, sondern vermutlich in ihren", erklärt Vettel im Hinblick auf die wiedererstarkten Silberpfeile.
Denn eins ist klar: Aus eigener Kraft kann der Deutsche seinen fünften WM-Titel in diesem Jahr nicht mehr gewinnen. Selbst fünf Siege würden ihm nur dann reichen, wenn Hamilton noch das ein oder andere Mal stolpern würde. "Ich denke, wir gehen in die richtige Richtung. Wir wussten natürlich von Anfang an, dass die Jungs schwer zu schlagen sind. Beide machen einen guten Job, sie haben ein gutes Auto und einen guten Motor. Aber wir stehen auch besser da, als man es von uns erwartet hat", erinnert Vettel.
Dauerhafter Ferrari-Aufschwung
Tatsächlich hätten nach dem katastrophalen Ferrari-Jahr 2014 wohl nicht viele daran geglaubt, dass Vettel zu diesem Zeitpunkt der Saison bereits drei Siege auf dem Konto haben würde - zumal auch der Deutsche selbst in der vergangenen Saison eine Durststrecke ohne einen einzigen Sieg durchlebte. So gesehen sind ein komfortabler dritter Platz in der Fahrer-WM und Platz zwei bei den Konstrukteuren sicher bereits als Erfolg zu werten.
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Jetzt ist er so groß wie Ayrton Senna: Lewis Hamilton gewinnt in Suzuka seinen 41. Grand Prix, braucht dafür nur um ein Rennen mehr als sein großes Vorbild (nämlich 162) - und auch der dritte WM-Titel in der Formel 1 ist jetzt nur noch Formsache. Aber Sebastian Vettel (42 Siege, vier WM-Titel) macht ihn auf dem Podium trotzdem nass. Fotostrecke
Und trotzdem hatten einige nach dem Rennen in Singapur wohl damit gerechnet, dass in diesem Jahr noch mehr drin sein könnte. Während Mercedes auf dem Statdkurs ungekannte Schwächen zeigte, brachte Ferrari erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder beide Piloten auf das Podium. "Wir haben uns selbst etwas überrascht", erklärt Kimi Räikkönen im Hinblick auf die vergangenen Rennen.
Die Strecke macht den Unterschied
"Wenn man nicht gewinnt, ist man natürlich enttäuscht, das ist normal. Aber der richtige Vergleich wäre nicht mit Singapur, sondern eher mit Silverstone", erklärt Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem Rennen in Suzuka. "Wenn man sich den Abstand zu Mercedes in Silverstone anschaut und den hier, dann hat er sich verringert. Das bedeutet, dass wir uns sehr verbessert haben."
"Strecken wie Suzuka kommen unserem Auto nicht entgegen. Nach Monza hat aber der Motor viel geholfen, obwohl das Auto mehr oder wenig dasselbe ist. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit unseres gesamten Teams - vor allem aber auf die Motorenabteilung", lobt der Italiener das jüngste Update das Motors, das die Scuderia seit dem Heimrennen in Monza einsetzt.
Mercedes noch immer vorne
"Insgesamt denke ich aber, dass das die tatsächliche Lücke ist", sagt er und ergänzt im Hinblick auf Mercedes: "Unter dem Strich sind sie wieder genauso konkurrenzfähig, wie wir sie leider bereits das gesamte Jahr erlebt haben." Auch Ex-Ferrari-Pilot Gerhard Berger geht davon aus, dass der Singapur-Sieg in erster Linie der Schwäche von Mercedes geschuldet war. "Das ist das echte Kräfteverhältnis, das wir während der gesamten Saison gesehen haben", erklärt er bei 'Sky'.
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"Mercedes ist ganz klar vorne. Ferrari hat trotzdem sehr große Schritte nach vorne gemacht und ist auch viel besser geworden und näher dran. Unter dem Strich fehlt aber eine halbe Sekunde oder etwas mehr. Ich glaube, dass man das auch mit ins nächste Jahr nehmen wird", so der Österreicher. Allerdings gibt es einige Strecken, auf denen Ferrari deutlich dichter an Mercedes dran ist.
"Müssen unsere Chancen nutzen"
"Es ist eine spezielle Strecke. Es gibt einen glatten Belag und man fährt dort zum ersten Mal mit superweichen Reifen", erinnert auch 'Sky'-Experte Marc Surer, der glaubt, dass Ferrari das in die Karten spielen könnte. "Das könnte noch einmal eine Situation werden, von der Ferrari profitieren kann. Aber auf den anderen Strecke wird es wieder so wie hier sein (in Suzuka; Anm. d. Red.)."
"Wenn sie einen guten Start haben und eine Chance bekommen, dann wird Ferrari die nutzen. Aus eigener Kraft vorne wegzufahren, wie sie es in Singapur geschafft haben, das kann ich mir nicht vorstellen", erklärt der Schweizer allerdings. Vettel gibt sich trotzdem optimistisch und erklärt: "Es gibt noch immer ein paar Rennen und wir pushen so hart wir können."
Selbst wenn es mit dem Titel in diesem Jahr nicht klappen sollte, möchte der Deutsche die Mercedes-Piloten immerhin noch das ein oder andere Mal ärgern. Sein Teamchef äußert sich übrigens auch zum Thema WM - und lässt durchblicken, dass die Chancen nicht ganz so gut stehen. "Das ist als würde man fragen, ob man Millionär würde, wenn man in der Lotterie gewänne. Um die Lotterie zu gewinnen braucht man Glück. Wenn wir also Glück haben, dann ja. Da müssen wir aber sehr viel Glück haben", so Arrivabene.