Red Bull vor Suzuka: Was kann das Chassis reißen?
Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo wollen beim Japan-Grand-Prix 2015 die Stärken des RB11 ausspielen: Reicht das, um die Renault-Antriebsschwäche zu kompensieren?
(Motorsport-Total.com) - Red Bull reist mit dem zweitbesten Teamergebnis der Saison zum Formel-1-Grand-Prix von Japan 2015. Der zweite Platz von Daniel Ricciardo sowie der sechste Platz durch Daniil Kwjat beim Rennen in Singapur dürften die Teamführung um Christian Horner und Helmut Marko in der These bestätigen, dass das Chassis des RB11 dazu taugt, die fehlenden Pferdestärken des 2015ner Renault-Antriebsstrangs zu kompensieren. Gleichwohl ist fraglich, ob dies auch in Suzuka gelingt.
Denn sowohl für Ricciardo als auch für Kwjat gilt, dass man im ersten Sektor, in dem Anpressdruck und Talent des Fahrers entscheidend sind, Rundenzeit gewinnen oder verlieren kann. "Wenn man eine gute Fahrzeugbalance und die ganzen links-rechts-links-rechts-Kurven gut hinbekommt, bist du für gewöhnlich in einer guten Position für den Rest der Runde", berichtet Ricciardo. "Die S-Kurven sind knifflig", stimmt Kwjat ein: "Wenn du dort etwas falsch machst, wirkt sich das auf die komplette Runde aus. Man muss es dort absolut genau hinbekommen."
Auf jener restlichen Runde warten neben der legendären Spoon-Kurve sowie der 130R auf die Fahrer auch lange Geraden, die dem Renault-Triebwerk nicht gerade in die Karten spielen sollten. 2014 gelang es Red Bull am verregneten Sonntag hinreichend, die Fahrwerksstärken auszuspielen, als Sebastian Vettel und Ricciardo direkt hinter beiden Mercedes im Ziel einliefen. Kwjat, im Vorjahr noch in Toro-Rosso-Diensten, hat gemischte Erinnerungen an jenen Grand Prix, den er an elfter Stelle liegend abschloss.
"Dort gab Red Bull bekannt, dass ich für sie fahren würde", blickt der Russe auf seine Beförderung ins A-Team zurück. Auf der anderen Seite wirft für ihn der tragische Unfall Jules Bianchis einen Schatten auf Suzuka 2014: "Das Rennen des Vorjahres war wegen Bianchis Unfall sehr, sehr schwierig. Wir werden ganz klar an ihn denken, wenn wir dieses Jahr hier fahren."
Ein Topteam in der Schwebe
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Japan
Der erste Grand Prix von Japan findet am 24. Oktober 1976 in Fuji statt. Im denkwürdigen Regenrennen holt sich Mario Andretti (Lotus) den Sieg. Die Schlagzeilen beherrscht aber das Titelduell zwischen James Hunt (McLaren) und Niki Lauda (Ferrari). Der Brite holt sich den Titel, als der Österreicher seinen Boliden abstellt, ehe der Zweikampf auf der Strecke begonnen hat. Er will nach seinem schweren Nürburgring-Unfall im gleichen Jahr sein Leben nicht riskieren, stellt ab und verbietet dem Team, einen technischen Defekt als Ausfallgrund zu propagieren. Fotostrecke
Das ist zu wenig für die Ansprüche des Teams aus Milton Keynes, welches zwischen 2010 und 2013 zusammen mit Vettel die Szene bestimmte, wodurch Inhaber Dietrich Mateschitz weiter auf Motoren-Brautschau für 2016 ist. Der langersehnte Einstieg durch VW, respektive Konzerntochter Audi gilt als immer unwahrscheinlicher, obwohl Teamchef Horner die Perspektive gelegentlich medial befeuert. Eine Bekanntgabe der Verbindung Red-Bull-Ferrari steht allerdings noch aus.
Das Team aus Maranello beteuerte mehrfach, dass es keine Angst habe, die Roten Bullen mit konkurrenzfähigen Triebwerken auszustatten. Nach dem Rennen auf dem Marina-Bay-Circuit ist jedenfalls davon auszugehen, dass ein Red Bull mit einem starken Antrieb auch für Ferrari selbst eine harte Nuss werden könnte.