Pirellis großer Suzuka-Sprung: Von ganz weich auf ganz hart
Nachdem in Singapur die beiden weichsten Mischungen im Einsatz waren, bringt Pirelli in Suzuka seine härtesten Reifen mit: Extrembedingungen sei Dank
(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar nach dem Rennen auf dem Straßenkurs in Singapur, für den Pirelli die beiden weichsten Mischungen aus der aktuellen Angebotsreihe nominiert hatte, brach die Formel 1 nach Japan auf. Für das Rennen in Suzuka nominierte Pirelli die beiden härtesten Mischungen: den Hard und den Medium.
Der japanische Circuit wartet mit einigen der schnellsten und anspruchsvollsten Kurven in der Formel 1 auf. Dazu gehört die legendäre 130R, mittlerweile ein fester Bestandteil der Formel-1-Historie. In Suzuka wird extrem viel Energie durch die Reifen geleitet, das führt zu stark erhitzten Laufflächen. Aufgrund der in Suzuka häufigen Wetterschwankungen ist im Verlauf des Wochenendes auch der Einsatz der Regenreifen sowie der Intermediates nicht unwahrscheinlich.
"Für die Reifen gehört der Kurs in Japan zu den aggressivsten Strecken im Formel-1-Kalender", weiß Pirellis Motorsportchef Paul Hembery. "Er ist in dieser Hinsicht mit den Strecken in Silverstone und Spa vergleichbar. Zwar wurden in den vergangenen Jahren Arbeiten am Fahrbahnbelag durchgeführt, welche die ursprüngliche Rauheit der Strecke etwas milderten, die enorme Belastung der Reifen wurde dadurch allerdings nicht verringert."
"Es ist zudem nicht außergewöhnlich, in Japan mit extremen Witterungsbedingungen konfrontiert zu werden. Es kann dort sehr nass oder extrem heiß werden. Beides haben wir in den vergangenen Jahren bereits erlebt", so der Brite weiter über die außergewöhnlichen Herausforderungen von Japan. "Insgesamt handelt es sich um einen sehr anspruchsvollen Kurs, den die meisten Fahrer lieben."
"Darüber hinaus zählen die japanischen Zuschauer zu den leidenschaftlichsten und fachkundigsten Fans in der Formel 1. Sie tragen maßgeblich dazu bei, das Rennen in Suzuka zu etwas ganz Besonderem zu machen. Natürlich werden wir während des Grand-Prix-Wochenendes in Japan noch häufiger an Jules Bianchi denken als sonst", so Hembery. Vor einem Jahr verunglückte der Franzose bei seinem Abflug in Suzuka tödlich.
Die größten Herausforderungen für die Reifen
Suzuka ist ein schneller und flüssiger Kurs. In den schnellen Kurven wirken dabei enorm hohe Seitenkräfte auf die Reifen ein. Die Belastung durch die Längskräfte hingegen ist vergleichsweise gering, denn auf dem Kurs gibt es relativ wenige Phasen, in denen das Auto stark beschleunigt oder abgebremst wird. Stattdessen bleibt das Tempo während der Runde relativ gleichbleibend hoch, auch in den langen Kurven wie der 130R (die nach ihrem Radius benannt wurde) und der Spoon, in denen aufgrund der starken Fliehkräfte konstant hohe Energiemengen durch die Reifen fließen.
Obwohl der Fahrbahnbelag in Suzuka kürzlich erneuert wurde, blieb die Oberfläche relativ rau. Während des Rennwochenendes verändert sich der Kurs erheblich: Insbesondere am Freitag ist die Strecke noch ziemlich grün. Bietet der Kurs nicht genügend Grip, steigt die Graining-Gefahr. Der Abrieb und der Verschleiß der Reifen sind in Suzuka traditionell sehr hoch, das richtige Reifen-Management wird daher noch wichtiger als sonst. Aufgrund der hohen Regenwahrscheinlichkeit, der häufigen Safety-Car-Phasen sowie mehrerer Passagen, in denen überholt werden kann, sind auf dem japanischen Kurs zahlreiche Strategie-Optionen möglich.
Im vergangenen Jahr wurde das Rennen hinter dem Safety-Car gestartet. Von der ersten bis zur letzten Runde blieb es nass. Der spätere Sieger Lewis Hamilton (Mercedes) startete mit Regenreifen vom zweiten Platz. In Runde 14 ließ er Intermediates montieren, die er in Runde 35 gegen einen Satz frischer Intermediates tauschte.