Mercedes nach Singapur: "Vettel wird nicht immer gewinnen"
Laut Toto Wolff bietet die Formschwäche in Singapur Grund zur Sorge, aber nicht zur Panik - Sebastian Vettel ist eine Bedrohung, aber keine Einschüchterung
(Motorsport-Total.com) - Da sahen sie plötzlich alt aus: Mercedes hatte bei den Spitzenplätzen des Singapur-Grand-Prix am Wochenende ausnahmsweise einmal kein Wörtchen mitzureden. Der W06 lief unter seinem Anspruch, weswegen Nico Rosberg lediglich Platz vier im Rennen gelang. Lewis Hamilton schied gar ganz aus dem 13. Grand Prix der Formel-1-Saison 2015 aus. Nicht ohne im Hintergrund noch den Problemen auf den Grund zu gehen, ist man bei den Silberpfeilen aber schon dabei, den Ausrutscher abzuhaken. Denn in Brackley weiß man: Die WM ist deswegen noch nicht verloren.
"Wir müssen auf dem Boden bleiben", betont Mercedes-Motorportchef Toto Wolff. "Es war ein sehr spezieller Kurs und der Reifen verhält sich hier ganz anders als auf anderen Strecken. Das Auto ist das gleiche, wir haben nicht an Performance verloren. Wir müssen da jetzt nur methodisch ran gehen."
Nach normal verlaufenen ersten Freien Training gab die zweite Session am Freitag schon zu denken. Red Bull und Ferrari waren plötzlich auf dem Vormarsch, Mercedes schien nur noch dritte Kraft. Am Samstag dann die Überraschung: Beinahe anderthalb Sekunden hatte Sebastian Vettel den Silberpfeilen abnehmen könne.
Die silbernen Reifenprobleme
"Es muss an den Reifen liegen", überlegt auch Rob Smedley, der Chefingenieur von Williams. "Alles, was über eine halbe Sekunde Verlust hinweg geht, muss etwas mit den Reifen zu tun haben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es nur daran lag. Sie scheinen ihr Auto nicht richtig eingestellt zu haben. Auf den härteren Reifenmischungen und einer normaleren Strecke werden sich ihre Probleme sicherlich wieder egalisieren."
Fotostrecke: GP Singapur, Highlights 2015
Es ist das Wochenende von Sebastian Vettel und Ferrari: Mit den nächsten großen Updates gewinnt der Heppenheimer in Singapur, und das auf beeindruckende Art und Weise. Vettel feiert den 42. Sieg seiner Karriere, überholt damit in der ewigen Bestenliste den großen Ayrton Senna. Und den dritten in seiner Ferrari-Premierensaison, womit er mit Michael Schumacher 1996 gleichzieht. Fotostrecke
"Ich bin sonst eher ein Pessimist", sagt auch Wolff, "aber ich glaube nicht daran, dass man von einem Rennen aufs andere an Performance verliert. Es lag an den Reifen. Wir haben mit den Fahrern gesprochen und der Reifenabbau war einfach enorm und für uns nicht zu erklären."
"Man muss da eine Balance finden", so Wolff weiter. "Man kann es nicht als einmaligen Ausrutscher abhaken. Aber man kann deswegen auch nicht ausrasten. Dann würde man in Panik verfallen und das wäre nicht angebracht. Man muss es einfach analysieren und dann haben wir in Suzuka etwas zu beweisen."
Vettel im Blick
Mit seinem dritten Saisonsieg hat sich Vettel weiter an das Mercedes-Duo, das die Titelentscheidung im vergangenen Jahr noch in Ruhe unter sich ausmachen konnte, heran gepirscht. Zu WM-Leader Hamilton fehlen zwar noch 49 Punkte, Rosberg ist aber schon nur noch acht Zähler voraus.
"Wir haben schon in Monza gesehen, dass sie mit dem neuen Motor noch einmal einen Fortschritt gemacht haben und sie werden auch weiterhin ihr Auto weiterentwickeln", ist sich Wolff der Bedrohung in Rot bewusst. "Wir müssen deswegen aber nicht in Depressionen verfallen. Man kann sich auch Spa ins Gedächtnis rufen, wo sie es waren, die ein schwieriges Wochenende hatten und das Auto nicht gut genug fürs Podium war. Wir müssen jetzt nur konzentriert bleiben und uns bewusst machen, dass wir ein solides Team, ein solides Autos und einen soliden Motor haben."
"Im vergangenen Jahr haben wir einen größeren Vorsprung gehabt", gibt der Österreicher zu. "Jetzt ist er auch wegen des Ausfalls von Lewis erheblich geschmolzen. Aber normalerweise dürfte Sebastian nicht jedes Rennen gewinnen und Lewis nicht in jedem ausfallen. Wir haben einen kleinen Schlag einstecken müssen, aber das wird uns Siege in der Zukunft noch mehr zu schätzen wissen lassen."