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Toro Rosso: Verstappen kommt mit Teamorder-Ignoranz durch
Nach seiner Aufholjagd beim Singapur-Grand-Prix gönnt Max Verstappen Teamkollege Carlos Sainz keine Sternstunde - Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost findet das okay
(Motorsport-Total.com) - Ein abgestorbener Motor am Start, eine Aufholjagd vom letzten Platz mit einer Runde Rückstand in die Punkte, viele beeindruckende Überholmanöver und das Ignorieren von Team-Anweisungen: Das war alleine Toro Rossos Rennen! Vom Grand Prix von Singapur bleibt aber vor allem Max Verstappens deutliches "Nein" zur Teamorder, Teamkollege Carlos Sainz vorbeizulassen, im Gedächtnis. Der Spanier landete dadurch nur enttäuscht auf Rang neun hinter Verstappen, der laut Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost alle richtig gemacht hat.
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Max Verstappen sah nicht ein, seinem Teamkollegen einen Vorteil zu verschaffen Zoom Download
In der Schlussphase des über zwei Stunden langen Nachtrennens bekamen beide STR10 viel Sendezeit. Beinahe im Synchronflug pirschten sie sich an beide in den Punkten liegenden Lotus heran und vorbei. Sergio Perez im Force India auf Rang sieben wäre das nächste Opfer gewesen und hätte von Sainz auf frischeren Reifen angegriffen werden sollen - das sah Verstappen nicht ein.
"Sie haben mir gesagt, dass ich Carlos vorbei lassen soll", erklärt der 17-Jährige, "aber ich hatte das ganze Rennen über eine gute Pace, konnte im Mittelfeld jeden abhängen und auf die Jungs vor mir aufholen. Für mich bestand deswegen kein Grund, ihn vorbei zulassen. Ich glaube, wenn es andersherum gewesen wäre, wäre es genauso abgelaufen."
Sainz verweist auf Red-Bull-Verhalten
Das sieht sein Teamkollege natürlich anders: "Ich hätte es getan. Ich bin ein fairer Mann. Ich habe gesehen, was Red Bull in Monaco gemacht hat und habe gesagt: 'Das ist das Beste, was man in so einer Situation machen kann - fürs Team zu spielen und denjenigen auf neueren Reifen vorzulassen'. Das war ich und ich hätte es gerne versucht. Ich meine, wie sind auf den Plätzen acht und neun ins Ziel gekommen und das ist in Ordnung. Ich habe nur den Versuch gewollt und er hat ihn mit nicht gegeben."
Red Bull hatte beim Rennen in Monte Carlo eine ähnliche Strategie gefahren, Daniel Ricciardo auf frischen Reifen an Daniil Kwjat vorbeizeihen lassen und ihn dann wieder zurück gepfiffen, als klar war, dass es ihm nicht gelingen würde, Plätze gutzumachen.
Tatsächlich hat Verstappen mehrere Aufforderungen über Funk bekommen, sich zurückfallen zu lassen. Das ging bis in die letzte Rennrunde hinein. In den TV-Bildern sah es aber auch so aus, als wäre der Niederländer selbst drauf und dran, den Force India zu überholen. Über mehrere Runde war er schon im DRS-Fenster von Perez. Auch Sainz war unter einer Sekunde hinter Verstappen.
Teamchef verteidigt Verstappen
"Carlos hatte neue Reifen", erklärt Teamchef Franz Tost die Dreistoppstrategie des einen im Vergleich zum Zweistopper im anderen Auto. "Deswegen haben wir überlegt, dass wir die Positionen tauschen könnten. Aber Carlos war zu langsam, er lag zu weit zurück. Max hatte Recht. Er hat gesehen, dass Carlos nicht aufschließen konnte und deswegen auch nicht an Perez vorbei gekommen wäre. Deswegen sagten wir uns dann, dass wir sie machen lassen, weil es keinen Sinn gemacht hätte."
Sainz Frust kann der "Rookie-Bändiger" daher nicht verstehen. Er stellt sich klar auf Verstappens Seite: "Carlos lag immer mindestens zwischen drei und fünf Zehntelsekunden zurück. Wenn er gewollt hätte, dass wir sie Positionen tauschen lassen, dann hätte er näher ran kommen müssen. Sonst macht so etwas keinen Sinn."
Mit diesem Machtwort scheinen die Fronten geklärt und auch Sainz betont, dass es deswegen kein böses Blut zwischen den Jungbullen geben muss: "Wir kommen gut miteinander klar. Es ist für mich kein Problem. Wenn wir unsere Helme aufsetzen, sind wir Rivalen. Manchmal muss man aber auch ans Team denken und nicht nur an sich selbst", kann er sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
Das Beste aus eigenen Fehlern gemacht
Trotz des kleinen Disputs kann Toro Rosso zufrieden vom 13. Rennen der Formel-1-Saison 2015 abreisen, obwohl sie sich das Leben selbst schwer gemacht hatten. Sainz gelang nach seinem Fehler im Qualifying von Startplatz 14 der Sprung in die Punkte. Nach der ersten Safety-Car-Phase war der 21-Jährige noch mal ans Ende des Feldes gespült worden, weil sein Getriebe zwischenzeitlich verrücktspielte.
Verstappen war zwar auch von Rang acht gestartet, wurde in Singapur aber auf eine zusätzliche Probe gestellt, als ihm beim Erlöschen der Ampeln am Start der Motor abstarb. Mit einer Runde Rückstand kämpfte er sich dann seinen Weg durch das Feld. Beide Piloten profitierten dabei auch von den zahlreichen Ausfällen vor ihnen und den Safety-Car-Phasen, die das Feld wieder dichter zusammen brachten.
"Es darf nicht passieren, dass der Motor abstirbt", so Tost. "Dafür hat man ja den Anti-Stall. Wir müssen herausfinden, was da passiert ist. Später hatten wir Glück mit dem Safety-Car. Ich muss aber sagen, dass Max und auch Carlos ein großartiges Rennen gefahren sind. Wir hatten ein wirklich gutes und konkurrenzfähiges Auto. Am Ende haben wir Punkte geholt, was nach den Problemen am Anfang gut ist. Wir hätten aber auch besser abschneiden können."