Mysteriöser Massa-Defekt: "Voodoo" durch Singapurs U-Bahn?
Den Getriebeschaden des Williams-Piloten könnte ein Magnetfeld hervorgerufen haben - Massa gibt Hülkenberg Schuld an Kollision - Teamkollege Bottas zufrieden
(Motorsport-Total.com) - Gemischte Gefühle bei Williams: Der Rennsonntag in Singapur bescherte Valtteri Bottas auf Rang fünf die maximale Punktausbeute gemessen an seinen Möglichkeiten, brockte Felipe Massa aber einen rabenschwarzen Nacht-Grand-Prix ein: Auf Kurs zu WM-Punkten liegend war der Brasilianer in eine Kollision mit Nico Hülkenberg verwickelt, fiel zurück, dann streikte sein Getriebe. Schuld an dem Defekt könnte das Magnetfeld der U-Bahn gewesen sein, die unter dem Marina-Bay-Street-Circuit verläuft.
Indiz dafür: Die ersten Aussetzer verzeichnete Massa nach Kurve 13, wo auch Toro-Rosso-Konkurrent Carlos Sainz keine Gänge mehr wechseln konnte. Das ist die Stelle kurz hinter der Anderson-Bridge, die bereits bei der Singapur-Premiere vor acht Jahren für Probleme sorgte. Unter der schmalen Brücke verlaufen immense Stromkabel. Besonders stark sind die Leitungen für die U-Bahn und die Straßenbahn. So entstehen zahlreiche elektrische Störungen, die zu Aussetzern der Datensysteme führen und sogar Fahrzeugkomponenten beeinflussen können. War Massa davon betroffen?
Der Williams-Pilot schildert seine technischen Probleme kurz vor Rennhalbzeit bei 'Sky Sports F1' folgendermaßen: "Ich habe geschaltet und der Wagen ist in den Leerlauf gesprungen. Ich dachte erst, ich hätte einen falschen Knopf am Lenkrad gedrückt, war mir dann aber sicher, dass mir das nicht passiert war. Als ich dann im ersten Gang war, kam ich nicht mehr heraus." Der FW37 folgte anschließend doch wieder Massa und den Schaltwippen, allerdings war die Erholung nur von kurzer Dauer.
"Nach ein oder zwei Runden ist es wieder passiert und wiederholte sich zwei- oder dreimal pro Umlauf. Es gab keine Chance weiterzumachen", erklärt Massa, wieso er zunächst langsam durch die Boxengasse fuhr und wenige Augenblicke später seinen Boliden abstellte. Er rätselt bezüglich der Ursache für den Ausfall, bringt die im Paddock kursierende U-Bahn-Theorie aber selbst nicht ins Spiel: "Vielleicht etwas mit dem Gang, mit dem Getriebe oder was auch immer - ich habe keine Ahnung."
Auch Ex-Formel-1-Pilot und TV-Experte Martin Brundle ist skeptisch: "Abwarten, ehe wir Voodoo heraufbeschwören, aber merkwürdig ist das schon." Eine eindeutigere Meinung vertritt Massa, wenn es um den Hülkenberg-Crash geht. "Ich kam aus der Boxengasse, ich war innen und habe gebremst. Er war außen, bremste auch, lenkte dann aber ein, als sei ich überhaupt nicht da", gibt er dem Force-India-Piloten die Schuld und nennt die Kollision, für die die Rennleitung Hülkenberg bestrafte, unnötig.
Massa weiter: "Selbst wenn er rechts bleibt, hat er mehr Traktion und kann mich vor der nächsten Kurve überholen, weil er dann die Innenbahn hat. Ich verstehe nicht, wieso er mich mit seinem Auto überfährt. Das war ganz klar sein Fehler." Bottas' Adrenalinpegel blieb in einem für ihn weitgehend ereignislosen Rennen auf einem der ungeliebten Stadtkurse näher der Normalnull: "Fünfter auf der Strecke zu werden, die für uns die schwierigste bis zum Saisonende bedeutet, ist nicht so schlecht. Als Team haben wir uns speziell bei den Boxenstopps verbessert", sagt der Finne.