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Spa und die weniger perfekte Startprozedur
Durchmischt wurde das Feld auf den ersten Metern des Formel-1-Grand-Prix von Belgien 2015, doch wie viel lag am neuen Startvorgang?
(Motorsport-Total.com) - Zu wenig Positionsverschiebungen und zu viel Hilfe von den Ingenieuren - das fanden zumindest die Formel-1-Verantwortlichen, die den Startvorgang wieder zurück in die Hände der Fahrer legen wollten und es für notwendig ansahen, dass die Fahrer während der Einführungsrunde keine für den Startvorgang relevanten Informationen mehr erhalten dürfen. "Ja, wir üben den ganzen Tag Starts. Das ist ja jetzt komplett anders. Wir müssen alles selber machen, auch die Einstellung der Kupplung, und so weiter. Das wird schon spannend", berichtete Nico Rosberg im Vorfeld des Grand Prix von Belgien gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
Beim Start selbst wurde sein gutes Gefühl hinweggewischt, als es für ihn aus Reihe eins hinter ging auf Position fünf. Einen guten Start erwischte hingegen Sergio Perez, der seine vierte Startposition gegen Rang zwei eintauschte und auf der Kemmel-Geraden einen Angriff auf Spitzenreiter Lewis Hamilton versuchte. Offenbar funktionierte hier das Zusammenspiel von Kupplung, Reifen und Asphalt perfekt. Ex-Grand-Prix-Pilot Mark Webber beschreibt gegenüber 'The Guardian' den Idealfall: "Das ist eine richtige Kunst für die Ingenieure, das hinzukriegen: Die Kupplungstemperatur in Verbindung mit der Reifentemperatur und dem Grip auf der Strecke."
Drehzahl, Schleifpunkt und Temperaturen müssen stimmen
"Wenn eines dieser drei Dinge nicht stimmt, wird dein Start dadurch beeinflusst werden - auch wenn es dann nur ein oder zwei Prozent sind, aber da geht es schnell um ein, zwei oder drei Positionen", erläutert der 39-Jährige weiter, der auch ansonsten nicht zu den Fans der Neuerung zu zählen scheint: "Die neue Regel wird in den ersten drei oder vier Rennen etwas gelockert werden. Das Schlimmste wird ein abgewürgtes Auto sein. Wenn du das hast - und das ist möglich - kannst du einen Startunfall verursachen."
"Es geht um die Drehzahl", schildert Formel-1-Experte Marc Surer einen weiteren Aspekt: "Wenn der Motor beim Start bei der falschen Drehzahl hält, dann kann die Drehzahl runterfallen oder die Räder drehen durch. Es ist nicht bei allen Motoren gleich einfach, die perfekte Drehzahl zu halten, weil durch den Turbo noch eine weitere Komponente dazukommt. Sobald Druck auf den Motor kommt, gibt es mehr Schub. Das muss man alles einstellen und offensichtlich ist gerade der Renault in dieser Beziehung sehr schwierig."
Wie extrem werden die Auswirkungen zukünftig?
Dass ein Renault-Start dennoch gelingen kann, zeigte Max Verstappen, der im ersten Umlauf vier Plätze gutmachen konnte. Hingegen hatte sein Teamkollege Carlos Sainz tatsächlich mit einem Motor zu kämpfen, der mangelnden Vortrieb hatte und ihn nach Einführungsrunde zwei an die Box zwang, um das Problem zu beheben.
Zweifel gibt es indes, ob die Änderung langfristig den gewünschten Effekt erzielt und die Startaufstellung zur Anfahrt auf die erste Kurve deutlicher durchmischt. "Ich weiß nicht, ob es das bringt, was damit bezweckt werden soll. Morgen wird sich zeigen, ob es dann ein bisschen Chaos gibt oder nicht. Ich erwarte aber, dass es langfristig keine Änderung bringt", war Sebastian Vettel am Samstag gegenüber 'RTL' skeptisch.
Ähnlich vorsichtig äußert sich sein Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen: "Ich denke, dass es keinen großen Unterschied machen sollte. Natürlich machen es alle Teams ein bisschen anders und deshalb weiß ich nicht, ob es einem Team mehr schadet als den anderen. Es gibt jedenfalls eine größere Chance, dass man einen nicht so guten Start erwischt."
Sicherheit, Rennspannung und der Einfluss der Piloten
Jene schlechten Starts seien das Salz in der Suppe, meint Webber entgegen seiner Sicherheitsbedenken: "Wenn man sich die Zahlen anschaut, gibt es einen hohen Prozentsatz an Leuten, die sich den Start anschauen und dann sehen, je nachdem wie der Start verläuft, weniger und weniger Menschen das ganze Rennen. Selbst meine Verwandten haben das so gemacht, als ich selber noch gefahren bin." Welchen Reiz die ersten Runden eines Grand Prix von Groß Britannien oder das Rennen in Ungarn hatten, als Mercedes eben nicht vom Start weg vorne lag, mag man als Beobachter für sich selbst beurteilen.
Doch es kann nicht nur um Spannung gehen. Das neue Funkverbot bezüglich der Starts wurde auch unter dem Gesichtspunkt eingeführt, wie viel in der Formel 1 der Technik überlassen ist und wie viel in den Händen der Fahrer bleiben muss. Es bleibt abzuwarten, bis die Teams auch diese Neuerung mit Perfektion beherrschen oder umgehen. "Die besten Jungs machen immer einen guten Job. Sie sollten keine Hilfe brauchen, wenn sie so gut sind", findet Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Niki Lauda stimmt dem zu: "Wenn die Fahrer das jetzt richtig trainiert haben und mitgekriegt haben, was sie selber machen müssen, dann sollte das kein Problem sein. Das kann man alles lernen."