• 23. August 2015 · 21:07 Uhr

Lotus feiert in Spa erstes Podium seit Austin 2013

Romain Grosjean gelingt beim Grand Prix von Belgien mit Platz drei die Sensation, während Lotus-Teamkollege Pastor Maldonado schon früh ausscheidet

(Motorsport-Total.com) - Um den begehrten dritten Platz hinter dem Mercedes-Duo gab es beim elften Rennen der Formel-1-Saison 2015 ein Hauen und Stechen. Für das Podium in Spa-Francorchamps hatte sich eigentlich Williams-Pilot Valtteri Bottas beworben, empfahl sich in der Anfangsphase noch Force Indias Sergio Perez und machte nicht zuletzt Sebastian Vettel in seinem Ferrari seine Ansprüche klar. Am Ende war es jedoch Romain Grosjean, der sich den Champagner verdiente und Lotus etwas lang Vermisstes zu feiern gab.

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Strahlende Dritter: Romain Grosjean musste lange auf Podiums-Champagner verzichten Zoom Download

In einem spannenden Showdown mit Vettel profitierte Grosjean dabei vom Reifenplatzer des Deutschen, hätte aber durchaus das Potenzial gehabt, den viermaligen Champion noch vor der karierten Flagge aus eigenen Kräften zu schlagen. Aber der Reihe nach...

Schon am Samstag war ein gut gelaunter Grosjean im Fahrerlager unterwegs gewesen, denn im Qualifying war im bereits die viertschnellste Zeit gelungen. Nicht einmal der Umstand, dass er wegen eines Getriebewechsels auf Startplatz neun zurückversetzt wurde, ließ ihn von seiner guten Laune abkommen. "Im Rennen hatten wir bisher immer eine bessere Pace als im Qualifying", hatte er noch angedeutet - und sollte damit Recht behalten.

Grosjeans irre Aufholjagd

Zwar konnte der Franzose beim Start keine Positionen gut machen, doch schon wenige Runden danach zeigte Grosjean, zu was er im Stande ist. In Runde 6 ging er an Bottas vorbei, in Runde 10 wiederholte er das Manöver nach den ersten Boxenstopps, in Runde 18 war Daniel Ricciardo fällig und nur zwei Runden später hatte Perez nicht entgegenzusetzen.

"Er hat die Reifen geschont als es darauf ankam und Gas gegebene, wenn es angebracht war - Es war das perfekte Rennen von ihm", schwärmt der Technische Direktor Nick Chester. Mit der konservativen Zweistoppstrategie, die die härte Reifenmischung nur für den mittleren Stint vorsah, hatte man auf ein sicheres und das richtige Pferd gesetzt. Im Gegensatz zum Podiums-Konkurrenten Vettel, der sich wegen des herannahenden Grosjean kein zweites Mal an die Box traute.

Aber der Runde 35 knabberte Grosjean kontinuierlich an dem Abstand und war drei Runden später schon in DRS-Reichweite. "Es war beängstigend als der Reifen explodiert ist - so will man auch nicht gewinnen", kommentiert er Vettels Ausscheiden. "Aber manchmal ist das Glück halt auf deiner Seite - heute war das der Fall."

Große Emotionen

Und doch konnte er es kaum fassen, als sein E23 als drittes Auto über die Ziellinie für. Das Tränen flossen, war der gebrochen Stimme über Funk zu entnehmen. "Das Ergebnis ist gut für das Team und für mich natürlich auch", so der Trophäen-Gewinner. "Über das gute Qualifying gestern habe ich mich gefreut, aber das heute war ein unglaubliches Rennen. Alles ist zusammengekommen, als es darauf ankam. Ich bin heute mit meinem ganzen Herzen gefahren und habe hundertprozentig alles gegeben. Ich habe ein paar tolle Überholmanöver gehabt und wirklich gepusht, um Sebastian noch einzuholen. In der letzten Runde sind viele Emotionen hoch gekommen. Es war ein großartiges Gefühl!"

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Lotus feierte Platz drei wie einen Sieg Zoom Download

So ausgelassen hat man den Franzosen lange nicht mehr erlebt - genauer gesagt: Seit 31 Rennen nicht mehr. So lange ist es her, dass Grosjean in Austin 2013 das letzte Mal unter die ersten Drei kam. Es war auch das letzte Podium für Lotus gewesen. Gerechnet hat das Team damit als Letztes. "Die optimistischste Rennstrategie hat uns Platz fünf vorhergesagt und nun haben wir Platz 3 geschafft", verrät Grosjean. "Das ist einfach großartig. Das werden wir mit einer Menge Champagner feiern."

Auf der anderen Seite der Lotus-Garage gab es im Übrigen nicht so viel zu Feiern. Maldonado gelangen von Startplatz sieben nur wenige Meter, bevor er den "Motor verlor", wie er es über Funk ausdrückte. "Wir haben uns noch nicht alles an Pastors Auto angesehen", erklärt Chester, "aber es hat einen harten Abflug über die Randsteine gegeben, was die Power-Box beschädigt hat. Das ist schade, denn er hätte ebenfalls ein gutes Ergebnis erzielen können."

Maldonado freut sich mit

"Das Auto hat sich sehr gut und sehr konkurrenzfähig angefühlt und ich hatte einen guten Start", nimmt aber auch der Venezolaner einen positiven Eindruck aus Belgien mit. "Ich bin enttäuscht über das Problem, was wir heute hatten, aber so etwas passiert nun einmal. Wir konzentrieren uns jetzt auf das nächste Rennen und Romain hat gezeigt, was möglich ist."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Belgien


Held des Tages bleibt damit Grosjean, der sich gerade an dem Ort zurückkämpfen konnte, an dem er vor drei Jahren den Tiefpunkt seiner Karriere erreicht hatte, als er eine heftige Startkollision auslöst hatte, ein Rennen gesperrt wurde und zum Buhmann wurde.

"Ich weiß, zu was ich in einem guten Auto im Stande bin", sagt der Spa-Dritte. "Ich weiß, dass ich sehr schnell sein kann, wenn alles passt. Das heute war für meine Jungs, mein Team und die Arbeit, die wir geschafft haben. Platz vier wäre schon befriedigend gewesen, aber mein Ingenieur hat mich auch ordentlich gepusht, um Platz drei zu erreichen. Das hat jeder im Team verdient."

Nötige Aufmunterung für das Team

Grosjean schaffte es nicht zuletzt, sein Team auch ein wenig von den immer ärger werdenden finanziellen Sorgen abzulenken. "Es war für uns ein sehr hartes Wochenende", so Lotus-Einsatzleiter Alan Permane. "Wie die Leute wissen, hatten wir einige Geldprobleme. Jetzt konnten wir das alles hinter uns lassen und unsere Arbeit auf der Strecke erledigen. Es ist großartig."

Auch aus dem Mercedes-Lager kommt Lob. "Meine Glückwünsche gehen auch an Lotus", do der Technische Direktor der Silberpfeile, Paddy Lowe. "Es ist wundervoll, drei Fahrer mit Mercedes-Power auf dem Podium zu sehen und sicher ein großer Schub für das Team, das zuletzt keine einfache Zeit durchlebt hat."

"Was für ein großartiger Job von Romain heute", schwärmt auch der stellvertretende Lotus-Teamchef Federico Gastaldi. "Es ist kein Geheimnis, dass es bisher eine schwierige Saison für uns war, aber wir wissen, wie wir zurückkommen können. Wir werden alles dafür tun, unsere Autos auch in Monza stark zu positionieren."

Grosjean selbst macht sich hingegen vorerst keine Gedanken, über den nächsten Schritt: "Im Moment denke ich nur darüber nach, mir heute Abend einen Drink zu gönnen."

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