Hamilton bügelt Rosberg: Zauberrunde nach Partyurlaub
Lewis Hamilton sichert sich im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps seine 48. Pole-Position: Keine Chance für Nico Rosberg am Samstag
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat nach einigen Schwierigkeiten am Freitag des Formel-1-Wochenendes in Spa-Francorchamps im Qualifying wieder zurückgeschlagen. Der Brite fuhr in 1:47.197 Minuten einen neuen Rundenrekord auf der belgischen Bahn und verwies Teamkollege Nico Rosberg um 0,458 Sekunden auf den zweiten Startplatz. "Eine unglaubliche Runde, ich konnte es gar nicht glauben, als ich die Rundenzeit gesehen habe", staunt Niki Lauda über die Leistung von Hamilton.
© xpbimages.com
Meldet sich mit Saisonpole Nummer zehn aus der Pause zurück: Lewis Hamilton Zoom Download
"Am Ende geht es aber immer nur darum, was man in dieser entscheidenden einen Runde aus sich herausholen kann. Und da war Lewis heute unschlagbar", sagt der Österreicher. Tatsächlich: Am Freitag hatte Hamilton stets hinter seinem Teamkollegen zurückgelegen, aber am Samstag war er auf den Punkt wieder voll da. "Es fühlte sich super an. Wenn man auf dieser Strecke eine gute Balance hat, dann macht es hier extrem viel Spaß", sagt der amtierende Weltmeister, der im Mercedes-Qualifyingduell mit 10:1 führt.
"Mir sind in Q3 die besten beiden Runden des gesamten Wochenendes gelungen", freut sich Hamilton. Vor allem sein Tempo im zweiten Sektor von Spa-Francorchamps war entscheidend. Im kurvigen Abschnitt nahm er Rosberg fast eine halbe Sekunde ab. "Der zweite Sektor war sonst nie meine Stärke. Dort habe ich es in den vergangenen Jahren nie wirklich zusammengebracht. Heute hat es mal geklappt. In den beiden schnellen Runden war ich dort perfekt unterwegs."
Der Fahrer macht den Unterschied
"Da muss der Nico schauen, wo er die Zeit verloren hat, denn es ist eindeutig, dass er sie verloren hat", meint Lauda. "Ich bin enttäuscht. Die Balance war am Morgen nicht gut, aber im Qualifying wieder in Ordnung. Lewis war aber zu schnell", sagt Rosberg. "Er konnte da noch etwas aus dem Ärmel schütteln, was ich nicht konnte." Der Deutsche, der am Freitagabend davon ausging, dass Hamilton sein Setup übernehmen werde, hatte sich im dritten Freien Training verzettelt.
An Rosbergs Auto wurden Anpassungen vorgenommen, die sich als Fehlgriff erwiesen. "Da habe ich den Faden verloren", gibt der gebürtige Wiesbadener zu. Im Qualifying sei das Handling seines Autos wieder besser gewesen, aber: "Lewis hat richtig einen rausgehauen, da kam ich nicht mit." Während der Deutsche in der Sommerpause brav an der Seite seiner hochschwangeren Frau Vivien in Monaco blieb, reiste Hamilton durch die Welt, machte Party und zeigte sich mehrfach mit Popsternchen Rihanna.
"Der Lewis hat anscheinend die richtigen Ferien gemacht. Er wird immer kritisiert, wo er überall hinfliegt. Er soll ruhig noch mehr fliegen, wenn er dann solche Runden hinzaubert", schmunzelt Lauda. "Jeder muss wissen, was für ihn gut ist, wie er es lustig hat und sich entspannt. Der Lewis reist herum, schaut sich alles an und macht Party. Es scheint ihn nicht zu hemmen, sondern im Gegenteil: Es beflügelt ihn", stimmt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zu.
Kampf um die Spitze: Erinnerung an 2014
"Die Pole-Position ist wichtig und gut, aber es wird ein langes Rennen. Bis Kurve 5 kann viel passieren. Ich bin zufrieden mit dem Tag. Ich hatte mir die Pole-Position vorgenommen - das habe ich geschafft", so Hamilton nach der 48. Pole-Position seiner Formel-1-Karriere. "Ich habe noch große Hoffnung, denn bei dem neuen Startprozedere kann viel passieren. Der Weg bis zur fünften Kurve ist lang, außerdem kann man hier gut überholen", gibt sich Teamkollege Rosberg kämpferisch.
Bei der Kampfansage des Deutschen werden Erinnerungen an das Vorjahr wach, als die beiden Mercedes-Piloten kollidierten und somit ein neues Kapitel im "Krieg der Sterne" schrieben. "Es geht zunächst um den Start und darum, wer vorn am besten wegkommt. Und auch die erste Runde, denn nach Eau Rouge kann auf der Geraden überholt werden. Dann sortiert es sich hoffentlich ein - nicht so wie im Vorjahr", meint Toto Wolff, der den Vorfall von 2014 offenbar nicht vergessen hat.
"In den Longruns waren sie ähnlich unterwegs", erwartet der Mercedes-Motorsportchef ein spannendes Duell. Über das neue Startprozedere, bei dem der Fahrer keine Hilfe des Teams mehr bekommen wird, macht sich der Österreicher keine großen Gedanken. "Ich bin sicher, dass sie beim Start genau wissen, was sie machen müssen", sagt Wolff. Beide Piloten hatten die Starts im Simulator und auch in den Trainings auf der Strecke ausprobiert.
"Ich hoffe, dass der Start für die Fans schön anzuschauen sein wird", sagt Hamilton, der sich seinen sechsten Saisonsieg und den zweiten Spa-Triumph nach 2010 wünscht. Auf diesem Weg würde er seinen Vorsprung in der WM ausbauen. "Für uns ist im Sinne der Meisterschaft ganz gut, dass Sebastian Vettel seine Runde nicht hinbekommen hat. Aber warten wir mal ab. Es könnte Regen geben", so Wolff. "Für uns ist wichtig, dass wir mal wieder ein solides Ergebnis nach Hause fahren."