Formel 1 2015 Budapest: Hamilton mimt den Sonnengott
Auf einer Runde und auf Longruns demontiert er im Freien Training zum Ungarn-Grand-Prix die Konkurrenz - Red Bull foppt Rosberg, Ferrari und Vettel schwach
(Motorsport-Total.com) - Die große Lewis-Hamilton-Show in Budapest geht in die Verlängerung: Der Brite dominierte auch das zweite Freie Training zum Ungarn-Grand-Prix am Freitag und sorgte mit einer Fabelrunde in 1:23.949 Minuten (das Klassement im Überblick!) für die schnellste Zeit im kumulierten Gesamtergebnis. Besonders stark zeigte sich Hamilton auf den Longruns, bei denen ihm mit der härteren Pirelli-Mischungen konstant Zeiten gelangen, die er zuvor auf den weicheren Pneus gefahren war. Das Teamduell entschied er locker für sich.
Klar, dass Hamilton trotz Schwitzkur bei 31 Grad Celsius und prallem Sonnenschein gut Lachen hatte: "Es hat ziemlich viel Spaß gemacht, aber es war unglaublich heiß. Heißer als in der Sauna", sagt der Champion lachend. "Ich denke, alle hatten Schwierigkeiten. Es ist ganz sicher nicht einfach, aber es ist eine Herausforderung und das gefällt mir. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht ausdrücken, wie heiß es ist. Im Anzug und der feuerfesten Unterwäsche kommt man ins Schwitzen, bevor man ins Auto steigt."
Seinen Gewichtsverlust während der Session beziffert er auf ein Kilogramm. Anzumerken waren Hamilton die Strapazen nicht, denn Nico Rosberg hatte er klar im Griff. Der Wiesbadener war am Ende 0,719 Sekunden langsamer, doch das war für ihn nicht die schlimmste Nachricht des Tages (die ganze Action zum Nachlesen!). Denn sein schnellster Umlauf reichte nicht wie gewohnt für Rang zwei, sondern nur für den vierten Platz. Schneller waren die beiden Red Bull mit Daniil Kwjat (+0,351 Sekunden) und Daniel Ricciardo (+0,502 ).
Niki Lauda zeigt sich trotzdem unbesorgt: "Hamilton hat eine klare Vier-Zehntelsekunden-Führung herausgefahren. Das ist für mich noch eine Normalsituation", beruhigt der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams bei 'Sky'. "Mir war klar, dass die Red Bull schnell sein werden, denn auf dieser Strecke geht es weniger um den Motor als vielmehr um das Auto. Das Red-Bull-Auto ist auf solchen Kursen immer schnell gewesen. Sie sind eigentlich dort, wo ich sie erwartet habe", so Laudas Analyse.
Dennoch plagen den Brauseriesen altbekannte Probleme. Rund 20 Minuten vor dem Ende des Trainings musste Ricciardo seinen Boliden mit einem Motorschaden abstellen. Das Aggregat, das sich in einer riesigen Dampfwolke verabschiedete, war allerdings nicht der Motor für das Rennen, womit der Australier eine Strafversetzung entgehen dürfte. Kwjat ist zuversichtlich: "Auf dem Papier sieht es ganz gut aus. Aber die andren Teams werden noch hart arbeiten. Das müssen wir auch tun."
Der junge Russe hatte im Freien Training ein Scharmützel mit Sauber-Pilot Marcus Ericsson zu überstehen und funkte während der Session über den Schweden: "Er ist kein lieber Kerl." An den TV-Mikrofonen rudert Kwjat zurück: "Er ist ein guter Typ, abseits der Strecke..."
Auf den fünften Rang kam Kimi Räikkönen im Ferrari (+1,185) vor Überraschungsmann Carlos Sainz im Toro Rosso (+1,650) und Sebastian Vettel im zweiten roten Renner aus Maranello (+1,711). Der Heppenheimer leistete sich gleich zwei Dreher, wobei der erste definitiv auf einen Fahrfehler zurückzuführen war und der zweite möglicherweise mit dem elektronischen Bremspedal zu tun hatte. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass es Ferrari trotz der geliebten Hitze in Budapest an Tempo fehlt.
Vettel bilanziert: "Ich denke, dass wir nicht unseren besten Tag hatten. Es gab zwei oder drei Sachen, die uns eingebremst haben. Das hat uns etwas Zeit gekostet. Am Vormittag hingen wir in der Garage fest, weil das System einen Kurzschluss hatte. Dazu hatte Kimi ein Problem mit dem Frontflügel und auch heute Nachmittag konnten wir beide nicht so viel fahren, wie wir das gerne wollten. Ich denke, insgesamt gibt es noch viel, was wir uns ansehen müssen. Morgen sollte es aber wieder in Ordnung sein."
Die Top 10 komplettierten Fernando Alonso im McLaren (+1,803) sowie Valtteri Bottas (+1,932) und Felipe Massa im Williams (+1,971). Die Traditionsmannschaft aus Grove plagt offenbar das Problem, dass das Auto die härteren Pirelli-Reifen so effizient nutzt, dass es mit der weicheren Mischung kaum noch zulegen kann. Das kostet wie bereits in Monaco besonders dann Leistung, wenn es sich um enge, langsamere Kurse handelt, bei denen der FW37 seinen enormen Topspeed nicht ausspielen kann.
Am Ende des Feldes klassiert wurden die Force-India-Fahrer Sergio Perez und Nico Hülkenberg. Sie mussten zuschauen: Hintergrund war ein Aufhängungsschaden mit Überschlag am Vormittag, infolge dessen der vöölig demolierte Wagen des Mexikaners nicht rechtzeitig repariert werden konnte. Aus Sicherheitsgründen entschied sich der Rennstall, das Problem zunächst genauer zu lokalisieren und auch das Fahrzeug Hülkenbergs zurückzuziehen. Am Samstag will Force India wieder fahren.